Botschafter zwischen den Welten

Sina Vodjani, Sohn einer Sina Vodjani, Sohn einer französischen Mutter und eines persischen Vaters, ist ein musikalischer Botschafter zwischen den Welten. Geboren 1954 in Isfahan, aufgewachsen in Teheran, San Francisco und Paris, genießt er schon früh die Vielfalt eines Lebens in und mit unterschiedlichen Kulturen. Bereits in jungen Jahren nimmt er Gesangs- und Gitarrenunterricht und studiert später Klavier, Komposition sowie klassische und Flamenco-Gitarre.

Eine mystische Erfahrung veranlasst ihn, sich mit den Schriften verschiedener Glaubensrichtungen zu befassen. Über die Jahre eignet er sich Kenntnisse auf Gebieten wie Qi-Gong, Yoga und Schamanismus an, die auch in sein kreatives Schaffen einfließen. Dieses beschränkt sich nicht auf die Musik, sondern umfasst auch Fotografie und Malerei.

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newsage: Sina, Du bist in Deinem Leben viel herumgekommen. Welche Länder und spirituelle Lehren haben Dich besonders beeindruckt und inspiriert?
Sina: Von Kindheit an war ich ständig in Bewegung und hab schon früh gelernt, mich überall zuhause zu fühlen. Das erste Land, das mich angezogen hat, war Deutschland – hier bin ich mit 21 gestrandet. Mein erster spiritueller Meister kam hier aus Hamburg! Es war mein Kompositionslehrer, Prof. Werner Fritsch. Er hat das Prinzip der Komposition in mir eingepflanzt! Das Außergewöhnliche war, dass er mich nicht in die konventionelle Kompositionstechnik einführte, in Kontrapunkt oder Harmonielehre. Wir haben vielmehr mit den Prinzipien der geistigen Wissenschaft gearbeitet, inklusive Numerologie, I-Ging, usw. Er war ein Schamane, hypnotisch faszinierend! Jedes Mal, wenn ich vom Privatunterricht kam, war ich nicht mehr in dieser Welt. Mein Geist war eingetaucht in die Struktur der Matrix.

Erst später hat es mich gen Osten gezogen. Indien, Nepal und Tibet waren für mich damals das gelobte Land. Ich bin von Ashram zu Ashram gepilgert, habe mir überall alles angehört, angesehen und mitgemacht, und natürlich erwartete ich „den großen Knall“, die plötzliche Erleuchtung!

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newsage: Auf Deinem Weg bist Du bestimmt auch einigen Meistern begegnet. Gab es da besondere Erlebnisse?
Sina: Was mich am meistens beeindruckt und die Richtung meines Lebens verändert hat, war die Begegnung mit Mata Amritanandamayi in Kerala. „Der große Knall“ kam aber nicht, sondern ein leises Gefühl erwachte – ich fing an, das Bewusstsein des „Nicht-Ich“ zu spüren. Amma hat mich mit ihrer unendlichen Liebe zum universellen Bewusstsein erweckt.

Jahre später begegnete ich Seiner Heiligkeit, dem 17ten Karmapa Urgyen Trinley Dorje, wodurch meine CD „Sacred Buddha“ entstand. Ich hatte die große Ehre, im Kloster Tsurphu (Tibet) sein Gast zu sein. Der Karmapa war damals erst 12 Jahre alt und hatte die Ausstrahlung und Souveränität eines Buddha! In seiner Gegenwart zweifelt man keine Sekunde an seiner Identität. Ich war überwältigt von seiner Segenskraft. Und auch hier spürte ich den Klang des „Nicht Ich“, das alles ist – der unergründliche Schöpfer des Universalen Bewusstseins.

Auf die Weise wurde ich immer mehr von der Kreativität des Universums inspiriert. Ich erkannte, dass eigentlich alles, was ich nicht bin, das ist, was ich wirklich bin. Es klingt absurd, aber die Schöpfung selbst ist irrational; man kann sie nicht greifen oder begreifen. Und genau hierin liegt der Quell unendlicher Möglichkeiten für den schöpferischen Menschen.

newsage: Du kombinierst in Deiner Musik moderne elektronische Technik mit alten Instrumenten bzw. Gesängen – für mich eine Art schamanistischer Ansatz, der mir besonders gut gefällt – warum setzt Du diese Gegensätze ein?
Sina: Der Ansatz gefällt mir auch sehr gut! Und ich habe viel Freude daran, Gegensätze zu vereinen. Für mich gibt es weder Gutes noch Schlechtes an sich, es hängt immer davon ab, mit welcher Vorstellung und Absicht man etwas tut. Um es auf die Musik zu übertragen: elektronische oder akustische Instrumente sind nur Werkzeuge, die Töne erzeugen. Es ist die Vorstellung bzw. der Geist des Musikers, der diese Klänge zum Leben erweckt und sie mit Information aus seiner Seele auflädt. Der Klang selbst ist nur ein Transportmittel für Information.

Jede Art von Instrumenten hat seine inhärenten Ausdrucksformen, Stärken und Schwächen. Elektronische Instrumente sind mittlerweile so gut und ausdrucksstark, dass der Laie sie oft nicht von akustischen unterscheiden kann. Ich gehe ganz locker damit um, obwohl ich zugestehen muss, dass natürliche Instrumente einen sehr tiefen und alten Geist haben – sie klingen weise. Am weisesten sind Urinstrumente wie Trommel oder Bambusflöte. Im Gegensatz dazu haben elektronische Instrumente einen sehr jungen Geist und sind noch in voller Entwicklung.

In meinen Arrangements mische ich beide Welten, weil es für mich, wie Du sagst, ein schamanistischer Ansatz ist: Gedankenwellen miteinander zu verschmelzen, Urklänge, spirituelle Botschaften musikalisch so zu arrangieren und zu verpacken, dass es am Ende harmonisch klingt.

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newsage: Und dann sind da noch die Stimmen, Gesänge und Gebete…
Sina: Ja, die Stimmen sind ein wichtiger Teil meiner Arbeit. Es sind meist Gebete, O-töne, die eine spirituelle Botschaft in sich tragen. In meinen Arrangements versuche ich mit allem nötigen Respekt eine Art Tanz zu kreieren bzw. ich lasse ihn sich selbst kreieren. Ich bin nur die ausführende Hand, die sich in einen tranceartigen Arbeitsprozess begibt. Meist arbeiten Komponisten umgekehrt: Erst kommt das Arrangement, dann der Gesang. Ich versuche nicht, meinen Willen durchzusetzen, sondern passe mich an und lasse mich durch einen bereits vorhandenen Gebetsgesang inspirieren.

newsage: Wie auf der CD zu „Zarathustra“, Deinem jüngsten multimedialen Meisterwerk, über das wir schon in unserer letzten Ausgabe berichtet haben…
Sina: Mit „Zarthustra“ habe ich ein Werk erschaffen, von dem ich nicht einmal zu träumen wagte. Nach über drei Jahren Arbeit an CD, DVD und Buch kann ich nur sagen, es ist einfach passiert – als ob ich drei Jahre lang in Trance war. Das einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass ich ständig das Zarathustra-Mantra „Gute Gedanken, Gute Worte, Gute Taten“ wiederholt habe. Egal welche Hindernisse da waren – ich habe mich stets bemüht, gut darüber zu denken bzw. eine gute Lösung zu finden, gut darüber zu sprechen und die Sache so gut wie möglich durchzuführen. Es war ein magisches Erlebnis.