Die Rosen-Methode

„Ich hatte keine Ahnung, was es heißt, wirklich geliebt zu werden, bis ich schließlich 70 Jahre alt war. Vom Kopf her wußte ich zwar, dass viele Menschen mich liebten, aber richtig verstanden habe ich das erst nach einer Rosen-Sitzung, die mich tief berührte. Von da an konnte ich mich für die Liebe öffnen. Es war ein ganz anderes Leben, das ich danach spürte.“ Die Worte von Marion Rosen beschreiben sehr deutlich die Wirkung einer Rosen-Sitzung.

Die Rosen-Methode hat mit Blumen nichts zu tun. Der Name stammt von Marion Rosen, einer in die USA ausgewanderten Deutschen, die jahrzehntelang als Krankengymnastin gearbeitet hat. Sie war um die 60 Jahre alt, als sie mit der „Rosen Methode“ an die Öffentlichkeit trat. Jahre zuvor, noch als junge Frau in Deutschland lebend, war sie eine Schülerin von Lucy Heyer und hatte auch zu Karen Horney und Gertrud Lederer Kontakte geknüpft. Sie arbeitete mit Psychoanalytikern u. a. Gustav Heyer, einem Schüler und Kollegen C.G. Jungs, zusammen und unterstützte mit ihrer „Berührungsarbeit“ die Psychoanalyse.

So ist die Rosen-Methode ganz und gar aus ihrer Praxis, der Arbeit mit Menschen, ihren Klienten, entstanden.

Es geht hier um eine heilsame Berührung – eine Berührung von verspannten Muskelregionen, die wir uns im Laufe der Zeit wie Schutzwälle und Barrieren aufbauen.

Muskeln als Spiegel der Gefühle
Muskeln funktionieren normalerweise so, dass sie sich anspannen und wieder entspannen – das ist ihre Arbeit. Wenn Gefühle festgehalten, verdrängt werden, d. h. nicht geäußert, ausgedrückt werden, können die Muskeln nicht mehr ihre Arbeit tun, sie können sich nicht mehr entspannen, verharren angespannt in einer Hab-Acht-Stellung. Es ist, als hätten sie vergessen zu entspannen. So kommt es zu chronischen Verspannungen und damit zu chronischen Schmerzen und energetischen Blockaden; der Atem kann dort nicht mehr frei fließen. Das, was neu ins Leben treten möchte, wird möglichst vermieden.

Die Methode
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Der Klient liegt in der ersten Hälfte der Sitzung auf dem Bauch auf einer Liege, wenn möglich, sind Oberkörper und Beine unbekleidet. (Später liegt er dann auch auf dem Rücken.) Die Praktizierende erkundet zunächst mit den Augen den ganzen Körper, schaut, an welcher Stelle er nicht den Raum einnimmt, den er einnehmen könnte, wo er sich klein und eng macht, sich versteckt oder gar zurückhält, wo auch der Atem flach ist oder sich nicht zeigt. Wie passen die verschiedenen Teile in ihren Proportionen zueinander (Schmale Schultern – breites Becken)? Welchen Ausdruck zeigt das Gesicht? Schließlich: Welche unbewussten Prozesse haben den Körper so geformt, wie er sich jetzt zeigt?

Neugierige Hände
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Wir beginnen mit den Händen dort zu arbeiten, wo die Verspannung eindeutig sichtbar ist, z. B. am Rücken; die Hände halten dort inne, wo sie die Verspannungen spüren, begegnen diesen Verspannungen mit Druck, gemäß ihrer Stärke, berühren mit allen Teilen der Hände (Handballen, Daumen, Finger etc.). Es ist so, als ob alle Sinnesorgane in den Händen vereinigt seien, sie tasten nicht nur, sondern schmecken, riechen, schauen. Es sind neugierige Hände. Das Innehalten an einer Stelle erfolgt so lange, bis beim Klienten eine Veränderung spürbar oder sichtbar wird – sei es in der Atembewegung, sei es im Gesichtsausdruck, in der Farbe der Haut, dem Flattern der Augenlider. Häufig spürbar ist auch das Weicher- und Flacherwerden der verspannten Muskulatur. Durch die Berührung entsteht ein Bewusstsein in den Körperzellen, das sich dem intellektuellen Wissen nicht erschließt. Diese Berührung, die nichts fordert, nichts erreichen will, schlicht erwartungslos ist, macht es dem Klienten möglich, sich tief zu entspannen und sich gleichzeitig seines Festhaltens bewusst zu werden. Dabei eröffnet sich der Raum, um mit verborgenen Gefühlen in Kontakt zu kommen, diese dürfen nun auftauchen und bewusst werden in Form von Erinnerungen, Bildern, auch Gerüchen und Farben.

Der Atem als Schlüssel
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Der Schlüssel unserer Arbeit ist der Atem, das Zwerchfell, das „Stimmungsbarometer“. Über das Atemmuster erhalten wir Informationen: Welches Statement wird verkörpert, welcher Platz im Leben eingenommen? Auf die Atembewegung richten wir während der Berührung unsere Aufmerksamkeit, nehmen Veränderungen wahr; sie deuten darauf hin, dass auch innerlich etwas in Bewegung kommt, sobald die Berührung tiefer dringt und der Atem das Verdrängte aus den tieferen Schichten hervorholt. So ist der Verlauf des Atems wie ein roter Faden, dem wir folgen und nie wissen, wohin er uns führen wird, welche Teile am Ende einer Sitzung das Gesamtbild runden.

Wenn sich im Laufe der Sitzung das Zwerchfell in der Atembewegung entspannt, entsteht ein friedliches, nährendes Wohlgefühl, eine Gelassenheit und ein Annehmen von dem, was ist.

Das Sprechen
Die Rosen-Methode hat auch einen verbalen Teil. Was wir am Körper wahrnehmen, wird dem Klienten mit Worten mitgeteilt. Es sind kurze Mitteilungen, z. B. über die Atembewegung, über das Festhalten bestimmter Körperregionen. Es ist nicht unsere Aufgabe, den Klienten zu interpretieren oder ihm Ratschläge zu geben. Im Gegenteil, wir beschränken uns auf Aussagen über das, was wir im Körper sehen. Wenn der Klient sich dann mitteilt, beobachten wir den Atem, achten auf die Stimme, geben zurück, inwieweit der Köper das Gesagte bestätigt. Wir bleiben neutral. Marion Rosens Leitsatz liegt ein Wort aus dem Thomas-Evangelium (Kap. 70) zugrunde. Es lautet: „Wenn du das hervorbringst, was in dir ist, wird dich das, was du hervorbringst, retten. Wenn du nicht hervorbringst, was in dir ist, wird dich das, was du nicht hervorbringst, zerstören.“

Die wichtigste Funktion der Rosen- Methode ist es, Menschen zu ihrem inneren Wachstum zu verhelfen. Das Ziel ist es, Menschen darin zu unterstützen, ihr Potenzial zu entdecken und zu nutzen.

Marion Rosen: „Bei dieser Arbeit geht es darum, sich wiederzufinden – die Wandlung zu vollziehen von der Person, die wir meinen zu sein, zu der Person, die wir wirklich sind.“

Juliane Knoop ist Praktizierende und Lehrerin der Rosen-Methode. Ausbildung bei Marion Rosen in Berkeley, Kalifornien, USA, und Gründerin des Deutschen Zentrums für Körperarbeit Rosen-Methode.
www.rosenmethode.de

BUCH-TIPP
Rosen, Marion
Die Rosen-Methode
128 Seiten, € 12,90
ISBN: 978-3-89060-252-3
Neue Erde