Mythos und Magie des Goldes

Geheimnisvolles Gold

Heute gilt Gold vor allem als stabile Geldanlage in Zeiten ökonomischer Unsicherheit wie gerade jetzt in der »Eurokrise«. Die Goldpreise an den Märkten steigen in schwindelerregende Höhen, während der Glaube der Menschen an ihre wirtschaftlichen und politischen Systeme schwindet.

Mythos und Magie des GoldesDoch der Mythos des glänzenden Edelmetalls war nicht immer an die profane Kaufkraft des Geldes gekoppelt – im Gegenteil, die Geschichte des Goldes erzählt immer wieder von einem heiligen, heilenden, ja sogar unsterblich machenden und geradezu magischen Element. Wir haben versucht, die wichtigsten historischen und wissenschaftlichen Fakten zusammenzutragen, um dem Geheimnis des Goldes auf die Spur zu kommen.

Das heilige Himmelsmetall

Die ältesten datierten Goldschmuckfunde reichen zurück bis ins 5. Jahrtausend vor Christus: Im Gräberfeld von Warna in Bulgarien wurden bei Ausgrabungen in den 1970er Jahren über 3000 Schmuckstücke und Kultgegenstände aus reinem Gold gefunden, die bereits von einer großen technischen und handwerklichen Begabung der kupfersteinzeitlichen Metallurgen zeugen. Über 900 dieser Stücke, einschließlich eines goldenen Zepters, gehören zum Grab eines Häuptlings oder Priesters, dessen Kleidung ebenfalls mit vielen kunstvollen Applikationen aus Gold verziert war.

Die Schmuckstücke aus Warna und andere Funde frühzeitlicher Goldschmiedearbeiten gehen einher mit der Ausbreitung des Ackerbaus und den technischen Errungenschaften der Völker des »Alten Europas«, wie die Forscherin Marija Gimbutas den ursprünglichen Kulturraum in Osteuropa nennt, und münden in den Goldschätzen der alten Zivilisationen Mesopotamiens, Indiens und Ägyptens. Bemerkenswert ist dabei, dass das Gold in all jenen frühen Gesellschaften fast ausschließlich im Dienste kultischer und sakraler Bereiche stand. »Man war der Auffassung, Gold als wertvolles, gediegenes Material könne nie einem Menschen gehören, da es Eigentum der Götter war«, schreibt der Homöopath Willibald Gawlik in seiner Charakterisierung des Edelmetalls. »Es durfte nur von Priestern oder Königen verwaltet und berührt werden. Verarbeitet werden durfte es nur für kultische und sakrale Geräte, Skulpturen oder Gewänder.«

Doch was machte Gold für die Menschen jener Epoche zu einer so besonderen Substanz? Seine Seltenheit war es kaum, da z. B. in Ägypten Silber weitaus seltener zu finden war und mit großem Aufwand importiert werden musste. Dennoch war Gold das bevorzugte Metall der Pharaonen und der ägyptischen Götter – es besaß den gelben Glanz der Sonne und verblasste anders als etwa Silber oder Kupfer nicht mit der Zeit. Schnell hatte das natürlich rein vorkommende und technisch leicht zu verarbeitende Metall den Ruf einer vollkommenen Substanz, eines heiligen, unvergänglichen Stoffes, der die von den Pharaonen angestrebte Unsterblichkeit symbolisierte.

Ein solcher Stoff konnte nicht von der Erde stammen, da waren sich die Menschen in den alten Kulturen weltweit einig. Schon auf der kupferzeitlichen Himmelsscheibe von Nebra, die 1999 von Raubgräbern in Sachsen-Anhalt gefunden wurde und deren Herstellungsdatum auf 2100 bis 1700 vor Christus geschätzt wird, sind Sonne, Mond und Sterne als Scheiben aus Goldblech angebracht, was die Verbindung von Gestirnen und Gold plas-tisch zum Ausdruck bringt. Das althebräische Wort für Gold »Zahab« bezeichnet neben dem Edelmetall den »goldenen Glanz des Himmels« und vor allem den »Glanz der Sonne«. Der lateinische Begriff »Aurum« verweist auf Aurora, die Göttin der leuchtenden Morgenröte. Die Inka beschrieben Gold als »Tränen der Sonne«, während die Azteken weniger taktvoll vom »Kot der Götter« sprachen. Überall begegnet man der Vorstellung von der himmlischen Herkunft des Goldes und seiner Eigenschaft als Träger oder gar als Manifestation des göttlichen Willens.

Siegeszug des Sonnenmetalls

Über 4000 Jahre lang währte die sakrale Regentschaft des heiligen Goldes in der alten Welt, bis im Jahre 550 vor Christus der lydische König Krösus die ersten Münzen aus Elektron (oder Elektrum), einer natürlich vorkommenden Legierung aus Gold und Silber, prägen ließ. Jene Münzen, »Stater« genannt, dienten von nun an neben ihrer Funktion als Zahlungsmittel als Normgewichte für den Handel und brachten Krösus seinen legendären Reichtum ein. Vom Namen »Stater« leiten sich übrigens unsere Begriffe »Standard« und »Status« ab: Gold wurde zu Geld und gleichsam zum profanen Statussymbol. Ein Stater war zu lydischen und später auch zu griechischen Zeiten identisch mit dem Monatssold eines Legionärs.

Während Krösus seine Münzen noch mit dem Kopf eines brüllenden Löwen schmückte, ließ zwei Jahrhunderte später Alexander der Große seinen eigenen Kopf auf Münzen aus reinem Gold prägen. Bald reichten ihm die von seinem Vater geerbten Goldminen nicht mehr, um seinen Staatshaushalt zu bestreiten, und die Jagd nach Gold und anderen goldwerten Schätzen wurde zur Triebfeder für seine Feldzüge in Richtung Persien (Iran), Baktrien (Afghanistan) und Ägypten. Ein Weltreich entstand im Zeichen einer neuen Währung und eines Geldsystems, in dem Gold zum normierten Tauschmittel und gleichzeitig zum Rechtfertigungsgrund für neue Kriege und Eroberungszüge wurde.

Steckbrief Gold

Gold bzw. »Au« (von lat. »aurum«) ist ein Schwermetall aus der Kupfergruppe, zur der auch Kupfer und Silber gehören. Neben Kupfer ist das gelb glänzende Gold das einzige »farbige« Metall und kommt in der Natur aufgrund seines »edlen Charakters«, d.h. wegen seiner äußerst geringen Neigung, mit anderen Elementen Verbindungen einzugehen, meist gediegen bzw. chemisch rein vor. Manchmal bildet es sogar äußerst seltene Kristalle nach dem kubischen System: Dabei formt es vollkommen regelmäßige, perfekte Kristalle (sogenannte »platonische Körper«) in Gestalt eines Oktaeders oder seltener eines Würfels.

Natürliches Gold besteht aus nur einem einzigen stabilen Isotop (Au 197) und gehört damit zu den 22 Reinelementen. Es besitzt die höchste Duktilität (Schmiedbarkeit) aller bekannten Metalle und kann daher zu Blattgold geschlagen oder zu besonders dünnen Folien ausgewalzt werden, die gerade einmal 2000 Atomlagen dick sind. Gold oxidiert nicht an der Luft und wird von Säuren mit Ausnahme des sogenannten »Königswassers« (einem Gemisch aus Salzsäure und Salpetersäure) nicht angegriffen.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die ungewöhnlichen Eigenschaften des Goldes wie etwa seine gelbe Farbe, seine Reaktionsträgheit und seine hohe Duktilität wohl auf den sogenannten »relativistischen Effekt« zurückzuführen sind. Dieser besagt, dass bei den schweren Elementen ab der 6. Periode des Periodensystems die Elektronen in der Nähe des Atomkerns Geschwindigkeiten erreichen, die nur knapp unter der Lichtgeschwindigkeit liegen. Ihre Masse nimmt dadurch zu und führt zu einer Kontraktion der Orbitale bzw. Schalen des Atoms – ganz so, als würde ein schwarzes Loch das Atom zusammenziehen und auch die äußeren Elektronen so an sich ziehen, dass sie nicht mehr in der Lage sind, mit anderen Elementen zu reagieren. Außerdem entsteht beim Goldatom durch die Kontraktion der Schalen eine Energiedifferenz, die genau der Wellenlänge von blauem Licht entspricht, d.h., blaues, energiereiches Licht wird absorbiert, während alle andere Wellenlängen reflektiert werden und so die bekannte goldgelbe Farbe bilden.

Seit Aristoteles nahm man an, dass Gold in der Erde entsteht, indem unedle Metalle über lange Zeit unter Einfluss der Elemente und auch des Sonnenlichts zu Gold heranreifen. Die Alchemisten des Mittelalters wollten diesen Prozess beschleunigen und das Edelmetall künstlich herstellen. Tatsächlich ist es inzwischen Atomphysikern gelungen »Gold zu machen«, allerdings radioaktives Gold, dessen Herstellung alles andere als unbedenklich und überdies unwirtschaftlich ist.

Auch weiß man heute, dass Gold ein echtes »Himmelsmetall« ist. Zwar hat es nichts mit unserer Sonne zu tun, die einfach nicht genug Masse besitzt, um bei der Kernfusion Elemente zu »brüten«, die schwerer sind als Eisen, doch unsere Vorfahren lagen dennoch nicht ganz falsch: Gold und andere Schwermetalle entstehen in sterbenden Sternen, so z. B. in massereichen Roten Riesen oder bei der finalen Explosion gewaltiger, energiereicher Sterne – in einer sogenannten Supernova. Bei der Entstehung unseres Sonnensystems wurde der Sternenstaub solcher toter Sterne »recycelt« und unter anderem in unsere Erde integriert.

Kurzfassung

Der Rest ist Geschichte und soll hier nur gestreift werden: Vom klassischen Altertum der Griechen und Römer über das finstere Mittelalter bis zur heutigen Zeit regiert Geld die Welt, ist Grund für Kriege und Konflikte, Ursache für Ungerechtigkeit, Neid und Habgier. Aber auch ein unbestrittener Motor für kulturelle Entwicklung: Die Goldmacher und Alchemisten legten den Grundstein für die moderne Chemie, auch wenn sie ihr eigentliches Ziel nicht erreichten, andere Metalle in Gold zu verwandeln. Dafür entdeckten sie u. a. das Geheimnis des Porzellans oder des Schwarzpulvers – beides Substanzen, die ebenfalls die Kassen der damaligen Herrscher füllen halfen.

Auch die Eroberung und Besiedlung der »Neuen Welt« hätte ohne die sprichwörtliche Goldgier der spanischen Conquistadores genauso wenig stattgefunden wie der Aufschwung des kleinen kalifornischen Dorfes San Francisco, das im Jahre 1849 durch den legendären Goldrausch in kürzester Zeit zur florierenden Großstadt wurde und Menschen aus aller Welt in den damals jüngsten Bundesstaat der USA zog.

Jenseits all dieser Wirren und rasanten Entwicklungen war Gold in der Geschich-te tatsächlich lange Zeit ein Garant für Stabilität – zumindest so lange, wie der Wert des Geldes durch Gold physisch gedeckt war. Die USA hatten genau wie Deutschland und viele andere Länder bis hin zur Mitte der 1970er Jahre Goldreserven, die gemäß des »Goldstandards« dem Wert aller ausgegebenen Währungsmittel entsprachen – mit einem festen Wechselkurs, der nur in Kriegs- und Krisenzeiten aufgehoben wurde. Erst seit dem Wegfallen des Goldstandards steigt der Goldpreis unaufhörlich, wenn auch mit kurzzeitigen Preisrückgängen.
Gerade in Krisenzeiten wie heute blüht der Glaube an das himlische Metall besonders auf – und das nicht nur hinsichtlich des steigenden Interesses an stabilen Geldanlagen.


»Gold ist eine Kostbarkeit. Jedem, der es besitzt, erfüllt es alle Wünsche dieser Welt und verhilft den Seelen ins Paradies.«
Christoph Columbus (1451 – 1506)

Gold als Medizin

In den letzten Jahrzehnten wird Gold aufgrund seiner edlen Eigenschaften vermehrt in Elektronik, Technik und Optik verwendet, aber auch in der Medizin, in der man es nicht nur als Zahnersatz, sondern einige seiner Salze auch als wirksames Mittel gegen Rheuma oder Arthritis einsetzt. Allerdings hat der schulmedizinische Einsatz der Goldsalze auch einige Nebenwirkungen – man darf nicht vergessen, Gold ist ein Schwermetall und kann zu Vergiftungen oder Allergien führen, wenn es falsch oder unbedacht eingesetzt wird.

Alternativmediziner kontern, dass dies nur geschieht, wenn man die ohnehin seltenen und natürlich so gut wie nicht vorkommenden anorganischen Goldsalze verwendet. Immerhin ist Gold als echtes Edelmetall extrem unreaktiv und bildet keine Verbindungen. Vom Organismus werde es allerdings in Spuren in seiner elementaren Form durchaus aufgenommen, wenn auch oft unbemerkt und eher nebenbei, so Martin Vitt, Autor des gerade neu erschienen Buches »Gold als Medizin«:

»Gerade Ringe, die eng anliegen, führen dem Träger kleinste Goldmengen zu. Oftmals, wenn ein Mensch mit hohem Fieber im Bett liegt, holt sich der Organismus seine ‚Ration‘ an Gold. Dann ist nach dem Abklingen des Fiebers am Ringfinger ein schwarzer Rand sichtbar, welcher von beigemischten Metallen herrührt, welche in der Ringlegierung enthalten sind. Auch beim Trinken aus Bechern mit Goldrand, früher in adeligen Kreisen und gutbetuchten Familien weit verbreitet, kommen die Schleimhäute mit den Molekülen von Gold in Berührung.«

»In China und im Fernen Osten werden Goldmünzen bei der Zubereitung von Speisen mitgekocht, um diese zu verfeinern und zu bereichern«, bestätigt die Allergologin und HNO-Ärztin Dr. Ulrike Heller aus Tübingen. »Allmählich findet die Überzeugung Eingang in die heutige Medizin, dass gerade durch den Einbezug der Naturheilkunde Herzbeschwerden, rheumatische Erkrankungen und bei seelischen Stresssituationen Gold nicht nur für das Essen, sondern auch als Medizin dem Menschen neuen Reichtum gibt. Einen Reichtum, den bereits Paracelsus kannte, den Robert Koch im Kampf gegen Tuberkulose einsetzte und der immer mehr Menschen hilft, bei Disharmonien neue Wege zu gehen.«

Besonders bewährt hat sich der Einsatz von Gold bei den auch schon aus dem schulmedizinisch bekannten Einsatzbereich der rheumatischen Erkrankungen und der Polyarthritis, doch auch bei Gicht, Herzleiden und gynäkologischen Beschwerden kann das Edelmetall helfen. Und zwar über verschiedene Darreichungsformen, die Martin Vitt detailliert in seinem Werk erklärt – von der Goldkur der Hildegrad von Bingen über Gold in der Homöopathie, Anthroposophie und Spagyrik bis hin zur Energetisierung von Wasser mit dem Edelmetall, indem man ein 1 bis 5 Gramm schweres Goldstück einfach im Wasser kocht und es so in eine magische Medizin verwandelt.

Allerdings rät der Autor von der Verwendung von handelsüblichem Berggold ab, das üblicherweise unter Einsatz von Zyaniden und Quecksilber gefördert wird und somit unter Umständen nicht nur nicht rein, sondern auch ethisch und ökologisch bedenklich gefördert wurde. Waschgold oder Flussgold (z.B. Rheingold) sind laut Vitt energetisch eindeutig zu bevorzugen, da bei ihrer Gewinnung keine Chemie zum Einsatz kommt. »Rheingold hat eine ideale Zusammensetzung«, sagt er. »Der Feingehalt liegt dabei bei 92,8 Prozent Gold, Silber ist mit 6,4 Prozent enthalten und die restlichen Stoffe mit 0,8 Prozent. Hierunter sind Platin, Kupfer und Silizium zu finden.«

Rezepte und Erfahrungsberichte runden das Werk von Martin Vitt ab, welches sich jedoch nicht nur für medizinisch Interessierte, sondern für alle eignet, die mehr über die Geschichte des Goldes und die wahre Natur des Himmelsmetalls erfahren möchten. »Es erscheint geradezu unverzichtbar, Gold in ein neues Licht zu rücken als Grundlage zur Stabilisierung der Selbstheilungskräfte in unserem Körper«, schreibt er. Doch ihm gelingt noch viel mehr: Vitt rückt das Gold wieder in das Licht einer heiligen und heilenden Materie, die so viel mehr ist als bloß eine gute Geldanlage.

Buch-TIPP
Martin Vitt
Gold als Medizin
Von der Goldkur der Hildegard von Bingen bis zur Goldsole in der Naturheilkunde

125 Seiten, € 16,90
ISBN 978-3-89060-616-3
Verlag Neue Erde