Zweisam werden, zweisam bleiben

Alle suchen es, kaum einer hat es: das perfekte Glück zu zweit. Während die einen sich auf Singlebörsen im Internet tummeln oder andere „Pirschstrategien“ verfolgen, hapert‘s auch bei denen, die ihren vermeintlichen Traumpartner bereits gefunden haben, mit dem Glück. Dabei müsste man eigentlich nur ein paar kleine, wenn auch kniffelige Hinweise beachten, bei denen es besonders darum geht, sich „an die eigene Nase zu greifen“.

Was suchen wir eigentlich wirklich, wenn wir nach dem perfekten Partner Ausschau halten? Auf den ersten Blick scheint es, als wollten wir einfach etwas Wundervolles in unser Leben holen, das uns glücklich macht. Aber wie steht es mit uns selbst? Soll der perfekte Partner uns erfreuen und erhellen, weil wir selbst mit uns nicht allzu glücklich sind? Soll er oder sie uns vielleicht sogar aus einem tristen oder unerfüllten Leben retten? Solche Motive müssen über kurz oder lang fehlschlagen. Wenn eine Person in der Partnerschaft nicht genügend Selbstliebe besitzt, wird die andere dies nicht ausgleichen können.

Einen wichtigen, doch scheinbar immer wieder vernachlässigten, Punkt, den es bezüglich Partnersuche und Partnerschaft zu beachten gilt, legt uns Bärbel Mohr in ihrem Buch „Zweisam statt einsam“ ans Herz. Die Bestsellerautorin überreicht uns darin – wie immer auf originell witzige Weise – eine Reihe praktisch anwendbarer Tipps und Tricks, die die Steine auf dem Weg zur erfüllten Partnerschaft aus dem Weg räumen sollen. Grundlegend ist dabei das Gesetz der Anziehung: Was wir ausstrahlen, das ziehen wir an. Oder anders formuliert: Was wir in uns tragen, das manifestiert sich im Außen. Somit dürfte schnell klar sein, dass der perfekte Partner eigentlich nur auftauchen kann, wenn man selbst perfekt ist. Da dies in den wenigsten Fällen der Fall ist, sollte man sich damit begnügen, das Beste aus sich (und damit aus seinem Gegenüber) zu holen. So rät Bärbel Mohr, erst einmal selbst ein Prinz oder eine Prinzessin zu werden, bevor man Frösche küsst und die spektakuläre Verwandlung erwartet. Oder zumindest könnte man sich eingestehen, dass man selbst noch ein Frosch ist, um dann mit einem Partnerfrosch gemeinsam zu versuchen, seine Froschnatur zu veredeln. Die Reaktionen, die ein Partner in uns hervorrufen kann, sind nämlich oftmals alles andere als edel. Eine harmlose Frage oder ein bestimmtes Verhalten können in uns Ärgernis oder Aggressionen auslösen, die derart unpassend sind, dass es uns eigentlich selbst auffallen müsste. Doch die Ursachen für solche Muster haben ihren Ursprung nicht in der Situation selber, sondern in alten Erfahrungen, meist aus Kindertagen. Dabei schaltet sich unser „Reptiliengehirn“, unser stammesgeschichtlich ältester Gehirnabschnitt, der unsere Instinkte regelt, zwischen die Situation und eine angemessene vernünftige Reaktion, was geradezu bedrohliche Existenzängste heraufbeschwören kann. Die beste Methode zur Abschwächung eines solchen Szenarios besteht für die Autorin darin, die Reaktion bewusst zu erkennen und abzufangen, indem man in seiner Mitte bleibt. Ein tiefes Durchatmen, gelassenes Beobachten helfen oft Wunder und nehmen jeder Situation die zerstörerische Brisanz.

Ein Partner oder eine neue Bekanntschaft spiegeln uns stets ganz unverblümt wieder, welche Teile in uns noch der Heilung und Achtung bedürfen. Haben wir einmal erkannt, welche Teile dies sind, bleibt nur noch, diese bedingungslos anzunehmen. Fakt ist, dass sich mit bedingungsloser Liebe die eigenen Schwächen wie auch die Schwächen des anderen verwandeln lassen in etwas weitaus weniger Bedrohliches, in etwas, das plötzlich gar nicht mehr der Rede wert ist. So wird die Froschnatur geheilt und mit dem bewussten Menschlichsein versöhnt.

Wie dieser Grad an Bewusstheit erlangt wird, bleibt jedem selbst überlassen. Die nötige Portion Ehrlichkeit mit sich selbst darf gewiss nicht fehlen. Glaubenssätze können sich oft tief verbergen, und Reaktionen mögen manchmal schneller als der Blitz eintreten. Trotzdem sollte man sich nicht entmutigen lassen. Die Ergebnisse der detektivischen Mühe, das eigene Selbst zu ertappen, bevor es wieder über die Strenge schlägt, sind äußerst lohnenswert.

Auch wenn es darum geht, überhaupt erst einmal einen passenden Partner ins eigene Leben zu rufen, sollte man große Ehrlichkeit walten lassen. Bärbel Mohr rät, sowohl bei der Präsentation des Selbst als auch bei der Präsentation der eigenen Wünsche, genau darauf zu achten, dass man aufrichtig bleibt. So gibt die Spezialistin in Wunschfragen wertvolle Tipps zum Verfassen eigener Texte für die Partnerschaftsanzeige oder die Bestellung beim Universum. Denn: Wer sich in ganz anderem Licht darstellt, kann nicht erwarten, den passenden Partner zu finden. In diesem Zusammenhang behandelt Bärbel auch den viel geäußerten Wunsch von Teilnehmern ihrer Seminare, wieder mit dem Ex-Partner zusammen zu kommen. Hier sollte man sich zuerst klar darüber werden, ob man wirklich bereit ist, die Konsequenzen dafür zu tragen. Wenn der Satz „Ich ändere mich auch“ an die Wiederaufnahme einer Beziehung gekoppelt ist, stehen die Aussichten auf ein bedingungsloses Annehmen des Partners, wie er ist, beiderseits schlecht. Das Verlassenwerden an sich spiegelt uns – so kann man es in „Zweisam statt einsam“ nachlesen – nur wider, dass man sich selbst nicht genug liebt. Wenn man sich ein Realitätsszenario schafft, in dem der Partner einen ablehnt, so könne man diese Situation nur aus sich selbst heraus ändern.

Denselben Ansatz verfolgt auch die von Bärbel wiederentdeckte bekannte „Ho‘oponopono“-Technik (siehe auch newsage Ausgabe 03-2008). Die ursprünglich hawaiianische Heilmethode lehrt, wie man das Außen im Innen heilt. Man vergegenwärtigt sich im eigenen Innern Situationen, die problematisch sind, und verzeiht sich diese dann – egal, ob man sich schuldig oder überhaupt betroffen fühlt. Anschließend lässt man bewusst Liebe fließen. Diese mentale Imaginationsübung erhöht das Verständnis für andere, oft unverständlich agierende Personen ungemein. Der wirkliche Grund für ein Fehlverhalten ist dabei nicht von Bedeutung. Es geht nur um die Heilung derjenigen Aspekte, mit denen wir selbst in Resonanz stehen. Diese Methode in der Gruppe ausgeführt eröffnet eine solch große Vielfalt an Perspektiven, dass es schnell offensichtlich wird, wie unsinnig es ist, das eigene Urteil für die einzige Wahrheit zu halten. So mancher Ärger kann auf diese Weise verrauchen, ohne zum Großbrand zu werden. Bärbel Mohr empfiehlt, die Übung stets so lange zu machen, bis man das Gefühl hat, innerlich im Frieden mit dem Thema zu sein.

Letztlich geht es immer wieder darum, sein Herz für die Welt, die Mitmenschen und besonders die uns nahe Stehenden zu öffnen. Verständnis, Dankbarkeit und Aufrichtigkeit sind Schlüssel, die die Türen zur Freude öffnen und der Liebe Raum und Freiheit geben. In solch einer positiven Gesinnung kann das Glück zu zweit kaum lange auf sich warten lassen.

BUCH-TIPP
Mohr, Bärbel
Zweisam statt einsam
208 Seiten, € 9,95
ISBN: 978-3-86728-080-8
Koha