
Von klein auf erkunden wir die Welt, indem wir sie berühren. Mit der Haut lernen wir wahrzunehmen, was uns gefällt und was uns weniger anspricht. Wir verarbeiten all diese Informationen in unserem Nervensystem und erfahren den eigenen Körper als lebendiges, energiereiches Wesen. Durch Berührungen stärken und vertiefen wir Beziehungen, nehmen Kontakt auf und fühlen uns geborgen. Berührungen bewegen, beruhigen, trösten und – in einem besonderen und lebenswichtigen Maße – erregen unsere sexuelle Freude und bereiten Lust.
Die Art, wie sich zwei Liebende einander nähern, zeigt deutlich, wie verbunden sie sind und wie elementar die Berührung für ihre Beziehung ist. Diesen natürlichen und unersetzlichen Akt des partnerschaftlichen Miteinanders kann man mit einer wundervollen Massage „sinnvoll“ und „Sinnen voll“ unterstützen und intensivieren.
Eine Massage ist ein wahres Fest der Sinnlichkeit und eine Feierstunde für die vielen Millionen Nervenzellen in unserem Körper. Sie ist ein Hochgenuss für unsere Seele, die Berührung nicht messen, aber umso deutlicher erleben kann. In der Massage erforschen und begegnen wir einander, indem wir uns öffnen und auf etwas Schönes einlassen, das beim Geben wie beim Empfangen gleichermaßen ein wohliges Gefühl erzeugen kann.
Im ursprünglichen Sinne kann eine Massage ganz einfach der Entspannung dienen; bauen wir sie zu einer sinnlichen Massage aus, kommt neben der Muskelentspannung die liebevolle und sexuell erregende Berührung hinzu. Susan Mumford stellt in ihrem Buch „Sinnliche Massage“ eine Ganzkörpermassage vor, die die oben genannten Aspekte herrlich miteinander verknüpft und die als umfangreiche Krönung einer zärtlichen Annäherung erfahren werden kann.
Eine Stunde sollte man sich für diese Art der Zuwendung Zeit nehmen, dann erlebt man die bewegenden Momente der Berührung besonders ausgiebig und intensiv. Doch wir alle wissen: Selbst die kleinste Berührung, ein Händeschütteln oder Schulterklopfen kann bereits ein wunderbares Gefühl der Vertrautheit schaffen. So liegt es in unseren Händen, wie viel Energie und Zeit wir für diese Massagen aufbringen können. Positive Ergebnisse erzielen wir in jedem Fall und vertiefen kann man diese laut Mumford, wenn man noch einige Aspekte am Rande der Berührung beachtet.
Zunächst einmal ist da das – völlig selbstverständliche und doch oft missachtete – Arrangement der Umgebung. Warmes, weiches Licht durchflutet den Raum, anregende und stimulierende Düfte und Aromen breiten sich aus und eine optimale Raumtemperatur unterstützt das wohlige Gefühl. Allein die sorgfältige Vorbereitung kann so zu einem sinnlichen Erlebnis werden und für die gewünschte Stimmung und Harmonie sorgen. Wer darüber hinaus lernt, die Aufmerksamkeit auf sein Atmen zu lenken und dem Körper mit ein paar einfachen Entspannungsübungen auf den liebevollen Akt vorzubereiten, wird die Massage und seine Partnerschaft in ein harmonisches Gleichgewicht führen können.
Besonders wichtig ist natürlich die Wahl eines unterstützenden und sinnlichen Massageöls. Susan Mumford empfiehlt als Grundlage ein Basis- oder Trägeröl, das nicht so stark riecht, wie zum Beispiel Traubenkernöl. Mandel-, Avocado-, Aprikosen- oder Jojobaöl können als Zusatz das Trägeröl bereichern, sodass schon bei der Herstellung des Basisöls eine persönliche Mischung gewählt werden kann. In dieses werden nun einige Tropfen des ätherischen Öls gegeben, das die Wirkung der Massage erhöht, können wir doch mit der richtigen Essenz unsere ganz eigenen Vorlieben kreieren.
Hervorragend geeignet für eine sinnliche Massage sind die sogenannten Aphrodisiaka, die teilweise schon in der griechischen Antike genutzt wurden. Klassische und auch in der Räucher- und Duftkunst häufig verwendete Aphrodisiaka sind unter anderem Sandelholz, das uns warm und verführerisch umschmeichelt, Patschuli, eher anregend und schwer, und Ylang Ylang, das sehr intensiv und süß duftet. Um seinen persönlichen Favoriten herauszufinden, muss man ein wenig experimentieren, ein Aufwand, der durch das intensivierte Wohlgefühl belohnt wird.
Als letzte grundlegende Vorbereitung empfiehlt es sich, für eine stabile Unterlage – eventuell Decken und Handtücher, und Kopfkissen – zu sorgen. Tun Sie also alles, um sich und Ihrem Partner ein Höchstmaß an Genuss und Freude zu bereiten. Wir Menschen können auch hier wieder lernen, wie wichtig es ist, sich auf den einen Moment als einzigartigen und bedeutenden Akt zu konzentrieren. Vor der ersten Berührung empfiehlt Mumford eine Einstimmung auf die Gefühle und Emotionen des Gegenübers in Form von stiller Annäherung und Achtsamkeit. Ansonsten kann nämlich auch dieser herzliche und wunderbare Akt zu einem reinen Abrufen von Technik und Anleitung werden. Wir merken schon: Bevor die erste Berührung erfolgt, können bereits die Weichen für ein möglichst nachhaltiges und bewegendes Erlebnis gestellt werden.
Die Techniken der Massage selbst entsprechen den bekannten und gängigen Methoden: Die Effleurage als erster und entscheidender Griff ist eine langsame, streichende Bewegung, die das Öl über die entsprechenden Körperstellen verteilt und den Kontakt zum Partner eröffnet. Petrissagen sind knetende Griffe, die mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger Haut und Muskulatur erfassen und bearbeiten. Wie beim Kneten eines Teiges drücken und rollen Sie das Gewebe mit beiden Händen und heben es an. Petrissagen lösen besonders die Verspannungen in der Muskulatur und fördern die Durchblutung. Als dritter Grundgriff werden Friktionen angewandt. Das sind kleine, kreisende Bewegungen von Daumen, Fingerspitzen und Handballen, die sowohl die Gelenke als auch das Unterhautbinde- und Muskelgewebe erreichen.
Über diese drei Grundtechniken hinaus bietet Susan Mumford zahlreiche kleine Techniken, die besonders bei der erotischen Berührung eine Rolle spielen. Aufgrund Milliarden von Nervenenden, die in der Haut der Fingerkuppen liegen, nimmt und gibt dieser Bereich besonders viel Zuneigung. Lässt man die Finger also langsam über die Haut des Partners „wandern“, erreichen wir eine zärtlichere und erregendere Form der Berührung. Wer kennt nicht den Unterschied zwischen einer schlichten Hand auf dem Körper und spielerisch tänzelnden Fingern, die uns berühren und verführen wollen.
Ein besonderer Kniff ist das „Tigermaul“, ein Griff, bei dem Daumen und Zeigefinger V-förmig gespreizt sind. Mit diesem kann man besonders gut an einem Muskel entlangfahren und diesen nach den gewünschten Bedürfnissen behandeln. Als abschließende Spezialität der erotischen Massage können wir die behandelten Körperstellen sanft und zärtlich mit unseren Haaren streicheln, das sogenannte „Fegen“, mit dem wir Erregung und Wohlgefühl ausbauen und maximieren können.
Grundsätzlich empfiehlt es sich bei einer solch intimen und fantasievollen Massage natürlich, auf die entsprechenden Bedürfnisse spontan und ohne Anleitung zu reagieren. Lassen Sie sich selbst und Ihrem Partner also allen Freiraum, den Sie brauchen, um in eine besonders anregende Stimmung zu gelangen.
Auch Berührungen mit dem ganzen Körper oder das nahe Heranbringen des Körpers ohne die entsprechende Berührung wecken aufregende Gefühle. Erforschen Sie sich selbst und Ihren Partner wie ein kleines Kind und Sie werden feststellen, dass es auch in der sinnlichen Massage eine unendliche Bandbreite von Körperkontakt gibt. Liebende Annäherungen sind anders als erotische und entspannende erwecken andere Gefühle als spielerische. Je mehr Sie sich bei dieser Art von Zweisamkeit Aufmerksamkeit und Einfallsreichtum schenken, umso mehr erleben Sie die unglaubliche Vielfalt einer liebevollen Beziehung.
Die schrittweise Anleitung, die Susan Mumford in ihrem Buch gibt, umschließt alle Körperbereiche, angefangen vom Rücken über Hals, Nacken, Gesicht und Armen bis hin zu Brust, Bauch, Beinen und Füßen. Jeder Körperteil wird entsprechend seiner Besonderheiten gewürdigt und mit den optimalen Griffen und Techniken massiert.
Ganz abgesehen von der Sinnlichkeit, die wir mit einer solchen Massage erwecken wollen, verändern und beleben wir auch unser Körperbewusstsein neu. Eine ununterbrochene und hingebungsvolle Massage des Rückens wird Ihrem Partner zeigen, wie viel Länge und Breite dieser wichtige Körperbereich eigentlich hat. Ein wunderbares Gefühl der Körperzentriertheit und Bewusstheit wird sich einstellen. Auch Dehnungen, die sanft vom Massierenden eingebaut werden können, verstärken dieses Gefühl. Achten Sie aber darauf, Ihrem Partner die nötige Zeit und Ruhe für das Nachspüren zu lassen, denn nur so verteilen Sie dieses neue und doch ursprüngliche Körperbewusstsein nachhaltig in Ihrem Gewebe.
Für all die weiteren Möglichkeiten, die sich ergeben können, ist jeder Artikel der Welt zu kurz. Wer sich auf diese andere Art der Berührung einlässt kann selbst erfahren wie reich und tief gehend sich eine solche Massage auswirken kann und sollte sie noch so kurz sein. Gönnen Sie sich und Ihren Liebsten diese kreative Art der Berührung und lauschen Sie behutsam auf die Antworten Ihres Körpers. Er wird es Ihnen danken, wenn Sie sich und Ihrem Partner mit Hingabe und liebevoller Zuwendung nähern. Das Fest der Sinne in Ihnen wartet nur darauf, erweckt zu werden.