Die Kraft der tibetischen Mantras

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Die einzigartige Stimme der Tibeterin Dechen Shak-Dagsay ist inzwischen weltweit bekannt. Die Adoptivtochter des ehrwürdigen tibetischen Lamas Dagsay Rinpoche verzaubert ihr Publikum vor allem mit alten und neuen tibetischen Mantras, die den Zuhörer auf seinem Weg zum inneren Frieden begleiten und unterstützen.

Die Erfolgsgeschichte von Dechen Shak- Dagsay ist Drama und Märchen zugleich und durchaus wert, von Anfang an erzählt zu werden. Denn nur im Zusammenhang ihrer Lebensgeschichte werden die Hintergründe ihrer Lieder für den Frieden wirklich sichtbar.

Dechen Shak-Dagsays Mutter war schwanger, als sie 1959 wie Zehntausende anderer ihrer Landsleute im Gefolge des 14. Dalai Lama vor den vorrückenden chinesischen Truppen über den Himalaya aus Tibet nach Nepal floh. Dechen erzählt: „Für meine Mutter war es schlimm, dass sie allein fliehen und ihren kranken Mann zurücklassen musste. Mein leiblicher Vater starb in Tibet – damals war sie schon schwanger mit mir. Als sie in Sicherheit war, auf der anderen Seite in Nepal, musste sie nach ein paar Monaten erfahren, dass er gestorben war.“

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Dechen Shak- Dagsay und ein Filmteam des Schweizer Fernsehens beim Besuch einer tibetischen Schule in der Nähe von Chokri, Ost-Tibet

Auch nach ihrer Geburt in Nepal ging die Reise weiter – als dreijähriges Mädchen kam Dechen mit ihrer Mutter in die Schweiz, wo sie zusammen mit anderen tibetischen Flüchtlingen in Toggenburg untergebracht wurde. Ein Jahr später kam eine weitere Flüchtlingsgruppe, in Begleitung eines jungen Lamas, Dagsay Rinpoche, der vom Dalai Lama persönlich als spiritueller Begleiter in die Schweiz geschickt wurde.

Dagsay Rinpoche und Dechens Mutter verliebten sich, heirateten und zogen mit ihrer kleinen Tochter nach Ebnat-Kappel, wo Dechen aufwuchs und zur Schule ging. Damals dachte sie noch nicht an eine Karriere als Sängerin, auch wenn sie von früh auf von den tibetischen Tänzen und Gesängen fasziniert war. Im Gegenteil: Dechen machte eine typisch westliche Karriere und hat bis vor ein paar Jahren in der Marketing-Abteilung einer internationalen Firma gearbeitet. Ihr Erfolg als Musikerin entstand eher „nebenbei“ und kam unerwartet.

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Ein Blick über die Dächer der Mönchszellen und Gebäude des Chokri- Klosters, das dank Dagsay Rinpoche und Dechen Shak- Dagsays Mutter wieder aufgebaut wurde

Im Jahr 1989 nahm ein Kollege von Dechen zum ersten Mal eine Single mit ihrer zauberhaften Stimme auf – ein tibetisches Friedenslied aus der Feder von Dagsay Rinpoche. Diese und folgende Aufnahmen gefielen Dechens Ehemann, Kalsang Shak, so gut, dass er sie in seiner Naturheilpraxis abspielte, und als er bemerkte, dass seine Patienten sehr positiv darauf ansprachen, entstand die Idee, Dechens Musik einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Aber Dechen zögerte, zumal sie wusste, dass die heilsame Wirkung ihrer Lieder nicht nur auf ihre Stimme und ihr gesangliches Können zurückzuführen war, sondern vor allem auf die ursprüngliche Kraft der Mantras. Auch zwei Gastauftritte auf CDs von Oliver Shanti („Well Balanced“ und „Tai Chi“) konnten sie nicht wirklich überzeugen. Der Durchbruch kam erst, als ihr Vater Dagsay Rinpoche im Jahr 1999 ein Buch über tibetische Mantras schrieb und sie bat, diese auf einer Begleit-CD zu singen. Aus dieser Zusammenarbeit entstand „Dewa Che“ (Innerer Friede), ein Album, das schnell zum weltweiten Bestseller avancierte und das in der Schweiz in Kürze mit der begehrten „Goldenen Schallplatte“ ausgezeichnet wird.

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Dechen in einem traditionellen tibetischen Kleid, begleitet von Nonnen aus dem hoch oben am Berg gelegenen Nonnen-Kloster bei Chokri

Im Jahr 2002 folgte „Shi De – A call for World Peace“, ein berührendes und melodisches Werk mit Mantras für den weltlichen Frieden, im Jahr 2004 das Album „Dcham Sem“ (der mitfühlende Geist) mit Mantras für das universelle Mitgefühl und im Jahr 2006 das neueste Werk „Tara Devi“, eine CD mit Mantras zur Verehrung der göttlichen Tara. Das Besondere an diesem Werk ist, dass Dechen die Mantras hier genau in der Reihenfolge singt, wie sie von Tibetern zur Verehrung der Tara gebetet werden. Dadurch ist das Album für eine Tara-Puja (eine traditionelle Verehr ungszeremonie) bestens geeignet.

Daneben gibt Dechen Shak- Dagsay zahlreiche Konzerte im Inund Ausland und erlebte in diesem Rahmen einen ganz persönlichen Höhepunkt: Im August 2005 durfte sie anlässlich des Besuchs Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama in der Schweiz in der Klosterkirche Einsiedeln ein tibetisches Friedenslied singen. Dechen schwärmt: „Als seine Heiligkeit während des Gesanges seine Hände in die betende Geste zusammenlegte und die Augen schloss, wusste ich, dass in diesem Moment der Samen des Friedens bei Tausenden von Menschen gesetzt wurde und wir alle seinen Segen erhalten haben.“

Weitere Informationen finden Sie unter:
www.dechen-shak.com

CD-TIPP
Dewa Che
72 Seiten, € 19,50