Die »Partnerschaft der Bedürftigen« muss immer scheitern

Der Tsunami der Transformation rollt und bläst jetzt immer kräftiger durch Ehen und Partnerschaften und fegt das hinweg, wo zwar »Liebe« draufsteht, wo aber keine Liebe drin ist. Der »Ausverkauf« einer alten Beziehungsform ist in vollem Gang, in der Frau wie Mann glauben, den anderen »brauchen«, sich einander missbrauchend verbrauchen, sich gegenseitig enttäuschen und schließlich dem Ex-Partner vorwerfen, er habe sie bzw. sie habe ihn halt nicht glücklich gemacht oder er oder sie sei halt der falsche Partner gewesen.

Die »normale« Beziehung oder Ehe, die auf nicht hinterfragten Normen, Illusionen und Täuschungen beruht, führt jetzt immer mehr Menschen zu Enttäuschungen, was jeder an der immer kürzeren »Haltbarkeit« von Partnerschaften ablesen kann.

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Was sind die unwahren Annahmen und Täuschungen, auf denen solche Ehen beruhen? Zunächst ist es die Energie der Angst, die diesen Annahmen zugrunde liegt. Das geheime Motiv für eine Beziehung lautet oft: »Ich möchte nicht allein bleiben. Ich möchte zu jemandem dazugehören.« Die Suche nach emotionaler Sicherheit, nach Erlösung aus Einsamkeit und Alleinsein durch die Aufmerksamkeit eines anderen Menschen ist eine Illusion, die jetzt auffliegt und nicht mehr lebbar ist. Der andere soll uns etwas bieten, was wir uns selbst nicht bieten können: Sicherheit, Liebe, Zärtlichkeit, Verständnis und das Verschwinden negativer Emotionen.

Immer mehr Ehen und Partnerschaften geraten jetzt in immer kürzerer Zeit in Zustände der Stagnation, der Langeweile, der Starre. Da sich in Mann und Frau wenig bewegt, sie das Leben mit einem Parkplatz oder Wartezimmer verwechseln, da sie sich selbst nicht begegnen und nicht auf ihr Herz hören, können sie sich auch gegenseitig nicht wahrhaftig begegnen, sondern leben – so gut es geht – nebeneinander her oder bleiben nicht selten »wegen der Kinder« zusammen.

Die Hintergründe dieses Verhaltens und des Scheiterns der »romantischen Beziehung« werden erst dann verständlich, wenn uns bewusst wird, dass in jedem Mann und jeder Frau ein kleines Kind steckt. Genauso wie jede Firma auch ein Kindergarten ist, in der Kinder in erwachsenen Körpern agieren und aneinandergeraten, anstatt sich wertschätzend, liebend, verstehend zu begegnen. Diese Kinder weisen frappierende Gemeinsamkeiten auf, wenn wir genau hinschauen:

1.

Das Kind, das wir damals waren und dessen Erfahrungen und Gefühle uns bis heute steuern, ist nie wirklich satt geworden von der Energie, nach der jedes Kind sich sehnt und die es zum psychischen Überleben benötigt. Ich nenne diese Energie »Aufmerksamkeit«, viele nennen sie Liebe, Wertschätzung, Bestätigung. Das Stillen dieses Hungers durch andere wird im Erwachsenenalter weiter erwartet. Damals von Mutter und Vater, heute vom Partner. Das Kind, das wir waren, brauchte diese »psychische Nahrung« tatsächlich zum Überleben, der erwachsene Mensch darf und kann lernen, sie sich selbst zu geben, sich selbst zu lieben.

2.

Kinder lernen bis zum 6. Lebensjahr,sich selbst die Liebe zu entziehen und sich als »nicht gut, liebenswert, attraktiv, klug, fleißig genug« etc. zu verurteilen. Sie verlernen sich zu lieben und lernen sich zu verurteilen. Diese Unliebe sich selbst gegenüber wird in den Folgejahren, so gut es geht, verdrängt. Sich bewusst zu machen, dass man mit sich selbst auf Kriegsfuß steht, ja, sich oft selbst hasst, tut zunächst einmal weh. Die vermeintliche Liebe eines anderen soll diese Selbstverletzung verdecken.

Solange wir uns nicht selbst lieben und verstehend und vergebend diese Wunde heilen lassen, müssen Liebe und Part- nerschaft mit einem anderen Menschen auf Dauer scheitern. Der Partner kann die nicht vorhandene Selbstliebe nicht kompensieren. Wer sich selbst nicht liebt und wertschätzt, kann nicht erwarten, dass ein anderer das tut. Was wir über uns denken und uns gegenüber fühlen, strahlen wir aus. Darum ziehen wir auch im-mer den richtigen Partner an, genau den, der zu unserem Bewusstsein, unserem Selbst-Bild, unserem Mann-Frau-Bild und unserem Weltbild passt.

»Vergib zunächst dir selbst das, was du dir angetan hast. Denn du hast dich selbst am meisten verletzt, als du dir
deine Liebe entzogen hast.«
Robert Betz

3.

Das Kind in uns steckt voller Emotionen, die es in Kindheit und Jugend selbst erschaffen und auch von Vater oder Mutter übernommen hat. Für den gekonnten Umgang mit Angst, Wut, Trauer, Scham, Schuld, Eifersucht, Neid u.a. konnten uns weder Mutter noch Vater eine taugliche »Betriebsanleitung« geben, denn kaum einer von ihnen war selbst glücklich. All diese nach innen verdrängten und abgelehnten Gefühle kommen dann durch das gegenseitige »Drücken unserer Knöpfe« an die Oberfläche, wenn die Sehnsucht nach Nähe groß ist, wenn sich zwei Menschen nicht nur physisch im Bett nahekommen und nackt begegnen, sondern auch seelisch. Nach kurzer Zeit kennen wir die »Knöpfe«, die blinden Flecken und Schwächen unseres Partners und im Konfliktfall, wenn wir uns enttäuscht oder verletzt fühlen, wird dieses Wissen unbewusst durch das verletzte, wütende Kind in uns als Angriff oder Verteidigung eingesetzt.

4.

Dieses innere Kind, das man in meinen geführten Meditationen (z.B. »Befreie und heile das Kind in dir«) unmittelbar erleben und fühlen kann, ist bei allen Menschen mit den Schlüsselpersonen der Kindheit (Eltern und Geschwister) in hohem Maße verstrickt und dies wirkt sich in allen Partnerschaften und schon bei der Partnerwahl aus. Erlebte die Frau als Mädchen z. B. einen schwachen oder abwesenden Vater, zieht sie unbewusst schwache Männer an, um die sie sich kümmern kann, oder solche, die oft abwesend sind oder wieder gehen. Auch die männlichen Frauenversteher und -retter hatten fast immer eine Mutter, die sie als schwach oder leidend empfanden.

Unsere ganze Vergangenheit ist in uns gespeichert, von der Zeugung bis heute und selbst Muster und Überzeugungen, die über Generationen unserer Ahnen an uns weitergereicht wurden, haben ihre Wirkung auf das Verhalten von Frau und Mann heute.

Jede Beziehung hat ihre Berechtigung, weil wir darin viel über uns selbst erfahren und alte Wunden heilen lassen können. Eine Partnerschaft ist eine Bühne der Selbsterfahrung und -entwicklung für inneres Wachstum. Bevor wir fähig werden, uns selbst erst einmal das zu geben, was wir von einem anderen Menschen erwarten, braucht es Erfahrungen der »unwahren Liebe» mit all ihren Enttäuschungen. Bevor sich ein Mensch wirklich mit einem anderen Menschen verbinden kann, darf er sich zunächst einmal mit sich selbst wieder in Liebe verbinden. Darum brauchen Frau und Mann einen gesunden Abstand zueinander und Zeit und Raum für sich selbst.

Wer aber kann schon mit Freude und Liebe allein mit sich sein? Die große Bedeutung der Beziehung zu uns selbst mit Selbstverantwortung und Selbstliebe war bisherigen Generationen unbekannt. Jetzt dämmert es uns langsam, dass ohne dies jede Beziehung scheitern muss. Nur der sich selbst liebende, an seinem Innenleben interessierte Mensch, der seine bisherigen schmerzhaften Erfahrungen wertschätzen und sich selbst verzeihen kann, der seine alten Wunden anschaut und heilen lässt, der Frieden macht mit Ex-Partnern, Eltern, Geschwistern u.a. und immer mehr bei sich selbst ankommt, dieser Mensch hört auf, seinen Partner zu manipulieren und verändern zu wollen, kann ihm wahrhaftig und mit Mut zur Verletzlichkeit of- fen auf Augenhöhe begegnen und ihn so sein lassen, wie er ist.

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HEYNE Verlag