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Das Bewusstsein der Materie

Wir alle kennen die »Tücken der Technik«: Scheinbar »eigensinnige« Autos, Maschinen oder Computer machen uns das Leben oft schwer. Gerne schieben wir solche Erfahrungen auf Konstruktions- oder Programmierfehler, doch bei genauerem Hinsehen sind viele dieser Phänomene nicht so leicht erklärbar. Tatsächlich fordern sie unser gängiges Weltbild und unsere Anschauung von der »unbelebten Materie« heraus, wie der renommierte Biologe Lyall Watson in seinem Werk »Das geheime Leben der Dinge« schreibt. In ihm hat er eine Flut von Beispielen gesammelt, die ein neues Bild zeichnen: Es gibt keine »unbelebten Dinge« und hinter allen Geschehnissen und Prozessen unserer materiellen Wirklichkeit zeigt sich das Wirken derselben Kraft: Bewusstsein.

IllustrationKennen Sie das Phänomen? Sie haben ein Problem mit Ihrem Computer, vollziehen alle nötigen Schritte zur Problembehebung mehrmals, aber nichts tut sich? Dann kommt ein Techniker hinzu, wiederholt genau die Schritte, die Sie zuvor gemacht haben, und alles läuft wieder! Gern spricht man dann vom »Vorführeffekt«, der in diesem Fall ja eigentlich »negativer Vorführeffekt« genannt werden müsste, und könnte das Ganze als »selektive Wahrnehmung« deuten – wenn es denn nicht so häufig wäre. Oder führt der Computer tatsächlich ein Eigenleben und der Techniker fungiert als eine Art »Maschinenflüsterer«, der den Rechner aus seinem eigensinnigen, ja fast schon autistischen Zustand befreit?

Den Forschungen des Biologen Lyall Watson zufolge können wir davon ausgehen, dass Letzteres der Fall ist und unsere Maschinenwelt inzwischen ein Eigenleben entwickelt hat, das alles andere als ungefährlich ist: Am 8. Juni 1980 erklärt das vom amerikanischen Pentagon eingerichtete WIMEX, ein gewaltiges Computernetz zur weltweiten militärischen Verteidigung, der Sowjetunion einseitig den Krieg, alarmiert rund um den Globus die Kommandozentralen für Atomwaffen und löst damit beinah den Dritten Weltkrieg aus, ohne dazu befugt oder dafür programmiert zu sein. Im Jahr 1978 springt ein geparkter Chevrolet in Bloomington, Illinois, von selbst an, fährt führerlos und ohne Schlüssel im Zündschloss über die Hauptstraße der Stadt, wechselt drei Mal im fließenden Verkehr die Spur, bis er bei einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei gegen einen LKW prallt.

»Es war wie eine unheimliche Szene aus einem Horrorfilm«, erinnert sich einer der beteiligten Polizisten. Watson hat zahllose Beispiele zusammengetragen, die dem gesunden Menschenverstand trotzen und die ungeachtet detaillierter Untersuchungen nicht erklärt werden konnten. Sind dies alles bloß Verkettungen unglücklicher und extrem unwahrscheinlicher Zufälle oder sind es Vorboten einer von uns selbst geschaffenen künstlichen Intelligenz, wie wir sie aus Science-Fiction-Filmen kennen? Dass zumindest die Ängste vor solchen Szenarien schon lange verbreitet sind, zeigt nicht zuletzt der Erfolg von Movie-Reihen wie »Matrix« oder »Terminator«. Watson hat bereits Anfang der 70er Jahre in seinem Bestseller »Geheimes Wissen – Das Natürliche des Übernatürlichen« den Gedanken aufgegriffen, dass die Evolution der Maschinen eine folgerichtige und damit höchst wahrscheinliche Fortsetzung der biologischen Evolution darstellt.

Wenn dem so ist, stehen wir heute vielleicht an einem Punkt, an dem wir noch entscheiden können, welchen Platz wir in dieser schönen neuen Welt einnehmen möchten. Denn die technische Evolution schreitet nach wie vor in ungeahntem Tempo voran, nicht nur getrieben von modernem Fortschrittsdenken, sondern auch von niederen menschlichen Instinkten wie der Angst, die im Überwachungswahn von NSA und anderen staatlichen Institutionen zum Ausdruck kommt, welche die moderne Technik und ihre Möglichkeiten gnadenlos für ihre Zwecke instrumentalisieren. Hier zeigt sich ganz real der Schatten globaler Vernetzung, die neben ungeahnten Möglichkeiten auch kaum kalkulierbare Risiken birgt. Nicht auszudenken, welche Folgen – jenseits des bereits jetzt vorhandenen Missbrauchspotenzials – die Verselbständigung solcher Systeme bereits in naher Zukunft haben könnte!

Die Weisheit der Steine

Wenn wir dem Phänomen wirklich auf den Grund gehen möchten, müssen wir, so Watson, tiefer graben und zu einem neuen Verständnis von uns und unserer Wirklichkeit kommen. Ein Blick zurück kann uns da helfen, denn dann wird man nicht nur erkennen, dass unser »Schöpferwahn« schon früh von der Erschaffung eines Golems oder eines Homunkulus geträumt hat, sondern dass wir schon immer ein eigenartiges Verhältnis zur scheinbar unbelebten Materie hatten – oder sie zu uns. Auch hier liefert Lyall Watson viele Beispiele, die im Einzelfall als bloße Hysterie gedeutet werden könnten, in der Gesamtschau jedoch ein ganz neues Bild zeichnen.

So richtet Watson z.B. den Blick auf das Wesen der Steine, auf Unglück bringende Edelsteine wie den berühmten Hope-Diamanten oder vulkanische Brocken aus Hawaii: Als die Kanadierin Allison Raymond einen solchen Stein vom Fuß des Mauna Loa als Andenken mit nach Hause nimmt, bricht sich ihr Sohn ein Bein, ihre Mutter stirbt an Krebs und ihr Mann kommt bei einem Autounfall ums Leben. Nach weiteren Missgeschicken schickt Raymond den Stein per Post zurück nach Hawaii und der Spuk ist beendet. Das dies kein Einzelfall ist, belegen Recherchen: »Das Büro des Nationalparks auf Hawaii erhält inzwischen durchschnittlich 40 Päckchen pro Tag mit steinernen Souvenirs, die die Menschen nicht länger um sich haben wollen«, schreibt Watson und berichtet, dass im Jahr über 1000 Kilo solcher Mitbringsel retourniert werden. Einheimische erklären das Phänomen mit einem Fluch der eifersüchtigen Vulkangöttin Pele, doch der Biologe hat eine ganz andere Erklärung, die mit dem Wesen der Steine zu tun hat.

Untersuchungen des Hope-Diamanten haben z.B. ergeben, dass die blaue Farbe des Unglücksteins auf Bor-Einschlüsse zurückzuführen sind, die den Edelstein zum Halbleiter und möglichen Informationsträger machen. Bekannte Heilsteine sind ebenfalls oft für ihre auch wissenschaftlich nachweisbaren Eigenschaften bekannt: So st der Turmalin für seine piezoelektrischen Kapazitäten bekannt, der Bernstein für seine statische Aufladung und der Bergkristall für seine Eigenschaft, elektrische Ladungen speichern und abgeben zu können. Tatsächlich besteht der Großteil der auf der Erde vorkommenden Gesteine aus Silizium-Verbindungen – eben jenem Material, das den Boom unserer modernen Elektro-Industrie erst ermöglicht hat. Ohne Silizium und seine besondere Speicherfähigkeit gäbe es keine Transistoren, Mikrochips oder Computer.

Ist es da wirklich so abwegig, wenn alternative Heiler Kristalle und andere natürliche Silikate zur Energieübertragung oder zu Heilzwecken benutzen? Oder dass Steine und andere Materialien durchaus in der Lage sind Informationen über lange Zeit zu speichern und diese dann durch scheinbar abwegige Verfahren wie die Psychometrie wieder zum Vorschein gebracht werden können? Das Prinzip ähnelt der Homöopathie, bei der Informationen einer Substanz auf eine Trägersubstanz wie z. B. Wasser übertragen wird. Watsons Forschungen brechen auch hierfür eine Lanze, liefern darüber hinaus aber auch eine Erklärung für scheinbar übernatürliche Phänomene wie etwa für »Spukhäuser«, in deren Wänden das Grauen der Vergangenheit wie auf einem elektronischen Medium aufgezeichnet ist und von sensiblen Leuten auch Jahrhunderte später wahrgenommen werden kann. Wer kennt ihn nicht, den Schauer, der einem an manchen Orten eiskalt über den Rücken läuft, noch bevor man erfahren hat, dass sich dort in der Vergangenheit etwas Schreckliches zugetragen hat?

Förderung des psychometrischen Talents

Watson empfiehlt eine praktische Übung, um das eigene psychometrische Talent zu fördern: »Nehmen Sie eine neue Serie hölzerner Dominosteine und lassen Sie Ihre Familienangehörigen oder Freunde heimlich je einen Stein auswählen und ihn etwa eine Woche lang in der Hosen- oder Rocktasche tragen.« Man kann die Probanden auch Kiesel wählen lassen, die diese selbst sammeln, so Watson. »Am Ende der Woche lassen Sie sich dann alle Objekte bringen, einzeln in gleiche Umschläge verschlossen. Nun probieren Sie aus, ob Sie sagen können, welcher Gegenstand welchem Ihrer Zuträger gehört. Öffnen Sie den Umschlag und nehmen Sie das Objekt selbst in die Hand, falls nötig, doch beim dritten oder vierten Versuch werden Sie merken, dass Sie dies nicht mehr zu tun brauchen, um in den meisten Fällen die richtige Zugehörigkeit erspüren zu können.«

Mir selbst ist schon aus langjähriger Erfahrung bekannt, dass dies funktioniert und, wie Watson schreibt, für andere Zwecke genutzt werden kann. So hat ein alter Bekannter die erstaunliche Gabe, überall prähistorische Objekte und Artefakte »einfach so« zu finden. Man kann mit ihm keinen Spaziergang machen, ohne dass er eine Pfeilspitze oder einen anderen uralten Gegenstand aufhebt. Tatsächlich füllt seine Sammlung inzwischen die ersten beiden Vitrinen des Römisch-Germanischen Museums in Köln. Andere Menschen haben je nach Naturell andere Vorlieben und Talente und können ohne den Einsatz von modernen Instrumenten genau sagen, woher ein bestimmter Stein stammt. Offenbar haben wir alle die Gabe, auf gewisse Weise mit der scheinbar toten Materie zu kommunizieren. Und das lässt nur den Schluss zu, dass die Materie selbst »bewusst« ist, wenn auch vielleicht anders als wir selbst.

Der Stoff der Welt

Der Physiker Arthur Eddington hat gesagt: »Der Stoff der Welt ist Geist-Stoff, in dem unsere Glaubenssätze und unser Bewusstsein wie Inseln treiben. Substanz ist Illusion. Alles, was wir wissen und erleben, ist durch unseren Geist vermittelt, und es ist falsch anzunehmen, dass dieser sich unterscheidet oder isoliert ist von irgendeinem Konkurrenz-Stoff ‚außerhalb‘ mit einer komfortableren Art von konkreter Realität.« Watson ergänzt, dass beide untrennbar sind und bestätigt so den ontologischen Ansatz vieler Erkenntnistheoretiker: Alles uns gegebene Sein ist Bewusstsein. Warum sollte die sogenannte stoffliche Welt da eine Ausnahme machen oder von Natur aus anders geartet sein? Dieses Apriori der modernen Wissenschaft ist nichts anderes als ein überkommenes Vorurteil, das mit nichts begründet werden kann.

Tatsächlich ist Watsons Buch, das hier in Deutschland erst sechs Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurde, ein echter Augenöffner und eine wahre Fundgrube für alle, die gerne über den Tellerrand hinaus denken. Es ist allerdings auch keine Wohlfühl-Lektüre, denn, wie zuvor schon erwähnt, enthüllt es auch den Kern eines Evolutionsprozesses, in dessen Zentrum wir uns gerade befinden. Die gute Nachricht ist, dass es mit Sicherheit auch weiterhin Bewusstsein auf dieser Erde geben wird, doch die zukünftige Rolle der Menschheit in diesem Prozess – jenseits der derzeitigen »Schöpferrolle«, in der wir uns selbst gern sehen – ist ungewiss.

Buchtipp
Lyall Watson
Das geheime Leben der Dinge
280 Seiten, € 19,95
ISBN: 9783861910411
Crotona Verlag