Indianische Heilpflanzen

Natürlicher Reichtum von Alaska bis Feuerland

Von der Ananas bis zur Zaubernuss – die Vielfalt indianischer Heilpflanzen ist gewaltig. Oft wissen wir gar nicht, dass die betreffenden Pflanzen ursprünglich aus Amerika stammen und von verschiedenen Indianerstämmen seit Jahrtausenden zu unterschiedlichen Heilungszwecken genutzt werden.

Mais, Tomaten, Kartoffeln und Tabak – das sind wohl die bekanntesten Pflanzen, von denen die meisten wissen, dass sie ursprünglich aus Amerika stammen und bei uns erst in den letzten Jahrhunderten eingeführt wurden. Doch auch Aloe, Ananas, Avocado, Papaya, Piment, Erdnuss oder Kakao wurden erstmals auf dem amerikanischen Kontinent entdeckt und sind bei Weitem nicht nur für lukullische Genusssteigerung zu nutzen. Die tonisierende und wundheilende Wirkung der Kakaopflanze wissen indianische Medizinmänner bis heute zu schätzen, der Kern der Avocado wird von ihnen geraspelt als Mittel gegen Durchfall genutzt und der Griffel der Maispflanze wird nach wie vor als blutdrucksenkendes Mittel angewandt.

Eine besondere Bedeutung haben für viele indianische Stämme die sogenannten „Kraftpflanzen“, die in unserem modernen Sprachgebrauch oft schlichtweg als Suchtdrogen stigmatisiert werden. Mit Coca, Stechapfel, Peyote oder Psilocybe werden illegal Unsummen verdient und die Stoffe selbst als gefährlich und abhängig machend pauschalisiert. Aber in dieser Beziehung hat die indianische Tradition ihre wahren Ursprünge nicht aus den Augen verloren: Außer zu Zwecken der gezielten Bewusstseinserweiterung nutzen indianische Schamanen diese Pflanzen verantwortungsvoll zum gezielten Heilen. Ololioqui, die „grüne Schlange“, bei uns besser als Trichterwinde bekannt, wird bei den mexikanischen Indios zum Beispiel nicht nur als Zauberdroge, sondern auch als gynäkologisches Mittel eingesetzt.

Therapeutische Dosen des Stechapfels helfen aufgrund seiner entkrampfenden und beruhigenden Wirkung unter anderem bei Parkinson und Augenleiden. Die meskalinhaltigen San-Pedro-Kakteen werden im Hochland der Anden bei Verdauungsstörungen eingesetzt und auch bei uns nutzt fast jeder die stimulierende Wirkung der Coca-Pflanze, wenn er im Supermarkt zu einer Cola greift. Die euphorisierende Wirkung wurde in den USA der 1880er Jahre so begeistert aufgenommen, dass neben der Entwicklung des Brausegetränkes Kokain als rezeptfreier Stoff in allen Apotheken und Drugstores zu erwerben war.

Dies ist in heutigen Zeiten martialischer Drogenkriege nicht mehr vorstellbar – sich den Kräften indianischer Heilpflanzen zuzuwenden, ist aber ohne weiteres. Felix R. Paturi zeigt dies in seinem Buch „Indianische Heilpflanzen“ auf pragmatische und behutsame Art und Weise. Neben einer ausführlichen Übersicht über alle wirksamen, bei uns erhältlichen indianischen Heilpflanzen und den besten Rezepturen für die erfolgreiche Selbstbehandlung führt uns Paturi in die traditionellen Heilmethoden der Indianer ein und zeigt, wie man Krankheiten gezielt vorbeugen und wirkungsvoll behandeln kann.

Laut Paturi liegen uns die indianischen Heilpflanzentherapien von allen Heilmethoden aus fremden Kulturen am nächsten und lassen sich deshalb von uns leicht nachvollziehen. Das liegt zum einen daran, dass unsere europäische Phytotherapie schon seit Kolumbus, Zeiten viele Anregungen aus der Neuen Welt aufgenommen hat, zum anderen wachsen viele bewährte Indianer-Medizinpflanzen auch bei uns und sind deshalb leicht zu beschaffen. Wir können uns also recht einfach uraltes indianisches Heilwissen zunutze machen.

BUCH-TIPP
Paturi, Felix R.
Indianische Heilpflanzen
168 Seiten, € 19,90
ISBN: 978-3-926388-86-5
Reichel