Die geheime Kraft der Träume

Denise Linn wurde von der US-Presse bereits als „Amerikas bestgehütetes Geheimnis“ gefeiert. Die Bestsellerautorin wird ihre Erfahrungen und Fähigkeiten in den Bereichen Feng Shui, „Space Clearing“ und Traumdeutung im Frühjahr 2009 auch in Deutschland auf zwei Seminaren vorstellen. Vorab sprach „newsage“ in einem Telefoninterview mit der in Kalifornien lebenden Halbindianerin über die geheime Kraft der Träume.

newsage: Zunächst würden wir gerne mehr über Dich erfahren. Du hast indianische Vorfahren?
Denise: Ja, meine Mutter ist Cherokee- Indianerin, aber die spirituelle Seite der amerikanischen Ureinwohner habe ich nicht von ihr vermittelt bekommen. Zu der Zeit, in der ich aufwuchs, hatten die Indianer kaum Bürgerrechte und meine Mutter und ihre Bekannten kämpften für mehr Gleichberechtigung und persönliche Freiheit. So bin ich eher mit der Notwendigkeit einer friedlichen und ausgeglichenen Gesellschaft als mit spirituellen Techniken aufgewachsen.

newsage: Und woher stammen Deine spirituellen Kenntnisse?
Denise: Im Alter von 17 Jahren hatte ich ein extremes Erlebnis. Ich fuhr mit dem Motorrad über eine verlassene Landstrasse, als ich das untrügliche Gefühl verspürte, von jemandem verfolgt zu werden. Als ich mich umdrehte, sah ich tatsächlich einen Mann, der mich verfolgte – doch da war es bereits zu spät. Zuerst rammte er mich mit seinem Wagen, so dass ich stürzte und auf dem Boden lag. Als ich wieder aufstehen wollte, sah ich, dass der Angreifer eine Waffe trug. Bevor ich noch erschrecken konnte, hatte er schon abgedrückt und mich getroffen. Ich lag verletzt und paralysiert am Boden und spürte, obwohl ich die Augen geschlossen hatte, dass er ein weiteres Mal auf mich zielte, um mich endgültig ins Jenseits zu befördern. In dem Moment geschah etwas Unglaubliches – es war die einzige Möglichkeit, mich aus dieser schrecklichen Situation zu befreien: Ich öffnete die Augen und empfand Mitgefühl für meinen Aggressor. Tiefes, echtes Mitgefühl! Der Mann senkte die Waffe, drehte sich um und ging.

newsage: Was hast Du aus diesem persönlichen Schicksalsschlag mitgenommen?
Denise: Abgesehen von einer fehlenden Niere, einer fehlenden Milz, Störungen im Herz- und Lungenbereich sowie einem abgebrochenen Wirbel: eine tief greifende spirituelle Erfahrung, die den weiteren Verlauf meines Lebens bestimmt hat. Während ich auf der Intensivstation lag und die Ärzte um mein Leben kämpften, verließ ich plötzlich meinen leiblichen Körper. Obwohl ich mir all des Schmerzes und meiner Umgebung bewusst war, fand ich mich plötzlich an einem Ort wieder, der voller Licht, Liebe und Schönheit war. Es war die Quelle des Daseins und ich hatte schlagartig das Gefühl, wieder zu Hause zu sein. In der unendlichen Verbundenheit aller Seelen, frei von Raum und Zeit.

newsage: Was veränderte sich danach?
Denise: Ich sah Energie, sah wie jedes Wesen von Licht umgeben ist. Ich sah die Auren der Menschen. Als ich das erste Mal mit meinem Rollstuhl den Krankenhauspark befuhr, sah ich um jeden Grashalm und um jedes Blatt der Bäume einen Lichtschimmer. Ich hörte die Sprache des Windes, verstand die Natur mit allen Sinnen. Von da an wusste ich, dass dies alles möglich ist, dass Spiritualität genauso real ist wie die Wege der Vernunft, die mir mein Elternhaus vermittelte. Auf dieser tieferen Ebene sind wir alle miteinander verbunden.

newsage: Ist das auch der Grund, aus dem Du Expertin für Träume geworden bist?
Denise: Meine Träume wurden nach diesem Ereignis erst einmal außergewöhnlich. Entweder unglaublich pathetisch oder extrem erschreckend. Besonders der eine Traum, in dem ich von etwas verfolgt wurde, dass mir unheimliche Angst machte, ließ mich nicht mehr los. Ich begann mich für verschiedene traditionelle Deutungen der Träume zu interessieren, besuchte die Maori in Neuseeland und die Aborigines in Australien, lernte bei Ihnen die uralte Verbindung zur Traumzeit kennen. Irgendwann hatte ich genügend Energie gesammelt, um mich meinem Traumgegner zu stellen. Ich drehte mich um und erkannte mich selbst! Es war meine eigene Angst, die mich die ganze Zeit über verfolgt hatte. Ich umarmte und liebte sie in diesem Moment und hatte diesen schrecklichen Albtraum seitdem nie mehr.

newsage: Haben Dir die Erfahrungen anderer Kulturen dabei geholfen?
Denise: Ja, ungemein. Für die Aborigines sind Traumreisen etwas ganz Alltägliches. Stammesmitglieder wohnen teilweise viele tausend Kilometer voneinander entfernt und die einzige, völlig reale Möglichkeit zu kommunizieren besteht für sie jede Nacht im gemeinsamen Träumen. Erfahrene Stammesälteste gehen heutzutage in Gefängnisse, in denen jüngere Mitglieder sitzen, und lehren sie, dass nur ihr alltäglicher Körper gefangen ist. Ihre Seele und ihr Traumkörper sind frei. Damit können sie sich überall hin bewegen. Auch ich habe die Fähigkeit zum bewussten und luziden Träumen im Laufe der Jahre erlernt.

newsage: Astralreisen und luzide Träume sind doch etwas Unterschiedliches, oder?
Denise: Auf jeden Fall. Astralreisen sind das physische Verlassen des Körpers. Der luzide Traum findet in deinem Körper, nur auf einer ganz anderen Ebene statt. Es ist erstaunlich, wie oft dies durcheinander gebracht oder verwechselt wird.

newsage: Unsere Kultur scheint das Träumen verlernt zu haben.
Denise: Naja, verlernen kann man es nicht. Es gibt zahlreiche Untersuchungen, die zeigen, dass Menschen, denen Schlaf und somit die Traumgelegenheit entzogen wird, vereinsamen, verkümmern oder nicht mehr funktionieren. Nur die tatsächliche Bewusstheit der Träume, die Erkenntnis, dass die Grenze zwischen Alltags- und Traumwelt passierbar ist, fehlt in unserer Kultur. Die Aborigines haben auf ihre Art nur deshalb überlebt, weil sie bei der Eroberung durch die Weißen die Kraft ihrer Träume aufrechterhalten konnten. Sie sind mit der Traumzeit verbunden, unsere Kultur hingegen ist dissoziiert, aber nicht grundsätzlich getrennt.

newsage: Was lehrst Du auf Deinen Seminaren zum Thema Träumen?
Denise: Das sind ganz unterschiedliche Facetten, die ich ins Bewusstsein rufen will. Das Programmieren der Träume etwa ist eine Fähigkeit, die jedem gegeben ist und auf die es ja auch ohne meine Seminare schon genügend Hinweise gibt. Ob das bestimmte Öle sind, mit denen man sich vor dem Schlafengehen einreibt, oder Steine, die man an bestimmte Stellen legt. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Entscheidend ist aber immer die persönliche Absicht. Wenn ich für eine bestimmte Aufgabe um ein besonderes Zeichen bitte, kurz bevor ich mich schlafen lege, und dies mit Nachdruck und voller Entschlossenheit tue, dann ist die Möglichkeit sehr groß, dass sich mir der Traum offenbart.

newsage: Die meisten Menschen haben Probleme, ihre Träume überhaupt zu behalten …
Denise: Das ist ein weiterer Bereich, in dem es unzählige Techniken und Hinweise bestimmter Schulen gibt. Natürlich ist ein Traumtagebuch unabdingbar, aber viel wichtiger für die Erinnerung ist meines Erachtens die Rolltechnik. Das heisst, sich in dem Moment des Erinnerns in die Position zu begeben, in der man auch träumte. Wenn ich aufstehe, verringert sich die Fähigkeit maßgeblich. Hinzu kommt, dass das Ganze schnell geschehen muss. Nach fünf Minuten bestehen nur noch Fragmente des Traumes, nach zehn Minuten ist er ganz weg.

newsage: Wie steht es mit der Traumdeutung? Während die einen Schulen bei einem bestimmten Ereignis von einer Vision mit Realitätsbezug sprechen, behaupten andere, dass genau das Gegenteil des Trauminhaltes zutrifft.
Denise: (lacht) Ja, jeder Lehrer hat so seine Methode. Entscheidend ist letztlich die persönliche Verbindung. Wann habe ich zum letzten Mal in meinem Leben die emotionelle Kraft gespürt, die ich im Traum erfahren habe? Wenn ich dahin zurückgehe, habe ich die Möglichkeit, die Botschaft und die Energie meines Traumes in die Alltagswelt zu integrieren.

newsage: Selbst frühere Leben können so rekapituliert werden?
Denise: Du kannst einen Traum nehmen und mit ihm acht Jahre lang arbeiten. Jedes Detail kann so viele Botschaften enthalten. Über deine Gefühle, deinen Körper, deine Beziehungen, genauso wie über deine Familienseele, deinen genetischen Code oder deine früheren Leben. Wir sind mit der Unendlichkeit verbunden. Wir müssen uns ihr nur annähern wollen und uns dann fragen: Macht das Sinn in meiner aktuellen Situation, kann ich es annehmen?

newsage: Warum haben eigentlich so viele Menschen Schwierigkeiten, sich auf ihre Träume einzulassen? Woher kommt diese Ablehnung des Unsichtbaren?
Denise: Wir leben seit langer Zeit in einer Phase des Patriarchats. Die Zeit des Matriarchats ist lange vorbei. Zurzeit regiert die Kraft von Leistung und Kausalität – die Geschenke der Träume, der Nacht und des Mondes sind vergessen. Ich glaube aber, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem sich die Verhältnisse wieder umkehren werden. Wenn man bedenkt, was sich allein in den letzten 30 Jahren in spiritueller Hinsicht getan hat, wie viele Initiativen, Gruppen, Energien sich bilden – all das zeigt, in welche Richtung es gehen wird.

newsage: Erstaunlich ist aber doch, dass Völker wie die Aborigines diese alte matriarchale Tradition in unserer technischen Welt beibehalten konnten.
Denise: Sie mussten es tun, sonst hätten sie wohl nicht überlebt. Sie leben auch heute in ihrer ursprünglichsten Form nach wie vor ohne Technologie und ohne Leistungsprinzip, genau wie vor 8000 Jahren. Sie sind der Traumzeit ganz nah und haben einfach diese reichhaltige Verbindung zum Geist. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum viele junge Mitglieder ihrer Stämme, die mit der Moderne der Städte konfrontiert werden, so einen brutalen Kulturschock erleiden, der sie zu sinnlosen Taten veranlasst, sodass sie letztlich am Rande der Gesellschaft oder im Gefängnis landen. (Im Hintergrund ist schon seit einiger Zeit der Gesang eines Vogels zu hören.) Hörst du? Mein Vogel spricht auch mit uns. Er mag dieses Interview, es ist ein gutes Gespräch.

newsage: Ja, schade, dass wir schon aufhören müssen. Abschließend aber noch eine Frage: Was ist Dir denn in Deinen Seminaren das Wichtigste? Welche Botschaft soll bei Deinen Teilnehmern hängen bleiben?
Denise: Die Bedeutung des Mitgefühls! Die Welt mit den Augen eines anderen sehen zu können. Wenn ich jemanden verurteile, verliere ich sofort diese Fähigkeit. Die Öffnung kann nur mit Hilfe dieses freien und unvoreingenommenen Gefühls entstehen.

Weitere Informationen:
www.deniselinn.com
www.vielharmonie.com/seminare