Weltfrieden ist möglich

weltfrieden-ist-moeglich01Zeit seines Lebens treibt Ilchi Lee die große Frage um: die Frage nach dem Sinn des Lebens. Im Zuge dieser Suche erlernte er traditionelle koreanische Techniken, um Körper und Geist zu schulen. Er kombinierte dieses alte Wissen mit neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung und schuf das Konzept der Gehirnschulung: Sie soll die Menschen dazu befähigen, das volle kreative Potenzial ihres Gehirns zu nutzen und sich frei zu entfalten. Viele Jahre lang widmete sich Lee der Verbreitung seiner Philosophie. Inzwischen konnte er sich daneben großes Ansehen als Friedensaktivist verschaffen: Anfang Juli sprach er auf einem Kongress der UN in Genf.

newsage: Sie kommen gerade aus Genf. Was haben Sie dort erlebt?
Ilchi Lee: Bei dieser Konferenz trafen sich NGOs mit Vertretern aus Außen- und Gesundheitsministerien, um Lösungen für eine bessere globale öffentliche Gesundheit zu erarbeiten. Als Hauptredner teilte ich folgende Botschaft mit den Teilnehmern: Die Zukunft des menschlichen Lebens liegt darin, wie wir unser Gehirn verstehen und nutzen. Wir benötigen ein globales Bewusstsein dafür und verstärkte Bemühungen, um die Wichtigkeit des Gehirns als fundamental für das menschliche Leben klar zu machen.

newsage: Sie setzen sich sehr für den Frieden ein. Glauben Sie wirklich daran, dass dieser erreicht werden kann?
Ilchi Lee: Bis heute wird der Frieden meistens als politisches und religiöses Problem behandelt. Viele glauben, dass der Frieden ein zu großes Thema ist, um sich darüber Gedanken zu machen und dass ein Individuum alleine nichts erreichen kann. Der einzige Weg, der zum Weltfrieden führt, ist jedoch, dass jeder in sich selbst friedlich wird und ein Friedensdasein führt. Wir können ihn nur in uns selbst finden und durch unser eigenes Leben realisieren. Er ist ein menschlicher Instinkt, ein wesentliches Element des menschlichen Lebens. Weltfrieden ist möglich. Wir erschaffen nichts Neues, sondern entdecken etwas wieder, das in uns bereits existiert. Wenn ein Mensch ernsthaft die Friedenskraft erfährt, ist er nicht mehr der, der er war. Denn ihm wird bewusst, dass er und andere Menschen durch das eine Leben verbunden sind. Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch, der dieses Bewusstsein vom tiefgründigen Leben erfahren hat, sich für Frieden und Heilung entscheiden kann. Ich hatte früher ein qualvolles und elendes Leben. Aber diese Erfahrung hat mich verändert und ich bin ein Mensch geworden, der sich um die Erde und um den Frieden der Menschheit kümmert. Wenn ich diese Erfahrung als Durchschnittsmensch gemacht habe, glaube ich, dass auch jeder andere Mensch diese Erfahrung machen kann.

newsage: Das Chi, die Lebensenergie, ist ein zentraler Bestandteil Ihrer Philosophie. Wie kann man es spüren?
Ilchi Lee: Das ist einfach: Setzen Sie sich hin und heben Sie beide Hände vor die Brust. Schließen Sie die Augen, konzentrieren Sie sich auf den Raum zwischen beiden Handflächen. Entfernen Sie die Handflächen voneinander und nähern Sie sie wieder an. Sie spüren dabei etwas, wie eine magnetische Kraft oder Wärme zwischen den Händen. Das ist Chi. Man kann lernen das Chi im ganzen Körper fließen zu lassen. Ich empfehle dazu eine sehr einfache und effektive Trainingsmethode: Hirnwellen-Schwingungen. Eine deutschsprachige Ausgabe meines Buches zu diesem Thema wird demnächst beim Arbor Verlag erscheinen.

newsage: Können Sie unseren Lesern einen Rat mit auf den Weg geben?
Ilchi Lee: Viele Menschen denken, ihr Leben sei bedeutungslos. Versuchen Sie, es als Geschenk zu betrachten. Mit diesem Geschenk haben Sie auch die Freiheit bekommen, es selbst zu gestalten. Das Leben ist nur so lange bedeutungslos, wie man seinen Sinn nicht sucht. Fragen Sie sich immer wieder: Wofür lebe ich im Moment? Was kann ich für die Erde tun?

Interview: Verana Feil

BUCH-TIPP
Ilchi Lee
Die Erfahrung des Menschseins
192 Seiten, € 14,90
ISBN: 978-3-93685-573-9
Arbor Verlag