Spontan-Heilung

Spontan-Heilung scheint auf Gesetzmäßigkeiten zu beruhen, die mit unserer innersten Essenz und ihrer Verbindung zum großen Ganzen zu tun haben. Sie wird dirigiert von einem geheimnisvollen Seelenwirken, das uns in die Ganzheit zurückführen will.

aquamarin-38-40.inddFälle von Spontanheilung sind häufiger als gemeinhin angenommen. Doch leider werden sie heutzutage in genau den Kreisen ungern wahrgenommen, in denen sie Wichtiges bewegen könnten: bei den Medizinern. »Vertreten Wissenschaftler die Auffassung, alle Schwäne seien weiß, wird die Entdeckung des ersten schwarzen Schwanes diese Hypothese ein für alle Mal erledigen. Anders dagegen bei der Schulmedizin, die in einem solchen Fall dazu neigt, den einen schwarzen Schwan zu übersehen, ja nicht selten sogar seine Existenz abstreitet«, schreibt Ruediger Dahlke im Vorwort zu Katarina und Peter Michels Buch »Spontanheilung« und beschreibt damit die paradoxe Situation.

Die meisten Mediziner, die direkt mit dem Thema Spontanheilung konfrontiert werden, reagieren darauf mit Skepsis oder Abwehr, da sie nur ein rein materiell ausgerichtetes Wissen akzeptieren. Manche Ärzte fürchten auch um ihr Ansehen. So bleiben etliche Fälle von AIDS- und HIV-positiven Patienten, die ihre Lebenserwartung bei Weitem überschritten haben, sowie geheilte Krebsfälle u.v.m. einfach unbeachtet.

Die Amerikaner Hirshberg und Barasch führen in ihrer umfangreichen Studie über Spontanheilungen das Schreiben eines Arztes an, der das Dilemma der Ärzte offenbart: »Ein weiterer Arzt schrieb ziemlich besorgt, dass er mit der Veröffentlichung eines einzigen Artikels zu dem Thema seine Karriere aufs Spiel gesetzt habe. Spontanheilungen, so dämmerte uns, waren zu einer Art Tabuthema geworden. Wie viele solcher Heilungen waren niemals dokumentiert worden? Und aus welchen Gründen? Die Fälle, so sagten wir halb im Scherz, waren die ›Ufos der Medizin‹.«

Katarina und Peter Michel zeigen in ihrem Buch einige Schwachstellen der modernen Medizin auf, verfallen dabei aber nicht in Schwarz-Weiß-Malerei. Sie loten eine neue Dimension der Heilkunst aus, in der nichts ausgeklammert wird, was heilend wirkt. Sie beschreiben Fallgeschichten spontaner Heilung, die zeigen, dass der Patient Genesung erfahren kann, wenn er sich seinem Inneren und seiner Verbindung zum großen Ganzen zuwendet. Dabei werden grundlegende Gesetzmäßigkeiten deutlich, die uns eine Ahnung davon geben können, wie Heilung vonstatten geht.

Der Placebo-Effekt

Bereits die Ausführungen der Autoren zum Placebo-Effekt belegen, welche Kräfte wir besitzen, die zu erforschen sich die Medizin bisher kaum getraut hat. Die beschriebenen Fälle sind teilweise so erstaunlich, dass deutlich wird, wie viel Macht Ärzten und Medikamenten zugesprochen wird – eine Macht, die fast göttlich anmutet. Das Paradoxe: Diese Macht, die in zahlreichen Fällen heilt, geht in erster Linie vom Glauben der Patienten selbst aus. Es wird also Zeit, dass wir uns wieder vermehrt auf unsere eigenen Fähigkeiten
besinnen.

Medizinstudenten lernen, dass ein Drittel aller Krankheiten durch den Placebo-Effekt geheilt wird. Sollte hinter dem Phänomen ein geistiges Heilungsgesetz verborgen sein, dann wäre dies für die Pharmaindustrie natürlich sehr unerfreulich. Auch Yvonne Nestoriuc, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin an der Uniklinik Hamburg, konnte in ihrer Arbeit die große Macht der Gedanken nachweisen. »In Studien hat sich gezeigt, dass 25 Prozent der Patienten, die Placebos nehmen, auch über Nebenwirkungen klagen, obwohl es gar keine pharmakologische Wirkung gibt. 60 Prozent von ihnen brechen dann die Behandlung ab, weil sie die Nebenwirkungen nicht ertragen. Jeder vierte Patient klagte über Nebenwirkungen, die er, nach gängiger wissenschaftlicher Meinung, gar nicht haben kann.«

Bewusstseinsveränderung

Der schulmedizinische Ansatz ähnelt oft einer Art Kriegsführung gegen Krankheiten, ohne dass ein Versuch unternommen wird, das Wesen des vermeintlichen »Gegners« zu verstehen. Einen sanfteren und nachhaltigeren Weg der Heilung bietet der ganzheitliche Ansatz. Hier wird der Mensch als physisches, aber auch als feinstoffliches und seelisches Wesen behandelt. Alternative und geistige Heilmethoden führen häufig in einen Bereich, der das Bewusstsein des Menschen grundlegend verändern kann. Selbst Mediziner mussten bei ihren Untersuchungen zur Spontanremission feststellen, dass 54 Prozent der untersuchten Menschen angaben, dass erst ein veränderter Blick auf die eigene Existenz und deren Sinn den entscheidenden Anstoß zur Besserung gegeben habe.

Auch die Wissenschaftsjournalistin Inka Kübel befragte die Biochemikerin Caryle Hirshberg über Auffälligkeiten bei Menschen mit Spontanheilungen und erhielt ähnliche Antworten: »Was ich auf jeden Fall sagen kann, ist, dass jeder von ihnen mit etwas in Berührung gekommen ist, was für sie oder ihn ganz wesentlich ist, dass sie einen Zugang zum innersten Kern ihrer Persönlichkeit gefunden haben und dann Verhaltensweisen, Lebenseinstellungen und Praktiken entwickelten, die möglichst übereinstimmend mit ihrem innersten Selbst sind. … Es gibt im Leben einen Umschwung vom täglichen Vorsichhinleben, das wir alle kennen, hin zu der Empfindung der Unmittelbarkeit des Lebens. Dieser Umschwung hat bei jedem stattgefunden, er kann aufgrund einer religiösen Erfahrung eingetreten sein, er kann gekommen sein, weil man ihnen sagte, dass es für sie keine Hoffnung mehr gebe, und sie darüber in Wut gerieten. Bei anderen Menschen wiederum trat er mit ihrer Ergebung in ihr Schicksal ein. Aber immer gab es diesen Wendepunkt.«

Ein fundiertes Verständnis davon, wie unsere Programmierungen unser Leben formen und wie wir diese Programmierungen ändern können, ist daher wichtig. Heilung bedeutet scheinbar eine Rückkehr zu sich selbst, zum Lebendigen an sich. Es ist, als ob ein Erkrankter sich vom großen Ganzen entfernt und damit von der Göttlichen Quelle des Lebens getrennt hat. Die Verantwortung des Patienten rückt damit ins Zentrum der Untersuchung von Spontanheilungen. Es liegt letztendlich an ihm selbst, sich bewusster wahrzunehmen und eine andere Richtung einzuschlagen.

Fall einer stillen Spontanheilung
Robert Moore wurde geröntgt, doch der Verdacht des Arztes auf ein Lungenemphysem konnte nicht bestätigt werden. Erst die Gewebsprobe aus einem Lymphknoten führte zu der schrecklichen Gewissheit: Der Patient litt an einem rasch wachsenden undifferenzierten kleinzelligen Bronchialkarzinom, einer fast immer tödlich verlaufenden Krebsart. Eine Behandlung, so befanden die Ärzte, war sinnlos. »Da vollkommen inoperabel und unheilbar«, so der Vermerk zur Entlassung aus dem Krankenhaus, »wäre mit einer Behandlung wie Strahlentherapie oder Stickstoff-Lost nichts gewonnen.«

Die Ärzte verschwiegen dem Patienten die düstere Prognose und teilten ihm lediglich mit, er habe »einen Tumor, der behandelt werden könne, wenn er Symptome verursache. Wir hielten es für das Beste, wenn er möglichst bald wieder zur Arbeit ging.«

Fünf Jahre später geschah das Unfassbare: Moore, der längst hätte tot sein müssen, betrat das Krankenhaus erneut. Er hatte »akute Beschwerden in der Schulter«, welcher Art genau ist dem Krankenbericht nicht zu entnehmen.

Eine Röntgenuntersuchung brachte keinerlei Befund. Der Radiologe verglich die neuen Aufnahmen von Moores Brustraum mit den alten. In seinem Bericht kann er sein Erstaunen nicht verbergen. So schreibt er: »Keine Geschwulst vorhanden … absolut nichts erkennbar … War der Knoten tatsächlich bösartig? Schlage Überprüfung durch Pathologen vor.«

Die Überprüfung konnte das Rätsel nicht lösen: Die Feinschnitte von Moores alter Gewebsprobe wurden noch einmal untersucht. Die Mitarbeiter der pathologischen Abteilung bestätigten einhellig die alte Diagnose einer unheilbaren Krebserkrankung.

Rückkehr zur Ganzheit

Wer dem Mysterium wahrer Heilung näherkommen will, muss sich laut Katarina und Peter Michel mit einem Begriff besonders befassen: Ordnung. Es ist die Übersetzung des griechischen Kosmos, womit bereits anklingt, dass Heilung im Zusammenhang mit dem Wechselspiel von Makro- und Mikrokosmos steht. Alles, was aus der Ordnung der Welt herausfällt, wird zum Chaos und letztlich zur Krankheit. In diesem tieferen Sinn ist Krankheit letztlich ein »Herausgefallensein aus der Ordnung«.

Wenn nur die Wiederherstellung dieser Ordnung wahre Gesundheit bewirken kann, dann lässt sich verstehen, dass ein Freiwerden von Krankheitssymptomen – selbst durch ganzheitliche Heilmethoden – nicht immer nachhaltig ist. Die Persönlichkeit hat dann, wie Heiler es oftmals ausdrücken, eine besondere »Lektion« noch nicht gelernt. Erst wenn die innere Disharmonie aufgelöst wird, kann sich der äußere Gesundheitszustand bessern. Wenn man diese Gesetzmäßigkeit beachtet, wird man verstehen, warum viele von Krebs Geheilte einige Jahre später an einem anderen Krebs sterben. Das Leben geht weiter und hält immer neue Lektionen für uns bereit.

Was Heilung behindert

Wenn der Patient glaubt, auf die ihn umgebenden Umstände nicht mehr aus eigener Entscheidung einwirken zu können, scheint – meist unbewusst – die Krankheit der einzige Ausweg zu sein. Es ist dann weniger die Lebenslage selbst als die Einstellung zu ihr, die zu Krankheit führt. Vielfach haben solche Menschen nicht genügend Selbstwertgefühl und leben nicht aus ihrer Mitte, sondern lassen sich weitgehend von ihrer Umgebung bestimmen oder zumindest in hohem Maße prägen. »Wer sich über lange Zeit einer Fremdbestimmung ausgesetzt sieht, in der ihm vonseiten der Familie, der Gesellschaft, einer religiösen Gemeinschaft oder einer politischen Gruppierung ein Verhalten aufgezwungen wird, das ihm zutiefst zuwider ist – wird schon bald ein Krankheitsbild entwickeln«, erläutern Katarina und Peter Michel.

Auch eine Verhaftung an eine schmerzvolle Erfahrung kann schwerwiegende Folgen haben. Heilerin Melanie Missing beschreibt es so: »Das Verweilen bei einer Wunde ist genaugenommen eine Art Selbstverstümmelung, eine Selbstgeißelung, bei der unser Bewusstsein stets auf Schwäche und niemals auf Genesung konzentriert ist.« Ein mutiges Verarbeiten traumatischer Erlebnisse ist zuerst einmal unangenehm. Auf lange Sicht allerdings schützt es vor der emotionalen Panzerung, die Bereiche verdeckt, an die eigentlich Licht kommen sollte.

Heilung ist für uns heute noch ein geheimnisvolles Geschehen, das wir nur bruchstückhaft erklären können. Aber es gibt sie. Und zu wissen, dass es sie gibt, schenkt einer nach Heilwerdung und Ganzheit suchenden Menschheit Mut und Hoffnung.

Buchtipp
Michel, Katarina
Spontanheilung Warum das Unmögliche doch geschieht
192 Seiten, 17,95 €
ISBN: 978-3-89427-673-7
Aquamarin