Energie, Sex und Transzendenz

Viele von uns kennen die Sehnsucht nach erfüllendem Sex und dem Einssein mit dem Partner. Keith Sherwood ist überzeugt: Sobald einschränkende Glaubenssätze und Tabus mental überwunden sind, lässt sich sexuelle Energie beim Sex durch die Aktivierung der Chakren befreien und steigern. In seinem Buch »Im Bett mit Shiva« verrät er, warum diese Energie uns in ungeahnte Ekstase versetzen kann und wie tiefe Liebe und wahre Intimität zur transzendenten und somit zur spirituellen Erfahrung werden. Wir sprachen mit ihm über seine Erkenntnisse.

»Mit Sex zur Transzendenz?«, frage ich Keith Sherwood und erkläre ihm, dass Sexualität für viele Menschen eher der profanen, weltlichen Ebene zuzurechnen sei. »Auch wenn viele Menschen die transzendente Natur menschlicher Sexualität noch nicht verstehen«, antwortet er, »ist es doch in Wahrheit so, dass die ihr zugrunde liegende Energie so stark ist, dass sie zur Ekstase führen kann, wenn sie während eines intimen Kontakts freigesetzt wird. Dieselbe Energie, die wir Prana nennen, kann uns auch als ausgesprochen hilfreiches Werkzeug dienen, wenn es darum geht, transzendente Bewusstseinzustände und neue Ebenen der Intimität mit einem Partner zu erreichen.«

Es geht also um Energie – und genau davon handelt sein Buch »Im Bett mit Shiva«, in dem Keith Sherwood das menschliche Energiefeld detailliert beschreibt und erklärt, welche Rolle es beim Sex und in Beziehungen spielt. Mit einer Fülle von kleinen Übungen, Atemtechniken und meditativen Affirmationen, die leicht umzusetzen sind, zeigt er uns hier, wie man diese Energie steigern, stärken und steuern kann, z.B. durch die Aktivierung der Chakren und die energetische Aktivierung von ungeliebten und daher vernachlässigten Körperbereichen.

Wenn die Energie in unserem System nicht fließt, kommt es nämlich häufig nicht nur zu körperlichen Erkrankungen und Beschwerden, sondern auch zu Einschränkungen in unserem sexuellen Erleben. »Ein blockierter Energiefluss in den psychisch-materiellen Chakren«, so Sherwood, »führt meist auch zu sexuellen Störungen wie Impotenz oder vorzeitige Ejakulation bei Männern und Frigidität oder Orgasmusschwierigkeiten bei Frauen. Beinahe jede Aversion gegen normale Sexualpraktiken kann auf eine Störung in diesen Chakren zurückgeführt werden.«

newsage 5/2012
Sex mit Spirit! Das Titelthema der newsage-Ausgabe 5/2012 dreht sich rund um die Einheit von körperlicher und geistiger Liebe:

David Deida

 

Mit Sex über das Selbst hinaus

Mitgefühl – die höchste Form der Liebe

Energie, Sex und Transzendenz

 

Interview mit Keith Sherwood

Tantra nach der SkyDancing-Methode

Traditionelle Tantra-Einweihung

 

Daniel Odiers Erfahrungen im Himalaya

Zusammenspiel polarer Kräfte

 

Beziehungen verstehen und verbessern

Herzensabenteuer: dem Tiger begegnen

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Doch Sherwood geht es nicht primär um eine »Normalisierung« der Sexualität oder die Therapie sexueller Dysfunktionen. Es geht ihm vielmehr um eine energetische Entdeckungsreise, die weit über jede Normalität hinausreicht und ungeahnte Erfahrungen verspricht. Dazu gehört die Entdeckung verschiedener nicht-physischer Energiezentren wie etwa die unserer drei Herzen.

»Drei Herzen?«, frage ich verwundert. »Es mag seltsam klingen«, antwortet Sherwood, »aber jeder Mensch kommt tatsächlich mit drei Herzen auf die Welt. Auf der linken Seite der Brust findet sich das erste Herz – das bekannte menschliche Herz. Direkt in der Mitte des Brustbeins liegt das zweite Herz, das Herz-Chakra. Und auf der rechten Seite der Brust, genau gegenüber des menschlichen Herzens, befindet sich das dritte Herz: Atman

Soweit die anatomischen Details. Doch was genau hat es mit diesen drei Herzen auf sich? »Das menschliche Herz spielt eine große Rolle in Beziehungen«, erklärt Keith Sherwood. »Doch es kann Energie lediglich reflektieren. Das ist auch der Grund, warum es so beschränkt und unzuverlässig ist.« Ihm zufolge sind Beziehungen, die auf diesem Energiezentrum basieren, stets flatterhaft und mit Leid und dem klassischen »Herz-Schmerz« verbunden. Ein einziges Auf und Ab, das keine Grundlage für eine dauerhafte und sexuell erfüllende Beziehung sein kann.

»Das Herz-Chakra andererseits«, fährt Sherwood fort, »ist ein Wirbel, durch den Energie in der Form von Prana in das Energiefeld der jeweiligen Person eintritt. Diese Energie kann nicht so leicht blockiert werden und das ist auch der Grund, warum Ekstase unvermeidlich wird, sobald beide Sexualpartner ihr Herz-Chakra aktiviert haben und Prana freizügig miteinander teilen. Wie dem auch sei, nur wenn beide Partner ins dritte Herz – Atman – übergewechselt sind, werden Intimität und Freude permanent, und beide können alle Vorzüge genießen, die transzendenter Sex und eine transzendente Beziehung mit sich bringen.«

»Um sexuelle Intimität und Liebe dauerhaft zu verwirklichen, muss man sich in Atman zentrieren – dem dritten Herzen –, denn nur von dort kann das Universelle Bewusstsein direkt in unserem Energiesystem auftauchen. Sind Sie richtig in Atman zentriert, ist Ihnen bewusst, dass Sie eins sind mit dem Universellen Bewusstsein. Allein schon deshalb sind Sie in der Lage, unaufhörlich Vergnügen, Liebe, Intimität und Freude zu erfahren und diese Eigenschaften mit dem Partner zu teilen.«

Doch wie kann ich mir diese Tranzendenz vorstellen und wie passen da Shiva und Shakti hinein, die einerseits im Tantra Mann (Shiva) und Frau (Shakti) in der sexuellen Vereinigung bezeichnen, andererseits laut Sherwood für Bewusstsein (Shiva) und Energie (Shakti) stehen? Keith Sherwood erklärt: »Im Tantra dient das Göttliche Paar (Shiva und Shakti) als Archetyp für die sexuelle Liebe (Eros) und eine transzendente Beziehung: Die sexuelle Ekstase, die zwei Menschen zusammen erleben, wird als grundsätzlich identisch mit der des Göttlichen Paares angesehen – doch nur nachdem beide Partner in der Lage sind, ihre tiefsten, authentischen Wesenszüge in sich selbst zu akzeptieren. Für Männer sind dies die universellen Qualitäten des Göttlichen Maskulinen und für Frauen sind es die universellen Qualitäten des Göttlichen Femininen.«

»Gegensätze ziehen sich an«, fährt Sherwood fort. »Wenn beide Partner in der Lage sind, die universellen Qualitäten des Göttlichen Maskulinen und Femininen miteinander zu teilen, werden die Grenzen, die uns vom Transzendenten trennen, sich aufzulösen beginnen. Und wenn dies geschieht, wird die menschliche Sexualität über den bloßen Akt der Fortpflanzung erhoben; sie wird zu einem Vehikel, mit dessen Hilfe wir Transzendenz erreichen können.«

Schön und gut. Doch was bedeutet das hinsichtlich der sexuellen Erfahrung? Manchen Menschen fällt es schwer, sich »göttlichen Sex« oder Sex mit einem Gott oder Archetyp vorzustellen. »Sie lernen, den Bewusstseinszustand orgasmischer Glückseligkeit zu verwirklichen«, erklärt Sherwood,»der statt einem rein genitalen Orgasmus die Erfahrung eines ganzkörperlichen, multiplen oder gar endlosen Orgasmus möglich macht. In einem solchen Orgasmus ist das gesamte Energiesystem involviert. Sie erfahren den Zustand des Einsseins mit dem eigenen Selbst, dem Partner, dem Universellen Bewusstsein – und das bedeutet Transzendenz oder auch Erleuchtung.«

Das klingt verlockend, aber wie fange ich das praktisch an? Indem ich jede einzelne Übung durchgehe, die Sherwood in seinem kompendiösen Werk beschreibt? Welchen Rat kann mir der Energie-Coach hier geben? »Finde einen Partner, dem du vertraust und den du sexuell attraktiv findest«, meint Sherwood pragmatisch. »Und dann folge einfach deiner Entdeckerfreude.«

Zur Person
Keith Sherwood ist Therapeut, Heiler, international bekannter Autor und Coach für Energiearbeit. Seine Vorträge über Liebe, Karma und Chakren finden regelmäßig auch im deutschsprachigen Raum statt.

Weitere Informationen

Buch-TIPP
Keith Sherwood
Im Bett mit Shiva. Eros, Sex und Tranzendenz
240 Seiten, € 17,99
ISBN: 978-3-466-34525-0
Kösel