Der eigenen Atemform folgen

fish-1264243Jeder Mensch atmet. Doch, was nicht jeder weiß: Es gibt zwei Atemformen. Der Physiotherapeut und studierte Anthropologe Marco Gerhards hat nach langjähriger Recherche ein Buch geschrieben, das uns die Grundlagen und weitreichenden Konsequenzen der beiden gegensätzlichen Atemtypen näherbringt.

Alle Menschen gehören einer der beiden Gruppen von Atemtypen an: Sie sind entweder „Einatmer“ oder „Ausatmer“. Erstere zeichnen sich dadurch aus, dass sie aktiv einatmen und passiv ausatmen, letztere atmen passiv ein und aktiv aus. Die eigene Atemform bestimmt dabei nicht nur Körperhaltung, Bewegungsrhythmus und welche Sinne bevorzugt werden, sie beeinflusst auch den Stoffwechsel maßgeblich. So geben die Atemformen Hinweise, wie sich ein Mensch individuell bestmöglich bewegen und verhalten sollte.

Seit etlichen Jahren beschäftigt sich Marco Gerhards mit der sogenannten „Terlusollogie“. Bei dieser Lehre wird davon ausgegangen, dass Sonnen- und Mondstand zur Zeit der Geburt einen Einfluss auf den Menschen haben, der sich in zwei Atem- bzw. Konstitutionstypen manifestiert: den lunaren Einatemtyp und den solaren Ausatemtyp. Ob an dem Tag der Geburt bzw. bei der ersten selbstständigen Atmung die Sonne oder der Mond überwog, soll aus Sicht der Terlusollogie lebenslang prägend sein.

Seit gut 20 Jahren hat sich diese Lehre einen Namen in der Atem-, Musik- und Bewegungstherapie gemacht. Sie zeigt, dass die kosmischen Einflüsse von Mond und Sonne den individuellen Atemtyp erzeugen. Obwohl die praktischen Folgen für die Anwender offensichtlich sind, hat sich das Wissen um den eigenen Atemtyp bislang nicht in der breiten Öffentlichkeit durchsetzen können. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Marco Gerhards hat eine umfangreiche Erweiterung des bisherigen Wissens vorgelegt und erstmalig eine wissenschaftliche Erklärung für das Phänomen der individuellen Atmung geliefert. Die Einflüsse der kosmischen Kräfte auf atmende Wesen werden anhand physikalischer Gesetzmäßigkeiten plausibel und detailliert beschrieben: eine Analyse, die nicht nur für die Anwender, sondern auch für viele Naturwissenschaften ein Augenöffner sein kann.

Ernährungsgewohnheiten, Stoffwechsel, Bewegungsverhalten, Tag- und Nachtrhythmus (die sogenannten „Lerchen“ und „Eulen“) und vor allen Dingen die Händigkeit des Menschen werden nachvollziehbar begründet. Das Besondere dabei: Das Wissen ermöglicht einen persönlichen und direkten Zugang zu der Wirklichkeit der Atemformen. Und im Gegensatz zu der bisherigen Lehrmeinung der Terlusollogie finden sich in dem über 300 Seiten starken Werk des Neue-Erde-Verlages genügend Möglichkeiten auch mit Abweichungen von der Regel umzugehen.

Wer bislang noch nie etwas von Atemformen oder -typen gehört hat, wird durch den methodisch einfachen Zugang schnell in das Thema finden. Der theoretische Teil des Buches wird durch 111 Wahrnehmungsübungen ergänzt, die eine „leibhaftige“ Auseinandersetzung mit den Atemformen ermöglichen. So kann man direkt erfahren, warum man bestimmte Dinge im Leben gut und andere vielleicht nicht so gut bewerkstelligt. Warum z.B. die Bauchatmung nur für den einen Teil der Atmetypen von Bedeutung ist und für den anderen, der die Brustatmung bevorzugt, nicht.

Aufgrund der existentiellen Bedeutung der Atmung hat das Thema auf alle Bereiche des Lebens großen Einfluss – körperlich, seelisch und spirituell. Für Menschen, die sich des Einflusses kosmischer Kräfte bewusst sind, ist dieses Buch daher ein unverzichtbarer Begleiter. Und selbst hart gesottene Wissenschaftler werden hier aufgefordert, sich die Realität von nicht sichtbaren Kräften einzugestehen.

Dem Leser bleibt es allerdings selbst überlassen, ob er in die wissenschaftliche Tiefe eindringen will. Der Autor bietet im ersten Teil des Buches die praktischen und körperlichen Erfahrungsmöglichkeiten an. Wer will, kann sich dann im zweiten Teil ausführlich erklären lassen, warum es z.B. Rechts- und Linkshändigkeit beim Menschen gibt. Wer generell eine Abneigung vor typologischen Zuordnungen hat, dem sei folgendes Zitat des Buches mit auf den Weg gegeben: „Die individuelle Freiheit ist das Einzige, was in der Natur von Bedeutung ist.“ So verstanden bekommt der Ausdruck „freie Atmung“ eine ganz andere, weil zutiefst persönliche Bedeutung.

Lisa Weltz-Holler

Buchtipp:

Marco Gerhards
Die Atemformen beim Menschen:
Mit 111 Wahrnehmungsübungen
336 Seiten, € 24,90
ISBN 978-3-89060-698-9
Verlag Neue Erde