Vor elf Jahren stieg Robert Betz aus seinem alten Leben als Marketing-Manager aus und begann eine neue Karriere als Vortragsreisender. Heute ist er vor allem im süddeutschen Raum bekannt für seine begeisternden und berührenden Vorträge zu den zentralen Fragen unseres Lebens. Seine Fähigkeit, alltägliche Lebensprobleme in leichter Sprache und für alle verständlich auf ihre Ursachen zurückzuführen und den Ausweg zu zeigen, ist beachtlich. Nun ist sein erstes Buch erschienen – Grund genug, Robert Betz zum Gespräch einzuladen.
newsage: Herr Betz, worum geht es in „Willkommen im Reich der Fülle“?
Robert Betz: In diesem Buch geht es im Kern darum zu verstehen, wie wir in unserem Leben in Mangelzustände geraten, egal auf welchem Gebiet, ob wirtschaftlich und finanziell, ob gesundheitlich oder in unserem Beziehungsleben. Sehr viele Menschen werden sich in dem Buch in ihrem Lebenslauf, der ja häufig sehr ähnlich verläuft wie andere Biografien, wiedererkennen. Aus meiner Sicht werden wir in Zustände der Abhängigkeit hineingeboren und lernen in der Zeit unserer Kindheit und Jugend das „Einmaleins des Mangeldenkens“, welches heute das Bewusstsein der meisten Erwachsenen auszeichnet. Unter Mangeldenken verstehe ich all jene Gedanken und Überzeugungen, mit denen Menschen sich selbst, ihren Eigenwert, den Wert ihres Könnens, ihrer Arbeit, ihrer Beziehungsfähigkeit, aber auch den Wert und die Fülle des Lebens begrenzen, das heißt abwerten, verurteilen oder in irgendeiner Form mindern.
Dieses Bewusstsein des Mangels ist heute den wenigsten bewusst. Und darum wundern sich viele Menschen, warum sie zum Beispiel trotz großen Einsatzes an Arbeit und Energie keinen oder nur wenig Erfolg im Leben erzielen. Viele denken zum Beispiel immer noch, dass derjenige Erfolg haben müsse, der fleißig ist. Das ist jedoch ein Ammenmärchen. Fleiß allein führt noch lange nicht zum Erfolg und er ist auch nicht unbedingt notwendig hierfür. Die meisten Menschen sind in ihrem Leben sehr fleißig, kommen jedoch wirtschaftlich oft gerade mal über die Runden. Mein Buch zeigt den Menschen also konkret an vielen Beispielen auf, warum sie sich auf diesem oder jenem Gebiet nicht in einem Zustand der Fülle befinden. Sie erkennen aber nicht nur, wie sie diese Mängel erschaffen haben, sondern ich erkläre auch, wie man das Blatt wenden kann. Wenn jemand dieses Buch liest, merkt er sehr schnell, wo es bei ihm hakt, das heißt, wie und wodurch er Zustände des Mangels erschafft und immer noch aufrechterhält.
newsage: Warum erleben Ihrer Meinung nach so viele Menschen Mangelzustände wie Geldknappheit, Armut, Krankheit, Erschöpfung?
Robert Betz: Nun, davon handelt ein großer Teil des Buches. Das Entscheidende ist, wes Geistes Kind ich bin, das heißt welches Bild ich von mir selbst habe, wieweit ich mich selbst zutiefst wertschätze, anerkenne und ehre als Mensch und auch den Weg, den ich gegangen bin. Damit haben die meisten Menschen noch große Probleme. Das Zweite ist, dass sich die meisten Menschen getrennt haben von der Quelle allen Reichtums – von der Quelle in ihnen selbst sowie vom Leben, von Mutter Erde. Den meisten ist gar nicht bewusst, wie viele Barrieren sie zwischen sich und dem Leben, das sie nur beschenken will, aufgebaut haben.
Wir sind aufgrund vieler Entscheidungen der Vergangenheit, unserer vielen ‚Neins‘ zum Leben, vieler Verurteilungen uns und anderen gegenüber und auch unseren Emotionen gegenüber nicht mehr empfangsbereit. Weitere Ursachen für erlebten Mangel sehe ich in meinen Seminaren immer wieder in den Verstrickungen mit Vater und Mutter. Es ist bisher kaum bekannt, wie sehr die in der Kindheit physisch oder emotional abwesenden Väter bei Männern wie bei Frauen später zu chronischer Erfolglosigkeit führen können.
newsage: Würden Sie uns das etwas näher erläutern?
Robert Betz: Gerne. Um im Leben und im Beruf erfolgreich zu sein, benötigen wir ganz bestimmte Energieformen. Insbesondere benötigen wir Antriebskraft, Zielstrebigkeit, Beharrlichkeit, Durchsetzungsvermögen, Selbstbewusstsein und Ähnliches. Diese Energien gehören für mich zum männlichen Prinzip in unserem Leben. Energieformen des weiblichen Prinzips sind unter anderem Vertrauen, Geduld, Intuition und Entspanntheit.
Besteht beim heute erwachsenen Sohn oder bei der Tochter zum Vater der Kindheit keine gute innere Verbindung, etwa wegen der häufigen Abwesenheit des Vaters durch Scheidung oder dessen beruflicher Tätigkeit, dann hat es dieser Mann oder diese Frau nach meiner Beobachtung meist sehr schwer, beruflich erfolgreich zu sein. Ihm oder ihr fehlt die Kraft des Vaters, seine innere Anerkennung und Wertschätzung, bei dem, was sie tun. Wenn ein Junge in seiner Kindheit nicht die Anerkennung und Ermutigung seines Vaters genossen hat, sucht er diese oft später als Mann immer noch in seiner beruflichen Tätigkeit.
Er überträgt den Wunsch nach Anerkennung durch den Vater häufig auf seinen Vorgesetzten oder die Firma, die dieses Bedürfnis natürlich nie wirklich erfüllen können. Das Bedürfnis nach dieser Anerkennung wird in Firmen immer noch sehr unterschätzt. Ich gehe sogar noch weiter und behaupte, dass wir nicht nur die Kraft und Liebe des Vaters in uns benötigen, um im Leben ‚unseren Mann‘ zu stehen, sondern auch die Kraft unserer männlichen Ahnen, zu denen unser Vater das Bindeglied darstellt.
newsage: Und was ist dann mit den Müttern und den weiblichen Ahnen?
Robert Betz: Diese sind wichtig als Vermittler für die erwähnten anderen Energien, die das weibliche Prinzip stärken. Hierzu gehören die Fähigkeiten, empfangen und geschehen zu lassen, zu vertrauen, etwas zulassen und sich entwickeln lassen zu können. Das ist das Erspüren, was stimmt und was nicht stimmt, das intuitive Erfassen sowie integrieren, zuhören und sich einfühlen zu können Diese Fähigkeiten werden jedoch von der Wirtschaft nur in bestimmten Berufsfeldern gefordert oder wertgeschätzt – bedauerlicherweise, denn gerade hieran mangelt es heute vielen männlichen Führungskräften beträchtlich.
newsage: Beim Zuhören klingt das, als hätte jeder Mensch ein Recht auf Fülle?
Robert Betz: Ja, so sehe ich das auch. Das Buch spiegelt natürlich auch mein Welt- und Menschenbild wider. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir Menschen vergessen haben, dass wir in Wirklichkeit etwas völlig anderes sind, als was wir über uns zu denken lernen. Wir sind von Natur heraus sehr hochschwingende Geistwesen, die in absoluter Fülle leben, ja, die das Wort Fülle und Mangel noch nicht einmal kennen und die sich einmal entschieden haben, auf dieser Erde zu inkarnieren, um hierbei sehr interessante Erfahrungen zu machen; unter anderem intensive Gefühlserfahrungen in diesem menschlichen Körper und auch Erfahrungen des Mangels.
Wir lassen uns hineingebären in eine Welt des scheinbaren Mangels an Liebe, in eine Welt der Angst. In der Folge machen fast alle Menschen zwanzig, dreißig und oft fünfzig und mehr Jahre die Erfahrung von Mangelzuständen in ihrem Leben bis zu einem bestimmten Zeitpunkt. In tiefen Krisenzeiten oder wenn der Mangel am heftigsten scheint, machen Menschen eine große innere Kehrtwende. Sie sind in der Lage zu erkennen, dass vieles von dem, was sie bisher über sich und die Welt glaubten, nicht wahr ist, und sie beginnen, die Zusammenhänge zwischen ihren Gedanken und ihrer Lebenswirklichkeit zu erkennen. Hier ist der Punkt, wo wir Menschen anfangen, uns wieder daran zu erinnern, wer wir wirklich sind und wie die Welt wirklich ist. Wir sind alle Kinder der Fülle, weil wir von Haus aus durch und durch göttliche, heilige Wesen sind, die nie sterben können. Wenn Sie beginnen, sich diesen Gedanken zu öffnen, bemerken Sie, was für ein interessantes Theater wir hier durchleben.
newsage: Ihr Buch ist ja nicht das erste Buch darüber, wie man zu Erfolg und Wohlstand kommt. Was halten Sie für die spezifische Stärke Ihres Buches?
Robert Betz: Das Buch zeigt in 30 Kapiteln sehr präzise und so umfassend wie kein anderes mir bekanntes Buch auf, warum wir in Mangelzustände geraten und bietet einen sehr konkreten Werkzeugkasten zur Erschaffung einer neuen Lebenswirklichkeit. Dieses Buch ist für Akademiker wie für praktisch orientierte Menschen absolut verständlich, für spirituell interessierte Menschen und auch für solche, die mit Spiritualität nicht viel am Hut haben. Das Buch vermittelt die Essenz aus meinem dreitägigen Erfolgsseminar „Pinke, Kohle, Mäuse – Wege aus dem Mangel in die Fülle“, das seit Jahren immer wieder ausgebucht ist.
newsage: Es fällt auf, dass – wie auch Sie schreiben – viele spirituelle Menschen Schwierigkeiten haben, im Leben wirtschaftlich auf einen grünen Zweig zu kommen, das heißt oft mehr schlecht als recht finanziell über die Runden kommen und auch gesundheitlich oft nicht sehr gut dastehen. Wir erklären Sie sich das?
Robert Betz: Ja, dieser Zusammenhang interessiert mich schon lange. Das kommt natürlich zunächst aus der traditionellen Ablehnung oder Abwertung des Materiellen im Gegensatz zum Geistigen. Bis heute trennen Menschen, die gute oder spirituelle Menschen sein wollen, zwischen diesen beiden. Und das haben christliche wie buddhistische Vorbilder gemeinsam. Die Heiligen hier wie die Erleuchteten dort werden meist in Lumpen und ziemlich mager dargestellt. Buddha selbst und Osho sind da große Ausnahmen.
Die Askese, das Verzichten und das Auskommen mit einem Minimum an Materie kursiert heute immer noch bei vielen spirituell orientierten Menschen als etwas Anzustrebendes. Ihr Denken ist oft geprägt von einem tiefen Trennen zwischen Himmel und Erde und einer Abwertung von Schönheit, Genuss, Reichtum und Fülle. Sie wollen den Himmel erreichen, bekommen im Leben aber kein Bein auf die Erde. Das geht dann nicht in den Himmel, sondern in die Schulden. Ich habe diese Zusammenhänge sehr ausführlich in meinem Vortrag „Warum Spirituelle später in den Himmel kommen“ erläutert.
newsage: Sie führen auch Seminare in „The Work“ nach Byron Katie durch. Welchen Stellenwert hat dieses Thema im Zusammenhang mit dem Thema Ihres Buches?
Robert Betz: „The Work“ bietet ein sehr gutes Handwerkszeug, seinen Gedanken mehr Aufmerksamkeit zu widmen, vor allem seinen grundlegenden Überzeugungen über sich selbst, über das Leben und über die anderen. Mit den überprüfenden vier Fragen von „The Work“ können wir sehr bald entdecken, was für einen Blödsinn „es“ in uns denkt, nur weil wir vor langer Zeit diese Gedanken einmal gehört und übernommen haben. Zu solchen Gedanken gehören eine Menge, die im Leben von Millionen Menschen Mangelzustände aufrechterhalten wie zum Beispiel „Ich bin es nicht wert!“, „Das habe ich nicht verdient!“, „Geld macht nicht glücklich!“ usw. „The Work“ hilft uns, wahrere Gedanken zu finden, und das ist die Basis zur Erschaffung einer neuen Lebenswirklichkeit und auch von Fülle.
Es ist immer noch viel zu wenig bekannt bzw. dem Einzelnen bewusst, dass Gedanken nicht mit der Zeit verschimmeln oder sich auflösen in unserem Bewusstsein. Wenn Sie in Kindheit oder Jugend jahrelang geglaubt haben, dass Sie dümmer sind als andere (weil der Lehrer oder der Vater oder beide Ihnen das erzählt haben), dann sitzt genau diese Überzeugung auch nach vierzig, fünfzig Jahren tief in einer Person fest – interessanterweise oft sogar dann noch, nachdem er oder sie beruflich schon stattliche Erfolge vorzuweisen hat. Dasselbe können Sie bei vielen Frauen beobachten, die sich für nicht schön halten, obwohl jeder zu ihrem Äußeren sagen würde: „Die sieht aber gut aus!“ Jene Frauen haben sich diese Überzeugung häufig in ihrer Pubertätszeit angeeignet und waren seit dieser Zeit nicht in der Lage, zu einer neuen Überzeugung zu gelangen. Dasselbe finden Sie bei Bulimie-Störungen. Darum ist es für den Weg zu Erfolg, Wohlstand und Gesundheit sehr wichtig, alte, unbewusste und unwahre Gedanken aufzudecken, zu überprüfen und zu neuen Gedanken zu gelangen. Hierbei hilft „The Work“ sehr.
Weitere Informationen und Vortragstermine unter:
www.robert-betz.de