Oase des Wohlgefühls

Massagen sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie sind sowohl fester Bestandteil unseres medizinischen Versorgungssystems als auch Abwechslung und Entspannung im Alltag, eine Oase der Ruhe und Regeneration. Wenn die Kraft der gezielten Berührung mit der Heilkraft von Kräutern und Ölen miteinander kombiniert werden, können mechanische, chemische und ätherische Impulse körperliches Wohlbefinden und Gesundheit doppelt gut fördern: Die Kräuterstempel- Massage, die das Beste aus verschiedenen Kulturkreisen verbindet, sorgt für ein Höchstmaß an Wohlfühlenergie.

Massagen waren bereits 2700 Jahre vor unserer Zeitrechnung in der chinesischen Kultur bekannt. Aber auch bei den Ureinwohnern Nord- und Südamerikas haben sich erstaunliche Kenntnisse verschiedener Massagetechniken gehalten. Die Verbindung heilkräftiger Kräuter und edler Öle mit der Massage ist besonders im ostasiatischen Raum verbreitet. Bei uns sind auch die ayurvedischen Massagen mit heißem Öl sehr bekannt und beliebt geworden.

Die Wurzeln der Kräuterheilkunde scheinen indes noch weiter in die Zeit zurück zu reichen. In allen Kulturen lassen sich ihre Spuren entdecken. Es gibt schriftliche Überlieferungen der Ägypter auf Papyrus und der Sumerer auf Tontafelfragmenten, die bereits die Anwendung von Kräutern zur Gesundheitspflege beschreiben. Auflistungen hunderter Ingredienzen, davon über 200 Namen von Pflanzen neben Zeichnungen einzelner Pflanzenteile zeugen von einem hohen Kenntnisstand der Materie.

Die urpsrünglichen Verquickungen der Pflanzenheilkunde mit magischen Praktiken und dem Glauben an dunkle oder lichte Wesenheiten, die Krankheit verursachen oder nehmen können, verliert sich dabei im Laufe der Jahrtausende in den meisten Traditionen. Bei den alten Griechen und später auch bei den Römern geht es in dieser Hinsicht bereits viel nüchterner und rationaler zu. Und nach einem kurzen Aufleben der Naturmagie im Mittelalter wurde zum Übergang in die Zeit der Aufklärung jegliche Spur von „Kräuter- und Hexenweibern“ gründlich ausgelöscht.

Synthese der Gegensätze
Mit diesen Entwicklungen geht eine graduelle Verschiebung von einer ursprünglich von Frauen betreuten zu einer von Männern übernommenen Domäne einher. Da sich Frauen seit Menschen Gedenken mit dem Sammeln und Verarbeiten von Pflanzen und Kräutern beschäftigten, war ihr Wissen um die Kräfte und Eigenschaften der kostbaren Naturgüter groß. Durch die zunehmende Vorherrschaft der Männer, deren Herangehensweise an Wissen mehr vom Analysieren, Zerlegen und Beurteilen geprägt ist, setzte eine Tradition der Medizin ein, die das intuitive und subjektive Wissen von Frauen als ungenauer und fehleranfälliger darstellte.

Heute wird wieder vermehrt versucht, eine Synthese der beiden Herangehensweisen zu schaffen, damit die feinstofflichen und die materiellen Aspekte der Natur gleichermaßen Beachtung finden, denn nur ein ganzheitliches Bild ergibt das größtmögliche Maß an Genauigkeit. So ist etwa inzwischen wissenschaftlich bewiesen, dass Pflanzen zu Kommunikation und Empfindungen fähig sind. Man darf heutzutage durchaus von einer Pflanzenseele sprechen und seinem Lieblingskaktus so etwas wie eine eigene Persönlichkeit nachsagen, ohne deswegen verständnislos angeschaut zu werden.

Die Kräuterstempel-Massage
oase-des-wohlgefuehls02Für indigene Kulturen sind diese Einsichten schon immer Tatsache und Grund für einen liebevollen Umgang mit der Natur. Achtsamkeit, Respekt und Kommunikation haben hier Priorität. Und genau diese Aspekte bezieht die neuartige und ebenso althergebrachte Form der Massage mit ein, die Liane Jochum, Naturkosmetikerin und Wellnesstherapeutin mit Dagmar Fleck, Leiterin der Cairn Elen Lebensschule, nach Vorbild indonesischer Massagekunst ersonnen haben. Ihre Kräuterstempel- Massage, bei der volksmedizinische Überlieferung sich mit asiatischen Massagemethoden verbinden, integriert die traditionelle Erfahrung aus Anwendungen von Kräuterauflagen und Wickeln und die Kraft heimischer Kräuter.

Die Massageform mit dem geschützten Namen „Santai“ (indonesisch: sich wohlfühlen und entspannen) enthält auch einen spirituellen Aspekt. Santai nimmt Bezug auf die „Drei Wahrheiten des Buddhismus“, welche sich auf die „Nicht- Substanzialität“, die zeitweilige, flüchtige Existenz der Dinge und die Wahrheit des mittleren Weges beziehen. Das Fließen und Zulassen, das Annehmen und Gewährenlassen sind Zustände, die die Santai-Massage fördert, um somit eine Annäherung an die Drei Wahrheiten zu ermöglichen.

In der Praxis
Die Kräuter, die für die Kräuterstempel- Massage verwendet werden, wachsen und gedeihen allesamt in unserem Land und haben daher auch eine persönlichere Bedeutung für uns. Sie können problemlos in ausgesuchten Gegenden selbst gesammelt werden – vorausgesetzt, man ist genügend über die Pflanzenarten und deren Wirkungen informiert. Für die Herstellung der Stempel werden die getrockneten Pflanzenanteile in Baumwollstoff zu eigroßen Kugeln geformt. Mittels Wasserdampf werden die fluffigen Stempel dann für die Behandlung erhitzt. Auf diese Weise können sich die ätherischen Öle der Kräuter hervorragend enfalten. Anschließend werden die Stempel noch in ausgesuchte Öle getaucht, um dann am Körper aufgetragen zu werden. Die Wärme sorgt für Wohlgefühl und Entspannung und macht die Hautporen durchlässig für die verschiedenen Inhaltsstoffe der Kräuter. Öl und Pflanzenstoffe haben kosmetische sowie pharmakologische Wirkung. Die ätherischen Öle der Pflanzen, schon seit Kleopatra gerühmt, verbreiten zudem ihren betörenden Duft.

Für das jeweilige Heilkraut bedeutet das ätherische Öl im Grunde Kommunikation: Mit seinem Duftstoff lockt es Insekten an oder wehrt unliebsame Parasiten ab. Ganz nebenbei regulieren die ätherischen Öle den Stoffwechsel der Pflanzenzellen und haben hormonähnliche Eigenschaften. Aufgrund ihrer leichten Molekülstruktur dringen sie schnell in tiefere Körperstrukturen ein und verteilen sich im Blutkreislauf. Diese flüchtige Duftessenz der Pflanzen wird durch die Destillation gewonnen. Sie ist hochkonzentriert und darf nur tropfenweise verwendet werden.

Die Wirkungen
oase-des-wohlgefuehls03Die Wirkung von Kräuterstempel-Massagen beruhrt also auf einer weiten Bandbreite von Vorgängen, welche die Pflanzenwirkstoffe, die Wärme und das Öl gemeinsam im Körper einleiten. Beruhigung und Entspannung bilden die grundlegende Wirkung, die eine Therapiesitzung begleitet. Außerdem werden Stoffwechselprozesse im Gewebe angeregt und gesteigert, die Durchblutung und der Lymphfluss gefördert, Muskelverspannungen gelöst, Bindegewebe gereinigt und gefestigt. Die Massage hat somit auch einen deutlich kosmetischen Effekt: Das Hautbild verbessert sich bis in die tieferen Schichten hinein.

Je nach Heilkraut kann eher eine vitalisierende oder dämpfende Wirkung gefördert werden. Eine Vielzahl an unterschiedlichen Massagegriffen und -techniken, die sich den verschiedenen Aspekten des Körpers und seiner Problemzonen widmen, steuert den spürbarsten Effekt bei. Zum Erlernen derselben ist gutes Lehrmaterial unerlässlich. In ihrem außerordentlich praktischen und ebenso ästhetischen Buch geben die Autorinnen Jochum und Fleck eine gute ausführliche Einführung zum Thema mit vielen Tipps und Tricks, um die Grundlagen der Kräuterstempel- Massage selbst kennen zu lernen. Die praktische Auseinandersetzung mit dem Erlernten muss dann freilich aus Eigeninitiative erfolgen. Die Autorinnen haben mit ihrem wertvollen und übersichtlichen Ratgeber den Weg zu dieser vielfältigen und sinnlichen Massageform geebnet – eine Methode, die sicherlich noch viele LieberhaberInnen finden wird.

Weitere Informationen:
www.lianejochum.de
www.cairn-elen.de

liane-jochum01Liane Jochum, Jahrgang 1959, ist ausgebildete Naturkosmetikerin, Wellness- und Ayurveda-Therapeutin. Vor acht Jahren gründete sie die „Academia Balance“, eine Fachschule für Naturkosmetik in Bad Endbach. Ihr über Jahrzehnte erworbenes Fachwissen gibt sie heute in von ihr konzipierten und europaweit anerkannten Ausbildungen und Seminaren weiter. Sie hält Vorträge auf internationalen Messen und Kongressen und ist als Fachjournalistin tätig.

dagmar-fleck01Dagmar Fleck, Jahrgang 1967, ist Leiterin der „Cairn Elen Lebensschule“, einem Ausbildungsinstitut für Steinheilkunde, sanfte Massagen und traditionelle Heilweisen. Sie ist Inhaberin des Mineraliengroßhandels „Laurins Garten“ und engagiert sich in Projekten des fairen Edelsteinhandels. Besonders am Herzen liegt ihr der faire und ökologische Goldabbau im Choco Regenwald in Kolumbien, den sie seit 2002 maßgeblich unterstützt. Dagmar Fleck ist Gründungsmitglied des Steinheilkunde e.V. (1995) und zudem Mitbegründerin des Cairn Elen Netzwerkes (1998), einem freien Zusammenschluß von TherapeutInnen und BeraterInnen.

2006 veröffentlichten die beiden Autorinnen bereits gemeinsam das Buch „Hot Stones – Massagen mit heißen Steinen“.

BUCH-TIPP
Liane Jochum und Dagmar Fleck
Die Kräuterstempel-Massage – Kräuteranwendungen für Schönheit und Wohlbefinden
160 Seiten, € 19,80
ISBN: 978-3-89060-538-8
Edition Cairn Elen bei Neue Erde