Buddhas Hirn

Neurowissenschaftler sind überzeugt, dass eine Untersuchung von Buddhas Hirn bedeutende Einblicke in die neurologischen Aspekte von Erleuchtung und Erwachen gewähren würde. Da dies leider unmöglich ist, haben sich der Psychologe Rick Hanson und der Neurologe Richard Mendius daran gemacht, an der Schnittstelle von Psychologie, Neurologie und Achtsamkeitspraxis nach dem Geheimnis von Glück, Liebe und Weisheit zu suchen – mit erstaunlichen Ergebnissen. Ihr Resümee lautet: »Indem du dein Gehirn veränderst, änderst du auch dein Leben.«

»Eine revolutionäre wissenschaftliche Entdeckung hat kürzlich gezeigt«, sagt der Psychologe Dan Siegel, »dass das erwachsene Gehirn die gesamte Lebensdauer hindurch offen für Veränderungen bleibt. … Die simple Wahrheit ist die, dass die Art und Weise, wie wir unsere Aufmerksamkeit konzentrieren, wie wir bewusst den Energie- und Informationsfluss durch unsere neuronalen Schaltkreise leiten, direkt die Aktivitäten sowie die Struktur des Gehirns ändern kann. Der Schlüssel liegt im Kennen der Schritte, die uns dahin führen, unser Gewahrsein auf Arten und Weisen zu nutzen, die das Wohlbefinden fördern.«

Eben jene Schritte haben Rick Hanson und Richard Mendius nun in ihrem genauso spannenden, wissenschaftlich fundierten wie praktisch orientierten Buch »Das Gehirn eines Buddha« zusammengefasst – ebenso wie die Ursachen des Leidens, die sie als »unerwünschte Nebeneffekte« uralter neurobiologischer Strategien identifizieren: das Schaffen von Trennungen, das Stabilisieren von Systemen und das Sich-Annähern an Chancen bei gleichzeitigem Meiden von Bedrohungen. »Obwohl diese Strategien zu Überlebenszwecken sehr wirksam sind«, betont Hanson, »bringen sie uns doch auch zum Leiden, und zwar, weil jede Strategie inhärente Widersprüche enthält.« So versuchen wir zum Beispiel zu trennen, was eigentlich miteinander verbunden ist, um eine Grenze zwischen uns selbst und der Welt zu schaffen. Oder wir versuchen zu stabilisieren, was in ständiger Veränderung begriffen ist. Wir alle kennen das, sind uns aber der Ursache des zwangsläufig resultierenden Leidens gewöhnlich kaum bewusst.

Anders die buddhistische Tradition, die mit ihren Maximen von Tugend, Achtsamkeit und Weisheit wirksame Gegenmittel gegen die Nebeneffekte unseres biologischen Erbes gefunden hat. Sie sind nicht nur die Säulen ihrer spirituellen Praxis, sie stützen sich laut Hanson auf die grundlegenden neuronalen Funktionen Regulation, Lernen und Selektion. Mit ihrer Hilfe lässt sich auch das Gehirn verändern, was wiederum unseren Geist und unsere Lebenssituation verändert.

Ein Beispiel: Unser Gehirn sucht den uralten Programmen folgend bevorzugt nach unangenehmen Erfahrungen, registriert und speichert sie, erinnert sich an sie und reagiert auf sie. Laut Hanson verhält es sich bei negativen Erfahrungen wie Klettband und bei positiven wie Teflon. »Die Lösung«, erklärt er, »besteht nun nicht darin, negative Erfahrungen zu unterdrücken; wenn sie geschehen, geschehen sie. Stattdessen besteht sie darin, positive Erfahrungen zu fördern – und sie vor allem in sich aufzunehmen, damit sie zu einem ständigen Teil Ihrer selbst werden. Wandeln Sie positive Tatsachen in positive Erfahrungen um, genießen Sie diese Erfahrungen und spüren Sie, wie sie in Sie einsinken.« Hanson und Mendius liefern nicht nur hierzu zahlreiche praktische Tipps, die helfen können, glücklich zu leben und unser Gehirn nach und nach in das eines Buddha zu verwandeln. Alles, was es hierzu bedarf, ist das Wissen um unsere Natur und ein wenig Achtsamkeit.

Weitere Informationen zu Rick Hanson auf den Seiten des MBSR Deutschland.

BUCH-TIPP
Rick Hanson, Richard Mendius
‚Das Gehirn eines Buddha‘
320 Seiten, € 22,90
ISBN 978-3-86781-025-8
Arbor Verlag