Der Kuss des Eros

Das primäre Grundbedürfnis, mit dem jeder Mensch kurz nach seiner Geburt in Kontakt tritt, ist zugleich sein elementarstes und existenzielles. Die orale Befriedigung garantiert mit dem synchronen Lustgewinn das Überleben. Das Saugen an der Brust der Mutter schärft die Sinnlichkeit jener Organe; das Ausprobieren, Entdecken und Genießen mit Lippen, Zunge, Zähnen und Mund ist wesentlicher Bestandteil der menschlichen Entwicklung. Im partnerschaftlichen Liebesspiel werden diese Grunderfahrungen durch die bedingungslose Hingabe zu einem besonderen Akt der gegenseitigen Zuwendung.

Durch religiöse und kulturelle Transformationsprozesse der europäischen Geschichte wurde der Natur der Sexualität und ihren spielerischen Varianten eine hohe Bürde aufgelastet. Die sinnliche und lustvolle Erfahrung der Liebe wurde in einen reglementierten Codex strukturiert, in dem vor allen Dingen nicht dem Zeugungsakt dienliche, erotische Handlungen ausgeschlossen und verfemt wurden. Die zärtliche Annäherung des Mundes zum jeweiligen Geschlechtsteil des Partners war somit lange ein Tabu in der Öffentlichkeit, obwohl die ganze Bandbreite partnerschaftlicher Intimität und Liebeserfahrung hier ihre Erfüllung finden kann.

In vielen Kulturen werden jene Techniken hingegen seit Alters her wertgeschätzt und geehrt. Das neunte Kapitel des altindischen Kamasutra von Vatsayayana beschäftigt sich ausschließlich mit dem oralen Liebesakt, dem „Auparishtaka“. Detaillierte Beschreibungen der Verwöhntechniken wurden als Teil göttlicher und verschmelzender Harmonie verstanden und wiedergegeben. Dem männlichen Lingam durfte mit leichtem Beißen, Küssen, Pressen und Reiben ebenso begegnet werden wie der weiblichen Yoni mit Massieren, Zirkulieren und Saugen. Die am Ende des Kamasutra-Abschnittes beschriebene „Krähe“ ist die Vorform der heute bekannten „Stellung 69“. Sie ist eine der erotischsten Positionen des Oralverkehrs überhaupt – haben hier doch beide Partner die Möglichkeit, sich gegenseitig zu stimulieren. Über jenen „Techniken“ jedoch, so betont es der altindische Verfasser, stehen der gegenseitige Respekt und die Liebe der Handelnden.

Die kraftvolle erotische Annäherung, die so alt ist wie die Menschheit selbst, aktiviert besonders während der oralen Stimulation die sexuelle Kundalinienergie äußerst schnell und sorgt so für ein Neuronenfeuerwerk im Gehirn. René Descartes, der berühmte französische Philosoph der frühen Neuzeit, bewies mit seinen als „Descartschen Illusionen“ bekannt gewordenen Versuchen die erstaunliche Wahrnehmungsfähigkeit der menschlichen Sinnesorgane. Eine scheinbare Vergrößerung des mit dem Mund ertasteten Objektes ist Teil neurobiologischer Vorgänge, die dem Handelnden das Gefühl einer besonderen Intensität verleihen. Jene sinnliche Fülle ist es, die dieser Art von Sexualität ihren besonderen und universalen Charakter verleiht. Die allumfassende kosmologische Analogie des „wie oben, so unten“ findet schließlich auch im sexuellen Bereich ihre Entsprechung. So wird aus dem Penis des Mannes die Zunge, mit der die Partnerin verwöhnt wird. Umgekehrt werden die weiblichen Schamlippen durch die Lippen des Mundes der Frau ersetzt.

Wie sinnlich und bedeutsam man diese Spielart kulturell integrieren kann, zeigt das aus Osteuropa stammende Honigfest. Am ersten Dienstag im Oktober begangen, wird mit der rituellen Reinigung der Partner, der sinnbildlichen Vertreibung böser Dämonen, und der sinnlichen Herrichtung des räumlichen Ambientes großer Wert auf eine bewusste Vorbereitung für ein Liebesfest gelegt. Um das Bett stehen viele Blumen, die Stühle sind grün geschmückt und zur Einstimmung auf das Erlebnis bewerfen sich die Partner als Zeichen der Fruchtbarkeit mit Hopfen und Weizen. Höhepunkt dieses Festtages ist die Bestreichung der Genitalien mit Honig, der nicht nur die tatsächliche Lust auf das orale Spiel erhöht, sondern auch sinnbildlich für ein „süßes Leben“ stehen soll.

Das an vielen Orten der Welt gefeierte und gelebte Liebesglück hat nichts mit perverser Abart oder unnatürlicher Pathologie zu tun, sondern ist ein elementarer Bestandteil menschlichen Daseins. Die persönliche Befriedigung des oralen Bedürfnisses geht einher mit dem symbiotischen Lustgeschenk an den Partner. Die erotische Situation wird durch gegenseitigen Respekt, Anteilnahme und Hingebung gestützt und bietet somit einen geschützten Rahmen, in den die Liebenden eintauchen dürfen.

Das große Spektrum oraler Liebestechniken kann auf der DVD „Cunnilingus und Fellatio“ (die heute bekannten Begrifflichkeiten stammen aus dem Lateinischen und leiten sich von „fellare“, saugen, und „lingere“, lecken, ab) von „Busch Production“ entdeckt werden. Abseits autoritärer oder lebensfremder pornographischer Visualisierung wird hier dem sinnlichen Bedürfnis der menschlichen Lust Rechnung getragen. Der tatsächliche Akt darf nicht nur in dieser Produktion, sondern auch im persönlichen Erleben, als reelle Option verstanden werden, seiner Liebeslust und seinen elementaren Bedürfnissen Ausdruck und Gestalt zu verleihen.

DVD-TIPP
Kamasutra
80 Min., € 16,95

DVD-TIPP
Cunnilingus und Fellatio
50 Min., € 16,95

DVD-TIPP
Tantra
75 Min., € 16,95

DVD-TIPP
Prostata-Massage
70 Min., € 16,95

DVD-TIPP
Yoni-& Lingam-Massage
DVD 102 Min. + 80 Min. CD, € 13,95