Alte Frau

Die Rolle des Bewusstseins im Heilungsprozess

Die Journalistin Katarina Michel hat mit der Heilerin Renée Bonanomi einen Interviewband erstellt, der tiefe Einblicke in das Wirken der Schweizer Heilerin gibt. Ihre Ansichten sind geprägt vom Glauben an die Richtigkeit allen Geschehens und die Göttlichkeit in jedem einzelnen Menschen. Im Laufe ihres Wirkens hat sie erkannt, dass Heilung im Bewusstsein eines Menschen beginnt und jedes Heilungsgeschehen ganz individuell verläuft. newsage stellt Ihnen einen Ausschnitt aus dem Buch (Wie Heilung ohne Heiler geschieht) vor, in dem besonders auf die Rolle des Bewusstseins beim Heilungsprozess eingangen wird.

bonanomi Katarina Michel: Sich selbst besser zu erkennen scheint ein zentral wichtiger Punkt bei der Heilung zu sein. Alles entsteht aus der Erkenntnis über sich selbst.

Renée Bonanomi: Das ganze Leben zeichnet sich durch ein immer wieder auftretendes Ungleichgewicht aus. Die klassischen Rollenspiele – Männlich–Weiblich, Opfer–Täter – drücken das aus. Einmal befindet sich ein Mensch in der Rolle des Opfers, ein andermal ist er der Täter. Solange der Mensch diese Rollen spielt – und er spielt sie, weil sie Teil seiner Entwicklung sind und er durch dieses »Lebensspiel« Erkenntnisse über sich selbst sammelt –, kann man nicht von wahrer Heilung sprechen. Erst durch das Erkennen des »Ich bin« oder durch die Einsicht des »Ich erzeuge das Ungleichgewicht« kann man eine Lösung finden und sich für eine wirkliche Heilung öffnen. Der Mensch ist dann nicht mehr in einer passiven Rolle, er erwirkt für sich aus dem Ungleichgewicht (»Ich bin Opfer und in meinem Umfeld ist ein Täter«) ein neues Gleichgewicht (»Ich bin Opfer, aber gleichzeitig auch Täter«). Der Mensch formuliert für sich ein neues Verständnis von Einheit.

Es ist ausgesprochen radikal, die Auffassung zu vertreten, dass eine Person gleichzeitig Opfer und auch Täter ist – wenn wir bei diesem Rollenspiel bleiben wollen. Man sagt so leicht, als Täter finde man schon seine Opfer, wobei mir durchaus bewusst ist, dass wir hier nicht vom gesellschaftlichen Rechtsverständnis oder einer allgemeinen Ethik sprechen. Aber für die geistige Entwicklung jedes Einzelnen wäre es schon ein Schritt nach vorne, wenn man nicht sofort jeden Konflikt nach außen projizieren würde. Es könnte beispielsweise bedeuten, Wut oder Aggressivität nicht sofort nach außen zu bringen, sondern zuerst einmal nach innen zu gehen, zu lauschen und sich zu fragen: »Was hat das Ganze mit mir zu tun?«

Alles »Nicht-Wissen« zeigt sich faktisch immer erst durch die Projektion nach außen. Man sucht dort sein vergessenes Ich. Es ist ein Prozess, bei dem es kein MUSS gibt. Es ist eine freiwillige Entwicklung, ein inneres Erwachen.

An welcher Stelle tritt dann Krankheit als äußere Widerspiegelung eines inneren Konfliktes auf? An welcher Bruchstelle entwickelt sich das falsche Denken, das Nicht-Einfühlen, das falsche Wollen zu einer Krankheit?

Es beginnt in der Zelle. Bei der Zelle, die karmisch schon mit dem ganzen Programm imprägniert ist. Ich habe gesehen – auch durch mein jahrelanges Astrologie-Studium – wie stark der Mensch mit allem verbunden ist. Jeder Einzeller ist kosmisch eingebunden. Das ganze kosmische Geschehen spielt sich auch in uns ab, es ist nicht von uns trennbar. Deshalb wirkt auch die Vergangenheit mit, denn es ist ein universelles großes Spiel. Wenn man daher eine Krankheit individuell betrachtet, muss man dennoch zugleich auch den kosmischen Hintergrund mit einbeziehen. Es ist nicht möglich, das Kleine vom Großen, den Mikrokosmos vom Makrokosmos zu trennen.

Das Leben würde uns nie mit etwas in Kontakt bringen, das falsch oder schädlich für uns wäre. Das ist ein Gesetz von entscheidender Bedeutung – und der Mensch muss es endlich erkennen! Der Mensch will leben, deswegen gibt es einen Weg vom »Nicht-Wissen« zum »Wissen«. Der Mensch will das Leben gestalten, will es erkennen, will sich hin zu einem größeren, weiteren Bewusstsein entwickeln. Wichtig dabei ist vor allem, nicht zu werten oder gar zu bewerten. Es hat alles seinen richtigen Platz in der Schöpfung.

»Heilen können wir nur durch Selbsterkenntnis.«
Renée Bonanomi

Der Mensch bewertet, indem er in Gut und Böse, in Falsch und Richtig unterscheidet. Solche Bewertungen machen diese Entwicklung schwieriger, wenngleich sie selbstverständlich völlig natürlich sind. Gleichzeitig offenbaren sie auch die Schönheit des Lebensspieles an sich. Alles, was geschieht, ob wir es gut oder schlecht nennen, ist ein unverzichtbarer Teil der WIRKLICHKEIT.

Muss immer hinter jeder Krankheit, hinter jedem Ereignis, das im Leben geschieht, eine persönliche seelische Geschichte, ein individueller Prozess stecken?

Ja, weil sich der Mensch immer noch nach außen bindet. Daher geschieht zuerst etwas im Äußeren, damit er lernen kann. Natürlich kann man auch schon vorher zu einer Erkenntnis gelangen und vorsichtiger, achtsamer mit einer bestimmten Situation umgehen. Aber wenn irgendetwas geschieht, dann hat dies immer mit dem Betroffenen zu tun. Jedem Betroffenen bietet sich so immer die Chance, zu erkennen, dass hinter allem, was ihm widerfährt, ein tiefer Sinn verborgen ist, der durch eine geheimnisvolle Sprache zu uns spricht. Die Schöpfung enthält keinen Fehler, auch das Nicht-Wissen ist kein Fehler in dem Sinne, wie das Wort allgemein verstanden wird. Es wirkt immer die Fülle der Schöpfung. Es ist alles gewollt. Alles Geschehen ist aus dem Wissen geboren, weil es leben, weil es neu gestalten möchte. Das ist allerdings eine »absolute« Sicht. Der Mensch sieht nur schwerlich das Ganze, da seine Wahrnehmung begrenzt ist. Es könnte jedoch eine Inspiration für ihn sein, innerlich anzunehmen, dass alles LEBEN eins und alles Leben VOLLKOMMEN ist!

Sind dann zum Beispiel auch Bakterien und Viren, die Krankheiten verursachen, aus dieser absoluten Sicht nur Nicht-Wissen, das zu Erkenntnis führen soll?

Ja. Diese »Energieträger« treten ins Dasein, damit einem das »Nicht-Wissen« begegnet, um das Gesetz des Lebens zu erkennen.

Das ist ein faszinierender Gedanke, aber praktisch stößt er doch auf erhebliche Widerstände. Es ist doch ohnehin schon eine schwierige Situation, wenn man krank ist, und in dieser kritischen Lage auch noch zu einer so tiefen Erkenntnis zu kommen, das Bakterium oder das Virus als Nicht-Wissen zu erkennen, das zum Wissen führen will … wie soll das funktionieren?

Wer die Sprache oder die Botschaft wirklich verstanden hat, die hinter jeder Krankheit steckt – hat keine Erkrankung, keine Bakterien, keine Viren mehr! In dem Moment, in dem die Botschaft verstanden wird, gibt es keine Bindung mehr. Die Viren und Bakterien haben dem Betroffenen das Wissen gebracht – und damit ihre Aufgabe erfüllt. Es ist ein riesiges Spiel, ein großer Weg zu wirklicher Weisheit, auf dem sich in unbegrenzter Zahl Ursache-Wirkung-Geschehnisse abspielen und auch wieder auflösen.

Welche Rolle spielt dann in diesem Geschehen ein Antibiotikum? Können wir das präzise definieren?

Man nimmt das Antibiotikum, und damit kann ein Krankheitssymptom verschwinden. Das ist auch gut so. Aber die Krankheit hatte trotzdem etwas zu sagen – und zwar für jeden, der davon betroffen war! Welchen geistigen Hintergrund hat zum Beispiel meine Entzündung, und welche Form wähle ich, um dieser Krankheit zu begegnen? Dazu gehört beispielsweise auch die Dankbarkeit, etwas lernen zu dürfen, etwas verstehen zu können. Das Wichtigste jedoch ist, zu erkennen: »Was möchte mir die Krankheit sagen?« Jede Krankheit spiegelt uns etwas. Man sollte ihre ureigene Botschaft, ihre geheimnisvolle Sprache erfassen: Es gilt, zurückzugehen, zurückzuschauen und nach innen zu lauschen, was die Krankheit zu sagen hat.

Es kann sich aber zu einem äußerst anstrengenden Prozess entwickeln, ständig zurückzugehen, jedes Detail der Vergangenheit anzuschauen. Man hat inzwischen doch so viel vergessen. Ist die Schöpfung wirklich so kompliziert?

Ja – und man kann es nicht durch das Denken vereinfachen. Man muss es geschehen lassen. Es geht um das einfache Zuhören. Es geht darum, still zu werden und zu schauen, was mir das LEBEN sagen will.

Ein ganz normaler Prozess im Falle einer Erkrankung verläuft doch nach einem einfachen Muster: Wenn etwas Negatives passiert, will man es schnell loswerden, um weiter zu funktionieren. Man will nicht allzu viel hinschauen, analysieren oder nachfragen. Man nimmt eventuell ein bestimmtes Medikament, und das Leben geht weiter.

Ja, das darf man auch. Auch das ist in Ordnung. Es liegt allein an uns, wie wir mit einer Krankheit umgehen. Aber gerade weil in uns alles gespeichert ist, ist es gut und wichtig, zu versuchen, die Botschaft der Krankheit zu verstehen – und es ist immer eine Botschaft enthalten.

Und wenn ich die Symbolik der Sprache, die Botschaft der Krankheit, nicht entschlüsseln kann und keine Antworten auf meine Fragen bekomme?

Wenn man ruhig wird, versteht man auch die Sprache. Die Intelligenz des Lebens versucht immer, uns innerlich zu erwecken. Sie will, dass man sie versteht! Es geht darum, einfach nur ruhig zu bleiben. Alles andere ist nur Ursache-Wirkung. Handlung, die mit Nicht-Verstehen verknüpft ist. Es ist einfach ein großer Wirrwarr, ein kosmisches Spinnennetz. Man kann nur ahnen, um welche Hintergründe es geht. Wenn man aber aus dem Rahmen heraustritt, sich aus der Zeit herausbegibt, dann fühlt man, dass es um die Liebe und um das Wissen geht. Auch wenn man nur wenig weiß, öffnet sich doch ein Raum für das Vertrauen, dass alles mit der Liebe lösbar ist. Wenn man sich dann entspannt und versucht, in der Liebe zu bleiben, kann sich etwas auflösen. Wenn, meiner Wahrnehmung nach, die Zellen im Körper angespannt sind, senden diese auch eine verspannte Energie in den Körper. Versucht man hingegen, sich tief zu entspannen, entspannen sich auch die Zellen – und man wird offener. Das vollzieht sich natürlich nicht auf einmal, das alles benötigt Zeit. Je mehr man sich bemüht und achtsam bleibt, umso weiter gelangt man auch in Richtung auf die Erkenntnis. Einfach still sein und der Botschaft lauschen, dann stellt sich die Einsicht ein. Alles, wirklich alles ist Liebe. Es geht darum, nicht zu denken, sondern nur zu sein. Kein Denken, nur Sein!

Personenporträts
Dr. phil. Katarina Michel (Abb. links), Jahrgang 1964, ist Autorin und leitet am Bodensee ein Zentrum für ganzheitliches Bewusstsein, wo sie als Beraterin und Seminarleiterin tätig ist.

Renée Bonanomi ist seit über 30 Jahren Heilerin und spirituelle Lehrerin. Sie lebt in der Schweiz und gibt ihr Wissen auch in Seminaren zum geistigen Heilen und zur Medialität weiter.

Buch-TIPP
Renée Bonanomi, Hrsg. Katarina Michel
Wie Heilung ohne Heiler geschieht – Die heilende Kraft des Bewusstseins
160 Seiten, € 16,95
ISBN: 978-3-89427-636-2
Aquamarin Verlag