Hilfreiche Engel

Aquarelle von Ursina Würmli

Seit Mitte der achtziger Jahre malt die Schweizerin Ursina Würmli großformatige Engel-Aquarelle. Dem gingen zwei prägende Erlebnisse voraus, zu deren Verarbeitung sie zu malen begann. Zahlreiche Betrachter berührten die Bilder aber so tief, dass sie sich immer mehr der Welt Engel widmete.

Kraftvoll und anmutig wirken die von Ursina Würmli gemalten Engel. Manche sind körperlich zu erkennen und haben Gesichter, manche bringt sie eher als „Lichtenergie“ in verschiedenen hellen Farbschattierungen auf die Leinwand. Manchmal sieht sie Engel, die sie malt, vorher im Traum. Oft aber wartet sie, bis sich zu einem bestimmten Gedanken ein Engel „zeigt“, was Tage oder sogar Wochen dauern kann. Seit über 20 Jahren malt Ursina Würmli bereits Engelbilder, präsentiert sie auf Ausstellungen und Messen und ist damit vor allem in der Schweiz bekannt geworden.

Dass sich ihre künstlerische Entwicklung derart gestalten würde, hatte sich die 1943 in Uster am Greifensee geborene Schweizerin allerdings nicht träumen lassen. Anstoß dazu gaben zwei einschneidende Erlebnisse: „Es war 1985. Ich ging mit sechs Freunden zum Wandern in die Berge. Wir wollten nur eine kleine Wanderung von zwei bis drei Stunden unternehmen“, berichtet sie. Doch die Gruppe verlief sich in steilem Gelände. „Nach rund sechs Stunden saßen wir verzweifelt und erschöpft in einer Felswand vor einer Höhle fest, die wir noch zu durchqueren hatten – ohne Ausrüstung und Lampen. Warntafeln hatten wir ignoriert.“ Plötzlich sei „ein junger Mann“ zu ihnen hinuntergestiegen. Ursina Würmli: „Er war sehr freundlich und meinte, wir sollten uns ihm anschließen, ließ uns aber keine Zeit zum Überlegen.“ Mit einer winzigen Taschenlampe habe er die Gruppe durch die rund 100 Meter lange, steil abwärts führende, stockdunkle Höhle geführt. „Das Eigenartige war, dass unsere ganze Erschöpfung und Angst wie weggefegt war“, erinnert sich die Schweizerin. „Da war ein Gefühl von unendlichem Vertrauen und Geborgenheit. Ich wusste, es kann uns nichts passieren, wir sind beschützt und behütet. Nie vorher hatte ich ein solches Gefühl erlebt.“ Aus dem Ausgang, der teilweise verschüttet war, musste die Gruppe auf allen Vieren hinauskriechen. Ursina Würmli: „Der junge Mann ging ohne ein Wort weiter. Wir waren so erschüttert, dass wir uns nicht mal richtig bedanken konnten.“ Als die Gruppe nach einer Stunde Fußmarsch ihre Berghütte erreichte, seien alle Mitwanderer „voller Energie“ gewesen, erinnert sie sich. War das gerade eine konkrete Engelbegegnung gewesen? Ursina Würmli empfindet es so.

Aquarell auf Papier: ‚Gute Gaben‘ und ‚Mut‘ und ‚Heilendes Licht‘

Obwohl dieses Erlebnis ihren Lebensweg ganz entscheidend geprägt hat, führte es keineswegs direkt dazu, dass sie damals sofort begann, Engel zu malen. Zwar meditierte sie intensiv und war auf der spirituellen Suche. Doch obwohl sie Zeichnen und Malen schon als Kind geliebt hatte, befand sie sich in der Malerei zu dieser Zeit in einer „eher wilden Experimentierphase“. Freiberuflich war sie darüber hinaus im eigenen Atelier als Designerin für eine bekannte Textilfirma tätig. Zum ihrem Equipment gehörten Zeichenstifte und Aquarellfarben.

Aquarell auf Papier: ‚Geheimnis‘

In den sechziger Jahren hatte Ursina Würmli mit ihrem Mann drei Jahre in Indien gelebt, wo dieser für ein Entwicklungsprojekt tätig war. Dort wurde ihre Tochter Anita geboren. Die junge Familie war 1970 in die Schweiz zurückgekehrt, rechtzeitig zur Geburt des Sohnes Thomas.Nach harten Jahren in Indien hatte Ursina Würmli endlich wieder Ruhe zum Malen gefunden. Von allen Malmedien waren ihr Aquarellfarben am liebsten. „Nur mit ihnen kann ich diese Leichtigkeit, Transparenz und das zarte Fließenlassen erreichen“, sagt sie heute.

1987 kam Ursina Würmlis Sohn Thomas mit einer schweren Malaria von seiner Weltreise zurück und musste ins Krankenhaus. Spontan malte die Mutter in ihrem Atelier einen Engel für ihn. Sofort seien die Gefühle von Geborgenheit, Schutz und Wärme, die sie bei der Rettung aus Bergnot gehabt hatte, wieder da gewesen, so die Malerin. Schon als sie mit dem Bild ins Krankenhaus kam, ging es ihrem Sohn mittlerweile besser. Dieses zweite „Engel-Erlebnis“ empfand sie wie einen „Ruf, fast einen Befehl, diesem Gefühl nachzugehen“, das sie im Zusammenhang mit Engeln hatte. Daraufhin entstanden weitere Engelbilder. Waren diese Arbeiten zunächst nur zu ihrer persönlichen Verarbeitung gedacht, wurde sie ständig von Atelierbesuchern darauf angesprochen, die eigentlich ihre Blumen- oder Universum-Bilder kaufen wollten. Tief berührt von den Engelbildern überredeten sie Ursina Würmli, die Bilder auszustellen. „Das Echo war enorm“, so die Malerin. „Viele Leute wollten mit mir über Engel und ihre Erlebnisse sprechen, sodass ich ganz überwältigt war.“ Seither präsentiert sie ihre Engelbilder sowohl in der eigenen, als auch in anderen Galerien, bisher vorwiegend in der Schweiz.

Die Malerin in ihrem Atelier im schweizerischen Obfelden. Manchmal sieht sie Engel, die sie malt, im Traum. Oft aber wartet sie, bis sich zu einem bestimmten Gedanken ein Engel „zeigt“.

Vor dem Malen entspannt sich Ursina Würmli zumeist mit meditativer Musik und beginnt zu skizzieren. Wenn sie das innere Bild „ihres Engels“ dann durch den Pinsel auf den Aquarellkarton fließen lässt, fühlt sie sich von „einer starken Kraft“ geführt. Bestimmte Farben stehen bei ihr für bestimmte Gefühle oder Eigenschaften, die Farbe Blau zum Beispiel für Hingabe und Insich- Ruhen.

Zunächst stellte die Künstlerin Engel als figurlose Farb-Erscheinungen dar. „Engel sind in erster Linie Licht-Energie“, sagt sie. „Ich gebe dieser wunderbaren Kraft eine Form.“ Die wurde mit der Zeit immer konkreter. Obwohl sie nie Gesichter malen wollte, um die himmlischen Boten nicht zu sehr ins Irdische zu holen, seien von „ihren Engeln“ klare „Impulse“ gekommen wie „Schau hin, wir sind da!“ Deshalb hätten einige heute auch Hände, klare Konturen und Gesichter.

Ursina Würmli, die sich sicher ist, dass jeder Mensch einen Schutzengel hat, hält ihn für eine kraftvolle Lichtgestalt, einen liebevollen Helfer und Beschützer. „Die Schlüsselwörter, um Verbindung zu ihm zu bekommen, heißen Vertrauen und Dankbarkeit. Tausend Gebete und Hilferufe nützen nichts, wenn wir das Vertrauen nicht haben.“

Nähere Information:
Ursina Würmli präsentiert ihre Bilder auf Messen und zeigt sie in Ausstellungen. Darüber hinaus bietet sie Vorträge und Meditationsabende an.

Eine Dauer-Ausstellung von Ursina Würmlis Aquarellen, Kalendern und Karten ist zu sehen: montags, mittwochs und freitags zwischen 9 und 11 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung:

Sphären Verlag
Ursina Würmli
Farbrikstr. 8, CH-8912 Obfelden
Tel: +41 (0)44-760 20 24
E-Mail: engel@ursina-wuermli.ch
www.ursina-wuermli.ch

BUCH-TIPP
Würmli, Ursina
Mit lächelnder Schwinge
108 Seiten, € 19,00
ISBN: 978-3-952309-30-8
Sphären Verlag