Tantra

Der Tanz von Shiva und Shakti

Tantra ist eine esoterische Form des Hinduismus und Buddhismus, dessen Ursprünge weit zurückreichen. Es ist eine Lehre, in der die energetischen Urprinzipien – Shiva und Shakti – seit jeher mittels sexueller Symbolik dargestellt wurden, da man annahm, dass diese beiden polaren Kräfte durch ihre Wechselwirkung das Universum erzeugen. Und auch bei modernen tantrischen Ritualen steht der sexuell-energetische Aspekt im Mittelpunkt.

Im Sanskrit bezeichnet der Begriff „Tantra“ unter anderem „Gewebe“, „Kontinuum“ oder „Zusammenhang“, steht aber auch für eine in Dialogform abgefasste spirituelle Literaturgattung, in der sich Shiva mit seiner Gattin Parvati unterhält. Bei uns ist Tantra eher als sexuelle Praktik bekannt, die in Form des so genannten „Neo-Tantra“ von Osho und seinen Anhängern in den Westen gebracht wurde. Dabei ist Tantra und auch das moderne Neo-Tantra weit mehr als nur eine sexuelle Praktik, denn es geht sowohl in der traditionellen als auch in der modernen Form vor allem darum, mit Hilfe der Vereinigung der polaren Urkräfte – männlich und weiblich, passiv und aktiv, positiv und negativ – die spirituelle Entwicklung voranzutreiben und zu einem neuen Bewusstsein zu gelangen.

Der klassische Tantrismus ist meist mit der Verehrung von Shakti verbunden, die als „Göttliche Mutter“ Ausdruck der schöpferischen Urkraft und somit immanent in der Schöpfung zugegen ist. Aus diesem Grund betrachtet der Tantriker die Welt ganz anders als der orthodoxe Hindu, der die Schöpfung als Illusion oder „Maya“ ansieht. Für den Tantriker ist die Schöpfung vielmehr der unmittelbare, verehrungswürdige Ausdruck der Göttin und damit auch eine direkte Aufforderung, die Sinneswelt nicht zu verteufeln, sondern sie aktiv zu nutzen, um zur Vereinigung mit dem Göttlichen zu gelangen.

Die Praxis des klassischen Tantrismus, die je nach religiöser Ordenszugehörigkeit teils erheblich variiert, umfasst verschiedene Rituale, Meditationen und Übungen wie etwa die Arbeit mit Mandalas und Yantras, Mudras und Mantras – also mit vielem, was aus der indischen Tradition bekannt ist. Auch die Chakren- Lehre stammt ursprünglich aus dem Tantrismus, und die Balancierung dieser Energiezentren und der feinstofflichen Kanäle („Nadis“), die sich durch unseren Körper ziehen, sind alle Teil der tantrischen Arbeit, die letztlich auf ein Ziel hinsteuert: Die Erweckung der „Kundalini“, jener geheimnisvollen „Schlangenkraft“, die in ihrer inaktiven Form an der Basis der Wirbelsäule eingerollt liegt und schläft, die aber, wenn sie einmal erwacht ist, aufsteigt und auf ihrem Weg nach oben sämtliche Chakren öffnet, um am Ende im obersten Chakra mit Shiva, dem männlichen Gottesaspekt zu verschmelzen. Natürlich ist die Kundalini selbst nur ein weiterer Ausdruck der Shakti, der weiblichen Urkraft, und so ist der vollendete Aufstieg der Kundalini-Shakti durch die Chakren und die Vereinigung mit Shiva, der männlichen Urkraft, sowohl ein sexueller als auch ein spiritueller Akt: die Vereinigung der Gegensätze, die himmlische Hochzeit, das sagenumwobene „mysterium conjunctionis“.

Wie bereits angedeutet, variiert die Auslegung der tantrischen Traditionen und Schriften von Schule zu Schule. So gibt es den so genannten „rechtshändigen Pfad“, der sehr viel Wert auf die Einhaltung konventionell-religiöser Gebote legt, zu denen bei den Hindus auch die fünf vedischen Reinheitsgebote gehören. Der so genannte „linkshändige Pfad“ kehrt diese Regeln hingegen um und verehrt die Kraft der lebensspendenden Shakti durch die Huldigung der „fünf M’s“: Matsya (der Verzehr von Fisch), Mamsa (das Essen von Fleisch), Madya (der Genuss von Wein und Spirituosen), Mudra (der Verzehr getrockneter Körner) sowie Maithuna (der ritualisierte Geschlechtsakt). Etwas das von den Anhängern des „rechtshändigen Pfads“ und manch anderen Schulen des Tantrismus nicht nur abgelehnt, sondern strikt verurteilt wird. Einige tantrische Orden gehen sogar so weit, nicht einmal über Chakren unterhalb des Nabels zu meditieren.

Ganz anders das Neo-Tantra, das inzwischen auch im deutschsprachigen Raum rege Verbreitung gefunden hat und in dem vor allem die sexuelle Komponente einen Schwerpunkt bildet. Es gibt eine ganze Reihe verschiedener Anbieter, die Tantra-Seminare und Kurse veranstalten und die alle mehr oder minder auf die von Osho vermittelte, zeitgemäße Version des Tantra aufbauen. Dessen Lehre besagt, dass mittels Meditation die sexuelle Energie des Beckenbereiches geweckt und zum kosmischen Bewusstsein transformiert werden könne. Andere Methoden und Praktiken, die mit in das Neo-Tantra eingeflossen sind, stammen von Wilhelm Reich, aus dem Yoga oder aus der Körperarbeit. Eine besondere Rolle spielen auch verschiedene Massageformen, zu denen auch Massagen der Geschlechtsorgane gehören: die so genannte „Yoni- und Lingam- Massage“, bei der Vagina oder Penis als jeweiligen Repräsentanten von Shakti und Shiva besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Im Rahmen einer neuen Filmreihe hat Pierre Roshan zusammen mit „Busch Production“ gerade eine aufwendige DVD mit dem Titel „Tantra“ herausgegeben, welche die uralte Lehre von der sexuellen und kosmischen Vereinigung von Shiva und Shakti, von Mann und Frau, ästhetisch gelungen in Szene setzt. Die FSK-18 Produktion ist für alle Paare gedacht, die Tantra kennen lernen möchten, ohne sich gleich im Rahmen eines Kurses oder Seminars öffentlich zu entblößen. Sie zeigt ein komplettes tantrisches Ritual, beginnend mit einem Baderitual über verschiedene Massagen bis hin zur sexuellen Verschmelzung im Maithuna. Und sie zeigt auch, dass – selbst wenn einem der Aufstieg zum kosmischen Bewusstsein hierdurch vielleicht nicht gelingen mag – die lebensbejahende Botschaft des Tantra zeitlos ist: Tantra ist pure Lebensfreude, die es jedem erlaubt, Tabus zu durchbrechen und seine Lust gemeinsam neu zu entdecken.

DVD-TIPP
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