MANA – Die Macht der Dinge

Was hat ein riesiger Thunfisch mit der Gitarre von Elvis gemeinsam? „Mana“ – der polynesische Begriff für Macht, Ansehen oder Energie. Überall auf der Welt, innerhalb jeder Kultur gibt es Objekte, die besondere „Macht“ haben. Menschen besteigen Berge oder unternehmen Pilgerreisen, um diese Objekte zu sehen oder zu berühren. Sie werfen sich vor ihnen nieder, vollziehen in deren Gegenwart besondere Rituale und berühren sie in der Hoffnung, etwas von deren magischer Kraft zu erlangen.

Sie bewahren solche Objekte in einem Schrein in Kirchen und Tempeln auf oder geben sie als Grabbeigabe ihren Verstorbenen mit; sie tragen sie am Körper, bewahren sie wie einen Schatz auf oder verbrennen sie in ritueller Weise. Ein einzelnes Objekt mag in der Lage sein, Macht über eine bestimmte Gruppe oder eine Person auszuüben, doch das Phänomen des „magischen Gegenstandes“ ist universell.

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Der Goldene Fels ist eine der bedeutendsten heiligen Stätten in Myanmar (Birma). Auf dem mit Blattgold verzierten Felsen befindet sich eine Stupa, die Kyaiktiyo-Pagode. Der Legende nach soll hier in einem Reliquienschrein ein Haar Buddhas aufbewahrt werden, das den Fels im Gleichgewicht hält und vorm Absturz bewahrt.

Mana – Der Film
Nach dem letztjährigen Überraschungserfolg „Bleep“ bringen Udo Grube und Rainer Dunkel von der HORIZON Film Distribution im April dieses Jahres wieder einen Film in die Kinos, der das Zeug hat, Kultstatus zu erlangen: „Mana – Die Macht der Dinge“, ein Film von Peter Friedman und Roger Manley, ist eine Reise um die Welt, die uns von der Hütte eines indianischen Medizinmannes bis in die Unendlichkeit des Weltraums führt, von den ältesten Technologien zu den komplexesten, von der greifbaren Welt der O b j e k t e zur projizierten Welt der Werte. Eine Reise, die vom Versuch des Einzelnen erzählt, die geheimnisvollen Mächte seiner Umgebung zu begreifen, zu bündeln und mittels der Kraft der Gedanken auf das eigene Leben Einfluss zu nehmen.

Objekte, die Mana besitzen, sind so verschieden wie die Menschheit selbst und können sehr unterschiedliche Kräfte und Werte verkörpern – die der Religion, der Kunst, der Wirtschaft oder der Geschichte. Mana an sich bleibt dabei universell – alle Menschen verehren oder schätzen irgendetwas.

So kann etwa ein Bild von Rembrandt eine große Bedeutung für Europäer haben, die Feder eines Adlers für einen Navajo, Elvis Presley für Millionen von Rock-Fans, das Turiner Grabtuch für katholische Pilger, die Gewänder der Vodoo-Priester für die Bewohner Afrikas oder ein Mercedes Benz für ein e n malaysischen Chinesen. Selbst das Lieblingsspielzeug eines Kindes oder die in der Familie vererbte Taschenuhr besitzen jenes Mana.

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Buddhistische Pilger kommen von weit her, um das Heiligtum zu besuchen, und berühren den Goldenen Fels in frommer Andacht. Sie bringen kleine Blattgoldblättchen mit, die sie dann als Opfergabe an den Fels kleben. Frauen dürfen das Heiligtum aus religiösen Gründen nicht berühren.

Die Macht des Glaubens
Kerngedanke von „Mana – die Macht der Dinge“ ist es zu zeigen, wie sich Menschen in Gegenwart magischer Gegenstände verhalten und was die Grundlage dieses universellen Verhaltens ist: Der Glaube.

Glaube bedeutet dabei nicht zwangsläufig Religion: Er bestimmt den Aktienmarkt, legt fest, wie wir mit Geschichte und unseren persönlichen Erinnerungen umgehen und bildet die Grundlage für Rassismus und Kriege. Indem der Film unterschiedliche Kulturen, Charaktere, visuelle Eindrücke, Musik und faszinierende Objekte zusammenbringt, hilft er uns, den essentiellen, unsichtbaren Grundbaustein, der allem zu Grunde liegt, sichtbar zu machen.

„Uns war von Anfang an klar, dass uns die physischen Objekte den Zugang zum Subjekt ermöglichen sollten“, sagt Regisseur Peter Friedman, „da man den Vorgang des Glaubens weder sehen noch filmen kann; beispielsweise die Bedeutung der Vorfahren für viele Menschen. Aber wenn man sie filmt, wie sie auf bestimmte Objekte reagieren, vermittelt sich auf diese Weise auch ihr Glaube.“

„Der alte polynesische Begriff ‚Mana’ lieferte uns den Schlüssel“, ergänzt Robert Manley. „Die Polynesier haben bereits vor langer Zeit verstanden, dass die Macht der Dinge darauf basiert, was wir über sie wissen oder glauben. Eine alte Waffe, die viele Feinde getötet hat, besitzt wesentlich mehr Mana als eine neue Waffe. Aber diese Vorstellung bezieht sich eben auch auf alle anderen erdenklichen Dinge.“

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Traditioneller Navajo-Hogan: In diesem Familien-Heiligtum kommuniziert der Navajo-Medizinmann mit den Göttern, vollzieht Heilungszeremonien und andere Rituale – oder er geht hier auf Visionssuche, um künftige Ereignisse vorauszusagen.

Um den grundlegenden Gedanken von Mana zu demonstrieren, hält Friedman ein leeres Glas in die Höhe. „Es sieht aus wie ein ganz normales Glas. Aber wenn ich Ihnen sagte, dass es das Letzte war, was Prinzessin Diana berührte, bevor sie ihren tödlichen Unfall hatte, würde dieses Glas für Sie schlagartig eine andere Bedeutung bekommen, oder? Es würde plötzlich wertvoll erscheinen und dieses Wissen würde Ihr Verhalten ändern.“

„Der Unterschied liegt im Mana, von dem Sie spüren würden, dass es von diesem Glas ausströmt. Und die Art und Weise, wie Sie darauf reagieren, würde Ihren Glauben oder Ihren Unglauben daran offenbaren. Mana ist nicht nur das, was die Gebeine eines Heiligen göttlich erscheinen lässt, sondern beinhaltet zu großen Teilen auch das, was Designerschuhe so begehrenswert macht.“

Anthropologisches Infotainment
Zum Glück ist „Mana – Die Macht der Dinge“ dabei nicht zur filmisch-trockenen Suche nach dem Ding an sich oder zur kulturanthroplogischen Lehrstunde geworden. Friedman erklärt:

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Wirbelnder Voodoo-Tänzer: In Ouidah, Benin, glauben die Voodoo- Anhänger, dass es tödliche Folgen haben kann, wenn man das wirbelnde Gewand eines Vorfahren während der Trance berührt.

„Natürlich versuchen wir die Leute aufzufordern, einige ihrer grundlegenden Annahmen zu hinterfragen, aber die Zuschauer werden dabei auch gut unterhalten. Es macht einfach Spaß, diesen Film anzuschauen. Darüber hinaus ist er ein großartiges visuelles Erlebnis. So können die Leute so tief oder so oberflächlich in die Materie eintauchen, wie sie möchten. Für viele bietet der Film die Möglichkeit zur Entspannung, sie hören die atmosphärischen Klänge und die Musik einzigartiger, ungewöhnlicher Lebenssituationen, sie genießen es, durch die Welt gewirbelt zu werden, sie sehen wunderbare Bilder von Menschen und Orten, die sie vielleicht nie selbst zu Gesicht bekommen werden. Und allein die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und sich unter die Entscheidungsträger einer Reihe faszinierender Kulturen zu mischen, reicht aus, um diesen Film in Erinnerung zu behalten.“

„Und das ist völlig in Ordnung“, sagt Manley. „Zwar behandelt der Film ein ernstes Thema – schließlich geht es bei ‚Mana’ um das, was etwas zu etwas Wertvollem macht, aber der Film nimmt sich selbst nicht so ernst. Wir sind alle nur Menschen, und Humor ist jene Eigenschaft, mit der Menschen einem ernsten Aspekt des Lebens am Besten begegnen können.“

Deutscher Titel:
‚Mana – Die Macht der Dinge‘
Regie: Peter Friedman und Roger Manley
Originalfassung: Gedreht in 16 Sprachen, englische Untertitel.
92 min. (inkl. Abspann)
Filmstart: 12. April 2007
Infos: www.manafilm.de