Wind & Wasser

»Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde;
Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut,
Und Gottes Geist schwebte über dem Wasser.
«
(Genesis 1,1-1,2)

Was hat die Genesis mit Feng Shui zu tun? Wenn man genau hinschaut, finden wir hier einen Schlüssel dazu, warum Feng Shui funktioniert. Wie es genau wirkt und worauf wir achten müssen, beschreiben viele Bücher, oder wir erfahren es direkt von eingeweihten Lehrern wie Großmeister Dr. Jes T. Y. Lim. Seine Gedanken und Lehren bilden die Basis für den folgenden Erklärungsversuch.

Da die uralte chinesische Wissenschaft des Feng Shui dazu eingesetzt wird unser Leben positiv zu verändern, um mehr Harmonie, Gesundheit, Wohlstand und Erfolg zu erlangen, nehmen wir damit unmittelbar Einfluss auf unser Umfeld und gestalten aktiv unsere Realität. Realitätsgestaltung ist jedoch nichts anderes als ein Schöpfungsprozess. Deshalb führt die Spur zurück zur Quelle: Mit Wind (Gottes Geist) und Wasser fing alles an.

„Feng Shui“ bedeutet Wind und Wasser. Dabei steht „Feng“ für Wind, Luft, Gas, Wolken, Stürme, Energiefelder und Energiestrahlungen. Zur Interpretation von „Feng“ gehören auch Strukturen, die sich gegenseitig ergänzen und den Fluss des Windes lenken oder beeinflussen. Das können Hügel sein, Berge, Felsen, Gebäude oder von Menschenhand errichtete Strukturen.

Unter „Shui“, Wasser, fallen Seen, Flüsse, Bäche, Wasserfälle, fließende und stehende Gewässer, Sümpfe, Regen, Schnee, Eis, sowie Pflanzen und andere Lebewesen, die von Wasser genährt werden, oder auch so genanntes „trockenes“ Wasser, wie zum Beispiel Straßen.

Im Wasser steckt die Kraft der Erneuerung, der Reinigung und Transformation. Wasser hilft, belastende Gifte aus dem Körper zu waschen – egal ob es sich dabei um Toxine aus der Umwelt, Nahrungsmitteln oder Emotionen handelt. Ein reinigendes Bad im Meer vor Betreten einer Tempelstätte war bei vielen Urvölkern fester Bestandteil der Rituale. Diese Praxis wird noch heute mancherorts auf Hawaii gepflegt, wenn der traditionelle „Hula Kahiko“, der Tempeltanz, zu besonderen Anlässen aufgeführt wird.

Wasser und Wind waren die Urelemente der Schöpfung: Wind ist Atem, ist Bewegung. Wir benötigen eine Absicht, den Geist, eine Intention, die der Bewegung eine Richtung gibt. Und wir benötigen Wasser als Grundvoraussetzung dafür, dass Leben sich überhaupt entwickeln kann.

Von Heraklit stammt die bekannte Aussage „panta rhei“, alles fließt. Alles ist ständiger Bewegung unterworfen. Nichts ist statisch, denn statisch bedeutet tot. Johann Wolfgang von Goethe schreibt in seinem Gesang der Geister über den Wassern: „Wind ist der Welle lieblicher Buhler; Wind mischt von Grund auf schäumende Wogen.“

Demzufolge sind Wind und Wasser untrennbar miteinander verbunden. Wind und Wasser erzeugen Wellen von bestimmter Frequenz oder Schwingung, was das Ergebnis der Manifestation erheblich beeinflusst. Folgen wir dem Schöpfungsprozess:
„Der Geist Gottes schwebte über den Wassern“; das ist die Inspiration, der Gedanke. Der ist schöpferisch. Dann kommt das Wort, der ausgesprochene Gedanke. Dadurch erhält der Gedanke Energie und somit haben wir Bewegung. Denn das gesprochene Wort wird über den Atem transportiert, ihm wird sozusagen Leben eingehaucht. Damit sind wir beim Wind angelangt. Diese Energie ist von bestimmter Qualität, das heißt, sie schwingt in einer bestimmten Frequenz, je nach Inhalt und Absicht, mit der das jeweilige Wort inhaltlich und emotional belegt ist. Mithilfe eines Enzephalogramms ist inzwischen längst nachweisbar, dass aktive geistige Vorgänge Schwingungen erzeugen.

Ein glückliches, erfolgreiches und gesundes Leben beruht nun auf einem ausgeglichenen Verhältnis von „Yin und Yang“, dem männlichen und weiblichen Aspekt. Wann dieses Verhältnis ausgeglichen ist, ist individuell verschieden, denn alles verhält sich immer in Bezug zu allem anderen!

Taoistische Meister erkannten das Prinzip der Dualität von „Yin und Yang“ bereits vor 5.000 Jahren. Alles, was in diesem Universum existiert, kann auf diese beiden Kräfte zurückgeführt werden. „Yin“ ist dunkel, negativ, kalt, beruhigend und weiblich. „Yang“ ist hell, positiv, heiß, belebend und männlich. „Yin“ ist der Mond im Verhältnis zur Sonne, die „Yang“ ist. Aber „Yang“ ist auch der Vollund Neumond im Verhältnis zum „Yin“- Halbmond, und ein Zen-Mönch ist mehr „Yin“ als eine Soldatin in Aktion.

Ein Überschuss an „Yang“ erzeugt zum Beispiel im Körper Entzündungen, in der Umwelt Gewalt oder drückt sich emotional als Wut aus. Ein Überschuss an „Yin“ erzeugt hingegen Schwerfälligkeit, Stagnation im Außen oder Angst im Innen. Weitere Hinweise auf die besondere Bedeutung von Wind und Wasser in der Schöpfung finden wir auch in den Mythen anderer Völker. So sprechen zum Beispiel die Navajo in ihrer Schöpfungsgeschichte davon, dass der Wind dem ersten Mann und der ersten Frau Leben eingehaucht hat. In unseren Fingerabdrücken könne man erkennen, woher der Wind blies, als unsere Ahnen erschaffen wurden. Auch hier ist Wind letztendlich nichts anderes als eine Form von Atem, göttlichem Atem.

Schauen wir uns die Bedeutung des Wassers etwas genauer an. Auch einige der griechischen Naturphilosophen sahen in ihm den Urstoff des Universums, den Ursprung von Allem, und somit war Wasser gleichbedeutend mit göttlich. Der taoistische Meister Jes Lim sieht das ähnlich: Er nennt den Regen „Himmelsglück“. Wasser ist Lebenselixier, das in einem ewigen Kreislauf von seiner Urform auf Erden wieder vom Himmel fällt. Ohne Wasser ist für Lebewesen und Pflanzen kein Wachstum möglich. Deshalb ist es bei der Wahl eines Hauses oder einer Wohnung auch so wichtig, dass der Blick von der Eingangstür nach oben zum Himmel frei bleibt und nicht durch Gebäude oder dichten Pflanzenwuchs versperrt ist, so dass das Himmelsglück dem Individuum reichlich zufließen kann.

Klares Wasser, ganz besonders wenn es in Bewegung ist, zieht verstärkt „Chi“, kosmische Lebensenergie, an. Chi wiederum zieht Sauerstoff an. Somit bilden sich Negativ-Ionen in der Luft. Die Nähe eines Wasserfalls oder des Meeres zieht uns deshalb magnetisch an und wir können sie problemlos riechen noch bevor wir sie sehen. Und in der Regel empfinden wir ihre Präsenz als äußerst belebend.

Durch das Wort kommt also Energie von bestimmter Schwingung oder Qualität in Bewegung: E-Motion. Durch die Tat wird der Gedanke realisiert, wobei die Stärke dieser Bewegung (Emotion, Gefühl) das Ergebnis bestimmt: Zerstörung, Fülle oder Stagnation.

Deshalb spielen Wind und Wasser im Feng Shui bei der Energetisierung von Räumen und Plätzen eine besondere Rolle. Wasser ist ein Geschenk des Himmels, lebensspendend, Quelle allen Seins und damit Quelle absoluter Fülle. Wird der Einsatz von Wasser noch mit einer bestimmten Absicht belegt, „arbeitet“ das Wasser für uns in dieser Richtung.

Gleichermaßen sorgt eine sorgfältige Platzierung von Möbeln und Gegenständen dafür, dass der Wind und somit das kosmische Chi ungehindert fließen kann, so dass alle Bereiche des Hauses, auch die hintersten, mit reichlich Chi und Sauerstoff versorgt werden können, denn Chi zieht, wie gesagt, Sauerstoff an. Wind und Wasser können unser Leben unterstützen und verbessern. In der Summe kommt es auf den Bewegungsfluss an – ob die Welle sanft am Strand auslaufen kann, sich am Felsen brechen muss oder durch viele Turbulenzen am freien Fluss gehindert wird. Das gleiche gilt für den Wind: Hindern ihn feste Strukturen am Durchfluss, so muss er zerstören; unterstützen sie seinen Lauf, kann er beleben.

Immer ist es ein Zusammenspiel zwischen dem schöpferischen Geist und dem Fluss der E-Motion, der Schwingung. Getreu dem Grundsatz „Energie folgt der Aufmerksamkeit“ können wir unsere Erfahrungen ändern, wenn wir die Schwingung der E-Motion, der Energie in Bewegung, verändern. Und das kann Feng Shui durch die geschickte Lenkung des Energieflusses. Idealerweise geschieht dies, bevor ein Bauplatz gewählt und ein Haus gebaut wird. Denn je früher alle äußeren Faktoren berücksichtigt werden, um so größer die aktive Einflussnahme, das eigene Leben in die gewünschte Richtung zu lenken. Eines wäre dem noch hinzuzufügen: Wieviel Wind und Wasser ist für den Einzelnen nötig, um sein Schicksal positiv zu beeinflussen? – Wie immer ist alles relativ!

Immer geht es um Ausgleichung für den Einzelnen, wobei Harmonie nicht dasselbe ist wie Gleichgewicht. Was für den einen zu viel ist, kann für den anderen zu wenig sein. Ein guter Feng Shui Berater wird nicht nur die individuelle Lebenssituation des Klienten in Betracht ziehen, sondern sich bei der Beratung stets an den Wünschen des Auftraggebers orientieren, denn es geht um Ausgleichung der für den Klienten ungünstigen Rahmenbedingungen. Dieser Aspekt zieht sich wie ein roter Faden durch die Lehren von Dr. Jes Lim. Bevor wir deshalb Energien als positiv oder negativ bewerten, ist es wichtig zu wissen, in Bezug worauf sie bewertet werden sollen. Was ist die Absicht, was ist das Ziel? Für Großmeister Lim steht der Kunde an erster Stelle.

In diesem Sinne kann angewandtes Feng Shui unser Leben zum Besseren verändern. Eine sorgfältige Platzierung der Möbel und Gegenstände unterstützt den harmonischen Chi-Fluss; der Einsatz von Wasser belebt und energetisiert bestimmte Bereiche in unserem Sinne. Denn Wind und Wasser, Feng Shui, sind die Urelemente der Schöpfung. Um es mit Goethes Worten zu sagen: „Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser! Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!“

Christina Viol ist eine von Prof. Dr. Jes T.Y. Lim diplomierte Feng-Shui-Beraterin mit Schwerpunkt auf Vital-Energie und Geomantie. Sie ist dreisprachig (D, E, F) und international beratend tätig.

Email: christinaviol@yahoo.com
Tel: 0033 (0)9 53 54 23 48

Weitere Informationen:
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