Bäume – gar nicht so lautlos

Bäume sind Wunderwerke der Natur und sie bedeuten Leben: Sie liefern uns eine Menge Sauerstoff und verschiedenste Früchte. Im Sommer spenden sie Schatten und im Herbst erstaunen sie uns jedes Jahr aufs Neue mit ihrer Farbenpracht. Vor Kurzem hat man herausgefunden, dass Bäume sogar Töne von sich geben.

baumNein, es geschieht nicht mittels Instrumenten, die vielfach aus Holz sind. Und es handelt sich auch nicht um die Geräusche, die entstehen, wenn der Wind durch die Bäume rauscht. Bäume machen tatsächlich Töne. Allerdings sind diese meist so leise, dass unser Ohr sie nicht wahrnehmen kann.

Kürzlich haben französische Forscher herausgefunden, dass Bäume, wenn sie zu verdursten drohen, Laute im Ultraschallbereich von sich geben. Die »Rufe« entstehen durch schwingende Gefäßwände, wenn bei Trockenheit der Wasserstrom von den Wurzeln bis in den Baumwipfel zu den Blättern abreißt. Die Töne unterscheiden sich dabei je nach Bewässerungsstatus.

Aber es gibt noch weitere Zeugnisse von »tönenden« Bäumen. Schon Mitte der 1960er-Jahre steckte der englische Forscher John Milburn die Nadel eines Plattenspielers in den Stiel eines Rhizinusblattes. Über die Kopfhörer nahm er ganz leise wahr, dass es in dessen Innersten geheimnisvoll rauscht, flüstert und knackt.

Inzwischen haben Forscher herausgefunden, dass je nach Wetter und Tageszeit im Inneren der Bäume verschiedene Klänge entstehen. Diese akustischen Fingerabdrücke interessieren nicht nur Biologen, sondern auch Klangkünstler, z.B. den Schweizer Marcus Maeder. Mit seinem Forschungsprojekt »Trees: Ökophysiologische Prozesse hörbar machen« untersucht er die Geräusche und Klänge von Bäumen. Und auch die Zürcher Hochschule der Künste und die Schweizer Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft untersuchen das akustische Innenleben der Bäume.

Dabei haben die Forscher weitere Klänge im Baum entdeckt, etwa ein leises Flüstern während der Nacht. Woher dieses feine Geräusch kommt, ist noch ein Rätsel. Eine Theorie dazu lautet: Millionen von winzigen Gasbläschen steigen im Innersten des Stamms auf und produzieren das perlende Rauschen. Solche Geräusche werden mittels hochempfindlicher Interfaces und Verstärker hörbar gemacht. Die Messinstrumente aus der Bioakustik nehmen sonst Fischlaute oder Fledermausrufe auf und verstärken die Geräusche um ein Tausendfaches.

Bäume sind also nicht nur Material- und Nahrungslieferanten für uns. Sie sind sensible Organismen, die auf kleinste Schwankungen in der Umwelt reagieren. 90 Milliarden Bäume wachsen derzeit in Deutschlands Wäldern, so viel Holz wie seit Jahrhunderten nicht mehr – das zumindest zeigte kürzlich die Waldinventur in unserem Land. Viele der Bäume werden dabei älter als hundert Jahre. Absolut schützenswert also!

Film-Tipp
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Das Geheimnis der Bäume
http://www.dasgeheimnisderbaeume.de/

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