Der direkte ZEN-Weg zur Befreiung

Zensho W. Kopp gilt als einer der bedeutendsten spirituellen Meister der Gegenwart. Der international bekannte Autor zahlreicher spiritueller Bücher unterweist eine große Gemeinschaft von Schülern und leitet in Wiesbaden das Zen-Zentrum Tao Chan.

»Nach allen Seiten tretet ihr euch die Füße platt, was sucht ihr denn? Es gibt im Außen keinen Buddha zu suchen.« – Zen-Meister Lin-chi, 9. Jh.

Wozu sich mit irgendwelchem intellektuellen Abfall das Hirn vollstopfen? Welcher Nutzen soll darin liegen, wie ein Hund in allen Ecken herumzustöbern und lauter altes Zeug ins Maul zu nehmen? Greifen wir lieber in unseren eigenen Schatz, denn die Wahrheit, die wir suchen, ist uns näher als wir uns selbst.« So mahnt Zen-Meister Zensho W. Kopp in seinem neuen, zwei CDs umfassenden Hörbuch. Zensho ist einer der bedeutendsten westlichen Zen-Meister der Gegenwart. Er steht in direkter Dharma-Nachfolge von Zen-Meister Soji Enku (1908–1977) und unterweist im Wiesbadener Zen-Zentrum Tao Chan eine große Gemeinschaft von Schülern. So wie er in seinen Vorträgen und Unterweisungen dafür bekannt ist, »Klartext« zu reden, so enthält auch sein Hörbuch nicht nur Zen-Gleichnisse und -Parabeln, sondern klare Aussagen über den »direkten Zen-Weg zur Befreiung«. Und so lautet auch der Titel der Doppel-CD, die den Hörer in 145 Minuten zum Kern des Zen führt.

Das Aufgeben aller Täuschungen

»Wir müssen unser Vertrauen auf Erkenntnis durch begriffliche Festlegung völlig aufgeben.« Das will Zensho mit den eingangs zitierten Worten drastisch klarmachen und betont an anderer Stelle: »Alle künstlichen Methoden und Lehren sind in den Augen des Zen nichts weiter als ein Gaukelspiel – Luftblasen im leeren Raum.« Mehr noch: »Es gibt nichts zu erreichen und es gibt auch keine heilige Wahrheit zu verwirklichen«, so Zensho. Der Zen-Weg erfordert also als Erstes, sämtliche gedanklichen Konzepte und Erklärungsmuster und ebenso alle künstlichen spirituellen Techniken über Bord zu werfen. »Denn die Wirklichkeit unseres wahren Seins kann niemals zum Gegenstand logischer, verstandesmäßiger Erklärungen gemacht werden«, sagt Zen-Meister Kopp. So ist Zen mit Zensho nichts Verkopftes, sondern »radikal empirisch«: »Wenn du wissen willst, wie Tee schmeckt – dann trinke Tee! Willst du wissen, wie ein Apfel schmeckt? – Dann beiß hinein in den Apfel!« So rüttelt Zensho mit den direkten, kraftvollen Beispielen und Zen- Geschichten den Hörer wach und fegt das konditionierte Bewusstsein hinweg:

Als der im 9. Jahrhundert lebende chinesische Zen-Meister Ting eines Tages eine Brücke überquerte, begegneten ihm drei hohe buddhistische Gelehrte. Einer der Gelehrten wollte Meister Tings Zen-Verständnis prüfen und fragte ihn: »Der Fluss ist tief, und sein Grund muss ausgelotet werden. Was bedeutet das?« Kaum hatte er seine Frage gestellt, packte ihn Meister Ting mit beiden Händen und war drauf und dran, ihn von der Brücke zu stoßen. Doch die beiden anderen Gelehrten hielten ihn fest und riefen: »Halt, hör auf! Bist du verrückt geworden? Lass sofort los!« Ting ließ den Gelehrten daraufhin los und sagte: »Hättet ihr mich nicht zurückgehalten, hätte ich ihn den Grund des Flusses selbst ausloten lassen!«

Zensho W. Kopp
Die direkte Erfahrung ist es, die uns weiterführt, und so betont Zensho: »Nur wenn wir selbst eintauchen in den grenzenlosen Ozean des Einen Geistes – dann wissen wir, was die Wahrheit ist.« Und wenn wir uns von allen Konzepten befreien, dann »offenbart sich die grenzenlose Weite des Einen Geistes als der Donner der Stille, der das ganze Universum erschüttert.«

Der Weg der Befreiung

Für den Hörer können Zenshos Ausführungen in den neunzehn Kapiteln des Hörbuches – unter anderem über Täuschung, Loslassen, Klarschau, den wahren Zen-Geist und die Heiterkeit des Geistes – auch zu einer Art »Donner« und Initialzündung werden und wachrütteln. Etwa wenn Zensho mit den Worten von Zen-Meister Yung-chia aus dem 8. Jahrhundert mahnt:

Die Sache von Leben und Tod ist gewaltig und die Vergänglichkeit packt schnell zu. Wie kann man sich da noch mit Nebensächlichkeiten aufhalten?

So hat »die schmerzliche Erfahrung von Leid oder Enttäuschung endlich ihren Zweck erreicht, wenn in uns das Verlangen nach Befreiung wach wird … und wir uns auf den rettenden Weg zur Befreiung begeben«, sagt Zensho. »Jeder Augenblick, den wir erleben, ist ein göttliches Geschenk und eine einmalige Gelegenheit zur Verwirklichung, denn niemand weiß, ob er noch fähig sein wird, den nächsten Atemzug zu tun. Deshalb sollten wir unbedingt erkennen, dass es äußerst dringlich ist, uns jetzt auf den spirituellen Weg einzulassen. Sonst wird unser Tod nur der jämmerliche Abschluss eines sinnlosen Lebens sein«, so rüttelt der Zen-Meister den Hörer wach und sagt weiter: »Zu welcher Weltanschauung wir uns auch immer bekennen mögen, es bleibt uns letztlich doch nicht erspart, diesen Weg zu gehen.« Denn: »Den dauerhaften Frieden unseres wahren Selbst erfährt man nur in einer Umkehr nach innen, zur ,wahren Quelleʻ allen Glücks.‘«

Zenshos direkter Weg des Zen führt dabei immer wieder über die persönliche, individuelle Erfahrung, und er warnt auch vor einem »spirituellen Materialismus«: »Wer aber glaubt, er müsse nur bestimmte spirituelle Praktiken anwenden, mit denen er dann ganz automatisch ans Ziel seines geistigen Strebens gelangt, unterliegt einem gewaltigen Trugschluss.« Ein Irrweg der Zen-Praxis sei es beispielsweise, während der Sitzmeditation nur auf die Erleuchtung zu warten: »Wie können wir hoffen, durch bloßes, stumpfes Herumsitzen zur Einsicht unseres wahren Wesens zu gelangen? Wenn wir krampfhaft versuchen, Erleuchtung durch stundenlanges Sitzen mit gekreuzten Beinen zu erlangen, töten wir den wahren Geist des Zen.« Aber ebenso falsch ist nach Zensho eine Meditation, die nur in schönen, beseligenden Gefühlen badet. »Im wahren, ursprünglichen Zen geht es vielmehr darum, überall und zu jeder Zeit einen nicht-anhaftenden Geist zu bewahren, so dass wir in freier, nicht-identifizierter Weise mit den Dingen umgehen«, betont Zensho, und genau das ist der Kern seines Zen: »Dass wir die Dinge besitzen, ohne dass die Dinge uns besitzen. Dass wir handeln ohne Ich-Bezogenheit, so dass wir innerlich frei sind vom Handeln. Dies ist wahres Leben aus, durch und im Zen.«

Zu einer solchen inneren Ein- und Umkehr regt der »Klartext« in dem neuen Hörbuch tatsächlich an – auch dank des Sprechers Helge Heynold, langjähriger Regisseur und Redakteur beim Hessischen Rundfunk, der selbst Zazen praktiziert und sein Verstehen ins Lesen einfließen lässt.

Hörbuch-TIPP
Zensho W. Kopp
Der direkte ZEN-Weg zur Befreiung
Sprecher: Helge Heynold

2 CDs
145 Minuten, € 17,99
ISBN 978-3-86266-051-3
Verlag: steinbach sprechende bücher

Erscheint im Herbst auch in englischer Sprache!

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