Entgiftung

Entgiftung

Die zunehmende Umweltbelastung macht eine bewusste Ernährung und Lebensführung unumgänglich. Da wird es hin und wieder notwendig, den Körper auch von innen zu reinigen – so wie wir es täglich mit unseren Zähnen tun.

EntgiftungSchwermetalle, Düngemittel, Pestizide, Nitrat, Nahrungsmittelzusätze und Schimmelpilzgifte – die Liste der Schadstoffe in unseren Lebensmitteln ist lang. Heutzutage ist nicht mehr die Frage, ob Nahrungsmittel belastet sind, sondern in welchem Maß. Leider weichen die Empfehlungen der Experten für die zugelassenen Schadstoffhöchstmengen deutlich voneinander ab, so dass beim Verbraucher oft Ratlosigkeit herrscht. Dass über die Jahre mehrfach eine Senkung verschiedener zulässiger Grenzwerte für Schwermetalle (z.B. Blei) vorgenommen wurde, lässt das Vertrauen weiter schrumpfen.

Zu den für die Gesundheit kritischsten Schwermetallen, die in der Nahrung enthalten sein können, zählen Blei, Cadmium und Quecksilber. Doch auch Kupfer, Eisen, Nickel, Aluminium u.a. können mit der täglichen Nahrung aufgenommen werden. Von 1995 bis 2002 wurden insgesamt über 28.000 Lebensmittelproben vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hinsichtlich ihres Blei-, Cadmium- und Quecksilbergehaltes untersucht. Das Ergebnis: Nur 7,9 Prozent der Lebensmittelproben wiesen keine messbaren Belastungen auf.

Auch im Lebensmittelmonitoring des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) aus dem Jahr 2011 finden sich in der überwiegenden Mehrzahl der untersuchten Lebensmittel Aluminium, Arsen, Blei, Kupfer, Nickel oder Quecksilber. Nicht selten sind die Lebensmittel mit mehreren Metallen gleichzeitig belastet – die Wechselwirkungen der verschiedenen Schwermetalle sind dabei noch gar nicht untersucht. Bezüglich der einzuhaltenden Grenzen für Lebensmittel tierischer Herkunft durften 2012 laut BVL in Harzerkäse, Hühnereiern, Kalbfleisch, Hering, Nordseekrabbenfleisch und Thunfischkonserven bis zu 3000 mg/kg Aluminium, 1000 mg/kg Kupfer, 40 mg/kg Arsen, 20mg/kg Blei, 10 mg/kg Quecksilber und 8 mg/kg Cadmium gleichzeitig enthalten sein.

Sicher ist daher, dass eine chronische Belastung mit verschiedenen Metallen die Regel ist, so Peter Jennrich, Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, der bereits zwei Bücher zum Thema Schwermetallbelastung geschrieben hat. Jennrich liefert in seinem neuen Buch »Entgiftung« neben zahlreichen Hintergrundinfos und naturheilkundlichen Rezepturen viele Tipps für den Alltag, wie man Schadstoffe jeglicher Art wieder loswird. Das fängt bei einer gesunden Ernährung an, geht über die Wahl hochwertiger Lebensmittel und hört bei aktiven Maßnahmen zur Entgiftung auf. Unsere Fähigkeit, aufgenommene Schadstoffe wieder auszuscheiden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Einen Großteil davon können wir selbst positiv beeinflussen.

Entgiftungsorgane

Unser Körper ist ein Paradebeispiel für eine perfekt aufeinander abgestimmte Kooperation vieler Einzelbausteine zum Wohl eines größeren Ganzen. Bei der Entgiftung spielt besonders der Darm eine Rolle. Ist die Darmschleimhaut intakt und ihre Barrierefunktion in Ordnung, gelangen weniger Schwermetalle und Schadstoffe in den Körper. Die fundamentale Bedeutung des Darms für den Körper wird bereits ersichtlich, wenn man bedenkt, dass die Darmschleimhaut eine einzige Zellschicht darstellt, die an jeder Stelle Nährstoffe aufnehmen kann. Fast 80 Prozent des Immunsystems befinden sich außerdem in Form von Abwehrzellen im Darm.

Auch die Leber, die Stoffwechselgifte, Schwermetalle und Chemikalien entgiften kann, sowie das Lymphsystem, das Schlacken und Schadstoffe im Bindegewebe sammelt und über den Hauptlymphgang ins Blut leitet, sind wichtige Organe bei der Entgiftung. Das Lymphsystem ist ähnlich weit verzweigt wie unser Blutgefäßsystem. Als lebende Filter sind Lymphknoten in den Lymphbahnen zwischengeschaltet, in denen sich verschiedene Arten von Abwehrzellen befinden, die schädliche Stoffe aus dem Lymphstrom filtern. Die Nieren scheiden die Giftstoffe schließlich über den Urin aus. Die gesamte Körperflüssigkeit fließt dabei rund 10-mal pro Tag zur Kontrolle und Entgiftung durch die Nieren.

Entgiftungsmaßnahmen

Wer seine fleißigen Entgiftungsorgane täglich auf einfache, aber hilfreiche Art bei der Arbeit unterstützen möchte, sollte zunächst einige wesentlichen Grundlagen beachten. Dazu zählen eine ausreichende Wasserzufuhr, hochwertige pflanzliche Nahrungsmittel und genügend Bewegung. Peter Jenning empfiehlt außerdem die Anwendung von Heilpflanzen, Heilessig, ätherischen Ölen sowie die Selbstbehandlung der Reflexzonen und die Einnahme von Schüßler-Salzen.

Dem Wasser, das gleichzeitig Lebens-, Lösungs- und Transportmittel ist, sollte ein besonderes Augenmerk gelten. Wasser dient der Energiegewinnung, der Elastizität des Gewebes und der Regulierung der Körpertemperatur. Mit Wasser ist nicht einfach Flüssigkeit gemeint. Säfte und Tees sind zwar auch Flüssigkeit, erfüllen aber nicht in jeder Hinsicht die gleiche Funktion wie pures Wasser. Selbst ein Kräutertee bringt durch die Inhaltsstoffe der Pflanzen eine andere Wirkung mit sich als Wasser. Fruchtsäfte wiederum enthalten Zuckerverbindungen und andere Inhaltsstoffe, die vom Körper verarbeitet werden müssen, ihn also erst einmal nicht entlasten.

Säure-Basen-Haushalt

Ein weiteres Augenmerk sollte dem Säure-Basen-Haushalt gelten. Er stellt ein ausgewogenes Gleichgewicht im Körper her, durch das die im Körper produzierten säurehaltigen Abfallprodukte neutralisiert und ausgeschieden werden. Dies ist für den Körper wichtig, da eine akute Übersäuerung irreparable Schäden verursachen kann. Häufiger besteht eine schleichende Übersäuerung, die zu einem verminderten Wohlbefinden führt. Durch eine chronische unterschwellige Gewebeübersäuerung kann es z.B. zu Rücken- und Gelenkschmerzen, Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen, Allergien, Hautproblemen, vermehrtem Schwitzen, Pilzinfektionen, chronischer Müdigkeit, Konzentrationsstörungen oder einem geschwächtem Immunsystem kommen.

Zucker, tierisches Eiweiß sowie Kaffee zählen zu den Säurelieferanten Nr. 1. Dagegen gelten Gemüse, Obst und Trockenobst als basenhaltige Nahrungsmittel und sollten ausreichend auf dem Speiseplan vertreten sein. Da Stress die Gewebeübersäuerung zusätzlich verstärkt, empfiehlt es sich, zusätzlich zu einer basischen Ernährung auch für genügend Entspannung zu sorgen. Dr. Jennrich empfiehlt zudem bei Bedarf basische Nahrungsergänzung sowie Schüßler-Salze zur Entsäuerung. Hilfreich sind: Nr. 6 Kalium sulfuricum, Nr. 9 Natrium phosphoricum, Nr. 11 Silicea, Nr. 12 Calcium sulfuricum, Nr. 23 Natrium bicarbonicum.

Frische und getrocknete Kräuter

Frische Kräuter wie Löwenzahnblätter, Klee, Sauerampfer, Petersilie, Rosmarin, Salbei, Melisse, Brennessel, Geißfuß, Bärlauch sind – frisch geerntet – wahre Vitalstoffbomben. Wildkräuter enthalten höhere Mengen an Vitalstoffen als konventionell angebaute Pflanzen und können mit guten Pflanzenkenntnissen auch selbst gesammelt werden. Verwendet werden sie als Zutat in Salaten oder anderen Speisen und in Grünen Smoothies. Man kann sie zudem als Frischpflanzensäfte oder Frischkräutertees trinken. Viele Pflanzenheilkräfte werden oft erst durch die Teezubereitung wirksam. Mit dem sogenannten »Sekundenaufguss« bleiben die meisten Inhaltsstoffe der frischen Kräuter erhalten. Vor allem aromareiche Blüten und Blätter werden nur kurz überbrüht. Dazu nimmt man 2 Teelöffel der zerkleinerten Pflanze, die mit ¼ Liter eines gerade siedenden Wassers überbrüht werden. Man lässt sie 20 bis 30 Sekunden lang ziehen, rührt einmal um und seiht ab.

Aus Frischpflanzen lassen sich auch Essenzen und Tinkturen herstellen, in denen sich viele Wirkstoffe noch besser entfalten. In einem Kaltansatz mit Wasser, »Mazerat« genannt, können so vor allem Schleimdrogen wie Leinsamen, Eibisch, Isländisch Moos, Tausendgüldenkraut, Kalmus oder Mistel schonend zubereitet werden. Dazu übergießt man z.B. 1 gehäuften TL mit ¼ Liter kaltem Wasser, lässt sie über Nacht bei Zimmertemperatur stehen. Am Morgen wird der Kaltansatz zunächst bis auf Trinktemperatur erwärmt und dann abgeseiht. Kräuter können natürlich auch getrocknet und zu Tee oder Gewürz verarbeitet werden.

Ätherische Öle und Heilessig

Die reinen, mittels Wasserdampfdestillation gewonnenen ätherischen Öle aus Pflanzen sind hochkonzentriert und -wirksam. 1 bis 2 Tropfen, in der Regel verdünnt mit Wasser oder einem Träger-Öl (z.B. Mandelöl), genügen meist für eine Einreibung oder für das Badewasser. Die medizinische Anwendung von ätherischen Ölen nennt sich »Aromatherapie«, da der Duft der einzelnen Pflanzen im ätherischen Öl intensiv erhalten bleibt. Ätherische Öle können über die Haut (Bäder, Wickel, Massagen), über die Atmung (Inhalation) oder innerlich (Mundspülung) aufgenommen werden.

Peter Jennrich hat auch mit Heilessig gute Erfahrungen gemacht. Essig bietet als Naturheilmittel viele Möglichkeiten zur Stärkung und Gesundheitspflege. Er hat reinigende Wirkungen und bekämpft wirksam Pilze. Ein Heilessig wird z.B. mit Obst oder Kräutern hergestellt. Die Inhaltsstoffe der Pflanzen werden dabei so verändert, dass sie von den Körperzellen besonders gut aufgenommen werden können. Am bekanntesten ist der Apfelessig, dessen gesundheitsfördernde Wirkung berühmt ist. Beim Einkauf sollte Wert darauf gelegt werden, dass der Apfelessig naturtrüb ist und die Zutaten aus kontrolliert biologischem Anbau stammen.

Einen Heilessig herzustellen geht am einfachsten, indem man den Essig mit Gewürzen oder Heilkräutern mischt. Man verwendet dabei 500ml naturtrüben Apfelessig und 20 bis 40 Gramm des jeweiligen Gewürzes (z.B. Curcuma, Ingwer, Bockshornklee, Meerrettichpulver) oder getrocknete Kräuter (Melisse, Lavendel, Ringelblume). Solch ein Heilessig unterstützt die Darmbakterien, die Bildung von Verdauungsenzymen und hemmt Fäulnisbakterien, er fördert die Ausscheidung von Giften über den Darm, regt den Stoffwechsel und das Immunsystem an, erhöht die Elastizität des Bindegewebes, wirkt positiv auf die Fließeigenschaften des Blutes und enthält Mineralien und Spurenelemente in einer vom Körper gut verträglichen Form.

Heilessig kann innerlich oder äußerlich angewandt werden. Für die innere Einnahme sollte man 2- bis 3-mal täglich 1 bis 2 Teelöffel in einem Glas Wasser (200 ml) trinken. Oder man macht regelmäßig eine Mundspülung damit, nimmt ihn als Badezusatz oder für feuchte Wickel.

Heilfasten und Nahrungsergänzung

Eine beliebte Methode, im Frühjahr unnötige Pfunde und Schlacken loszuwerden, ist das Heilfasten. Einst ein religiöses Ritual, um bei weniger »weltlicher« Ablenkung Gott wieder näherzukommen, wird es heute als Möglichkeit genutzt, um zu entschlacken oder dem Körper eine Pause zu gönnen. Es gibt verschiedene Fastenkuren, vom Suppen- über das Saft- bis hin zum Teefasten. Dabei wird möglichst nur Flüssiges zu sich genommen, während viel Bewegung und Einläufe ebenfalls Bestandteil der Kur sein können. Generell gilt: Bei einer Entgiftung kann es anfangs zu Entgiftungsreaktionen kommen, die sich in Kopfschmerz, Müdigkeit, Hautausschlägen o. Ä. äußern. Diese Reaktionen auf noch nicht ausgeschiedene Schlacken und Giftstoffe, weil z. B. nicht ausreichend getrunken wird, sind ein Signal, dass man mit den Entgiftungsmaßnahmen pausieren oder in abgeschwächter Form weitermachen sollte.

Freilich gibt es auch eine Reihe von Nahrungsergänzungsmitteln, wie z.B. Basenpulver, Chlorella, Sango-Korallenpulver oder Heilerde, die basisch wirken und helfen, den Körper zu entsäuern und zu reinigen. Auf lange Sicht ist es jedoch am besten, bereits bei der täglichen Ernährung anzufangen, sich gesund zu halten und seinen Organsimus gar nicht erst übermäßig zu belasten.

Peter Jennrich
Peter Jennrich, Allgemeinmediziner, Heilpraktiker und anerkannter Toxikologe, warnt schon seit vielen Jahren vor den gesundheitlichen Auswirkungen von toxischen Metallen in unserer Umwelt und Nahrungskette (so z.B. im Trinkwasser) und ist der Meinung, dass sie die Hauptursache unserer Zivilisations- und Volkskrankheiten sind.

Buch-TIPP
Entgiften
Peter Jennrich
Entgiften leicht gemacht
196 Seiten, € 16,95
ISBN: 978-3-89901-788-5
Aurum in J. Kamphausen