Lernen, wie man liebt

Liebe und eine Beziehung zu haben sind wertvolle Geschenke, betonen die Sexualtherapeuten Nick Duffell und Helena Løvendal. Und Konflikte bieten erst die Chance, die Partnerschaft zu vertiefen.

Kennen Sie das? Sie stellen fest, dass viele Eigenschaften, die sie an Ihrem Partner beim Kennenlernen äußerst attraktiv fanden, jetzt, wo sie länger zusammen sind, genau die Eigenschaften sind, die sie am meisten an ihm oder ihr ärgern …Genau das ist aber kein Drama und keine ernste Beziehungskrise, sondern Anfang und Chance, um eine wirklich intime Partnerschaft miteinander aufzubauen. „Eine der Hauptschwierigkeiten in Beziehungen liegt darin, dass wir nicht wissen, wie erwachsene Intimität überhaupt aussieht und sich anfühlt, deshalb können wir sie weder geben noch empfangen“, erklären die international bekannten Paar- und Sexualtherapeuten Nick Duffell und Helena Løvendal. Sie gehen in ihrer Methode davon aus, dass in sexuellen Beziehungen Konfl ikte vorprogrammiert sind – aber genau diese bieten auch Chancen für innere Entwicklung.

Unsere erste Erfahrung mit Intimität machen wir, wenn wir noch sehr klein sind, und diese ursprüngliche Prägung ist sehr tief in uns verankert. So ist es unvermeidbar, dass wir unbewusst versuchen, dieses bekannte Gefühl der Nähe mit unserem erwachsenen Partner wiederherzustellen. Aber das geht schief, denn wir sind nicht länger Kinder und unser Partner ist weder unser Vater noch unsere Mutter. Auf psychologischer Ebene wetteifern dann die Partner darüber, wer Kind und wer Vater oder Mutter sein darf, oder, anders ausgedrückt, wer verletzlich und wer mächtig sein darf. Wen wundert es dann, wenn das emotionale und das sexuelle Leben eines Paares beginnen, einem Minenfeld zu gleichen. Beide sind fest davon überzeugt, dass sie sich wie Erwachsene benehmen und dass nur der Partner dieses Spiel spielt. Diese Muster sind sehr intensiv, absolut überzeugend und äußerst dauerhaft.

Aber ohne den Partner, der unsere kindlichen Erwartungen enttäuscht, würden wir nicht angespornt werden, nach einer anderen Form von Intimität zu suchen. Dieser Verlust des Bekannten wird fälschlicherweise als das Ende der Intimität interpretiert. Er ist aber Teil eines viel tieferen Prozesses. Er bedeutet das Ende einer überholten Vorstellung von Intimität, ein Zeichen für Wachstum in einer Beziehung: Die unreife Identität eines jeden Partners kann sich verabschieden. „Die Beziehung kann nun neu gestaltet werden. Das ist ein Grund zum Feiern!“, betonen Nick Duffell und Helena Løvendal. Wer eine solche Reise mutig und kreativ antritt, kann eine individuelle Transformation herbeiführen und die Partnerschaft auf eine neue Ebene heben. „Wir sehen die Herausforderungen in einer Beziehung als eine Art Yoga: Wenn man miteinander übt, wird man gedehnt und gestärkt; wenn man nicht übt, tut es weh. Der Weg mag nicht immer angenehm sein, aber er führt zu mehr Gleichheit, Frieden und zur köstlichen Vermischung der Gegensätze von Yin und Yang.“

In ihrem neuen Ratgeber „Das Buch für Paare, die es bleiben wollen“ haben die Therapeuten auch viele Tipps für diesen gemeinsamen Weg zusammengestellt, die einfach klingen, deren Berücksichtigung aber viel bewegen kann: „Machen Sie Ihre Beziehung zum zentralen Thema in ihrem Leben. Haben Sie keine Angst vor Konfl ikten, sondern vertrauen Sie darauf, die Meinungsverschiedenheiten zu überstehen wie Turbulenzen auf einem Flug – in dem Vertrauen, dass es besser weitergeht! Konzentrieren Sie sich darauf, das Beste aus Ihrem Partner herauszuholen, ohne sich dafür aufzuopfern! Seien Sie immer wieder neugierig auf Ihren Partner, je näher Sie sich kommen, desto mehr gibt es zu entdecken! Schließlich sollten Sie nie aufhören, sich gegenseitig wertzuschätzen!“

BUCH-TIPP
Duffell, Lovendal, Steffens
Das Buch für Paare die es bleiben wollen
240 Seiten, € 16,80
ISBN: 978-3-936360-23-3
Innenwelt Verlag