Krankheit anders sehen

Chronische Krankheiten gehören zu den unangenehmsten Erfahrungen im Leben. Gerade die Dauer des Leidens, die Gewöhnung an bestimmte Symptome und die Erschöpfung, die all dies mit sich bringt, machen eine Genesung schwer. Doch hinter den sichtbaren Symptomen verbergen sich oft tiefliegende seelische Ursachen, die über Erkenntnis und Aufarbeitung aufgelöst werden können.

mankau-14-15.inddDer Diplom-Pädagoge und psychologische Berater Andreas Winter befasst sich seit Jahrzehnten mit chronischen Krankheiten und ihren Entstehungsursachen.

Für ihn haben chronische Krankheiten immer mit Gefühlen und mit erlernten Mustern zu tun. Wenn der Betroffene sich dieser Ursachen bewusst wird, besteht die Aussicht auf eine schnelle und vor allem medikamentenfreie Heilungschance, so hat es Winter bereits in etlichen Fällen erleben dürfen.

Ein wichtiger Faktor bei jeglichen Erkrankungen spielt Stress. Jeder Mensch besitzt einen unterschiedlichen Stresspegel. Ist jemand bereits in seinem Leben mit vielen schwierigen Situationen konfrontiert worden und hat somit über die Jahre einiges an Stress angesammelt, so wird sich sein System schneller gegen weiteren Stress wehren. Bedrohliche oder schmerzhafte Situationen erzeugen auf energetischer Ebene Blockaden in unserem System. Lösen wir diese nicht auf, so fehlt mit der Zeit diese Energie an anderen Stellen und körperliche Symptome entstehen.

Energieblockaden, die früh im Leben entstanden sind, richten langfristig großen Schaden an, da sie meist überhaupt nicht bewusst sind. Die Weichen werden während der Schwangerschaft und in den ersten drei Lebensjahren gestellt. Die Erlebnisse in dieser Zeit sind für das heranwachsende Kind am prägendsten, da es alles, was um es herum passiert, gefühlsmäßig in sich aufsaugt wie ein Schwamm – ohne jegliche Filter.

Da für ein Baby keinerlei Kausalgesetz und Zeitgefühl existieren, hat es dabei den Eindruck, als sei ein Ereignis endgültig. Es weiß nicht, dass die Dinge vorübergehen. Bei chronischen Leiden sind in den meisten Fällen weit zurückliegende Ursachen verantwortlich für die Krankheit. Im aktuellen Leben schwingen alte Erfahrungen mit, äußern sich in unbewussten Reaktionen, die zeigen, dass bestimmte Situationen als bedrohlich eingestuft wurden. Es entsteht Stress, und das Leiden setzt ein. Mit der Verminderung von Stress lassen sich daher schon viele Beschwerden lindern.

Langfristig ist es jedoch wichtig, an die Ursachen zu kommen. Dies muss kein langwieriger schmerzhafter Prozess sein. Mittels assoziativer tiefenpsychologischer Techniken führt Andreas Winter seine Klienten zu dem Punkt zurück, an dem ein Leiden begann. Das geht ihm zufolge schnell und ohne die emotionale Belastungsgrenze des Betroffenen zu übersteigen.

Mit seinem neuen Buch zum Thema chronische Krankheiten hat Winter seinen bereits 2012 schriftlich ausgeführten Ansatz präzisiert und die Methode weiterentwickelt. Über die Jahre wurde er sich immer sicherer, dass chronische Krankheiten eine Heilungschance haben. Für ihn ist ein chronisches Symptom »der stressbedingte Schutz vor der Wiederholung einer einst unreflektiert erlebten Bedrohung«.

Das Symptom verschwindet ihm zufolge, sobald die Befürchtung als subjektiv unbedrohlich eingestuft wird. Das emotionale Erinnern und bewusste Reflektieren der Symptom-Ursache führen zu einer Neubewertung. Manchmal fördert man dabei Begebenheiten ans Tageslicht, die einem heute harmlos oder irrational erscheinen, was daran liegt, dass wir als Kleinkinder Ursache und Wirkung ganz anders in unserem Gedächtnis verlinken. Die Technik erfordert daher emotionale Intelligenz und Vorstellungsvermögen. Durch die Aufarbeitung lösen sich schließlich alte Ängste, man wird handlungsfähiger und der Organismus wird abwehrstärker.

Der Autor hält nichts von dem Bild, das uns heutzutage vermittelt wird und nach dem ein Mensch plötzlich ohne eine Vorgeschichte krank werden kann. Solch ein Bild sorge dafür, dass es zu viele Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen und prophylaktische Brustamputationen gebe. Da sich selbst bei Infektionskrankheiten nie alle anstecken, sind für ihn immer die individuellen Faktoren ausschlaggebend. »Ist Ihnen auch nur ein einziger Mensch bekannt, der plötzlich eine chronische Krankheit bekommt und von sich selbst behauptet, bis dahin ein glückliches und erfülltes Leben gehabt zu haben? Ich persönlich kenne keinen. Aber ich kenne Hunderte von Menschen, denen ich genau sagen konnte, was sie krank gemacht hatte und was die Alternative zu diesem Symptom ist. Allein durch dieses Wissen konnten sie wieder gesund werden – schnell und ohne ärztliche Behandlung«, schreibt Winter.

Die Methode, um das auf Unbewusstheit basierende Leiden aufzulösen, erscheint erst einmal einfach. Hier werden keine Krankheiten, sondern Informationen behandelt; die biografi schen Ursachen von Störungen werden auf der Ebene gelöst, auf der sie entstehen: der seelischen. Die Schwachstellen liegen auf dem Weg zwischen Therapeut und Klient. Die Akzeptanz, dass eine Krankheit in der eigenen Verantwortung liegt, scheint bei den Klienten nicht immer da zu sein. Außerdem scheut so mancher den Blick hinter die eigenen Kulissen. Auf der Seite des Therapeuten hingegen muss genügend Einfühlungsvermögen vorhanden sein und dem Klienten Freiraum gelassen werden. Nur der Patient selbst weiß, was für ein Gefühl hinter einem Leiden steht. Sobald gefragt wird: »Warum ausgerechnet dieses Symptom?«, beginnt der Bereich des Subjektiven, des Individuellen und der Persönlichkeit.

Andreas Winter ist überzeugt, dass die menschliche Psyche nach berechenbaren Gesetzmäßigkeiten funktioniert. Dennoch weiß auch er, dass die Seele nicht mit wissenschaftlichen Messgeräten erfasst werden kann – »genauso wenig, wie man im Radio Musik oder im Computer ein Programm finden kann«. Er schreibt: »Das, was einen Vogelschwarm leitet oder einen Menschen trauern oder lieben lässt, wird er nicht mit einem Mikroskop entdecken oder mit einem Skalpell zerschneiden können – aber ist es deswegen etwa nicht existent? Die Seele ist ein Informationskomplex – ähnlich wie ein Kochrezept oder eine Sinfonie – und sie folgt einer klaren Logik, aber sie ist immateriell.«

Buchtipp
Weitere Informationen
Termine mit Andreas Winter:
Deutschlandweite Vortragsreise »Heilen ohne Medikamente«
9. – 24. März 2015
www.heilen-ohne-medikamente.de