Hilfe bei Kundalini-Krisen

Gabriel Cousens untersuchte als Mitbegründer der ersten Kundalini-Krisen-Klinik die Auswirkungen einer ungewollten Aktivierung der Kundalini-Energie auf Körper und Psyche. Seine Ernährungsempfehlungen gehören zu den Grundlagen einer harmonischen Entwicklung spiritueller Kräfte. Exklusiv für newsage interviewte Sibylle Nova in den USA den bekannten Arzt, Psychiater und geistigen Lehrer.

Nova: Sie sind einer der wenigen Psychiater, die sich mit der Kundalini-Energie und den durch ihre Aktivierung bedingten Krisen beschäftigt haben. Was sind Ihre Erfahrungen?
Cousens: Ich erfuhr das Erwachen der Kundalini selbst 1975, als Swami Muktananda seine spirituelle Energie auf mich übertrug. Ich erlebte alle dafür typischen Phänomene, wie die Öffnung der Chakras, Visionen usw. So hatte ich durch meine eigene Erfahrung und durch meine Ausbildung als Psychiater die Voraussetzungen, um Menschen zu helfen, die beim Erwachen der Kundalini aus der Balance geworfen wurden. Mit Dr. Lee Sanella (Autor von „Kundalini-Erfahrung und die neuen Wissenschaften“) gründete ich 1976 die erste Kundalini-Krisen-Klinik.

Viele Zen- Studenten kamen zu uns. Im Zen wird die Kundalini nicht berücksichtigt. Wenn sich die Kundalini aber beim Zen-Sitzen durch spontane Bewegungen, die so genannten „Kryas“, bemerkbar macht und die Kryas einen bewegen, während man eigentlich still sitzen und sich nicht bewegen soll, denkt man leicht: „Ich bin verrückt“. So haben wir anfangs oft mit Leuten gearbeitet, die ein spontanes Erwachen der Kundalini erfuhren und dachten, das etwas mit ihnen nicht in Ordnung sei.

Nova: Haben Sie mit chemischen Substanzen geholfen oder energetisch gearbeitet?
Cousens: Die größte Hilfe, die wir den Leuten gaben, war zu sagen: „Du bist okay, das ist nur die Kundalini. Du wirst nicht verrückt.“ Innerhalb einer Stunde sorgten wir dafür, dass viele Leute sich viel gesünder und glücklicher fühlten. Man muss wissen, was los ist. Das ist der geistige Aspekt bei der Sache. Aber es gibt auch die Möglichkeit, dass die Kundalini erwacht und die feinstofflichen Gefäße für die Energie nicht stark genug sind. Normalerweise erwacht die Kundalini nur dann, wenn diese „Gefäße“ stark genug sind. Außerdem gibt es ein schwaches, ein mittleres und ein starkes Erwachen der Kundalini, aber die Gefäße mancher Leute sind mitunter zu zerrüttet.

Deshalb haben wir die „sechs Grundlagen“ der spirituellen Ernährung entwickelt, um die feinstofflichen Gefäße zu stärken, so dass sie die Energie halten können. Wenn man in einer spirituellen Tradition praktiziert, gibt es eine Energie, die die Dinge unter Kontrolle hält. Gopi Krishna beispielsweise hatte keinen Kundalini-Meister und so durch seine Kundalini-Aktivierung immens gelitten, da auch seine Gefäße zu schwach waren. Ich kenne eine Frau, deren Kundalini erwachte, während sie ein Kind gebar. Ihr System war nicht stark genug und so wurde sie aus der Balance geworfen. Solche Schwierigkeiten, die beim Erwachen der Kundalini durch zu schwache feinstoffliche Gefäße entstehen, sind jedoch etwas ganz anderes als eine Psychose. Da die meisten Psychiater aber kein entsprechendes Training haben, wissen sie das Eine nicht vom Anderen zu unterscheiden.

Nova: Sigmund Freud sagte: „Die Psychose leugnet die Realität und versucht sie durch etwas anderes zu ersetzen.“
Cousens: Eine manisch-depressive Psychose ist etwas ganz anderes als das Erwachen der Kundalini. Nur weil eine Menge Energie durch das System rauscht, ist das noch nicht die Kundalini. Bei einer Psychose sind die Neurotransmitter außer Balance und das Denken wird wahnhaft. Es ist, als wäre das ganze System entzündet und die Körperenergie ist außer Balance. Die Energie eines manischen Menschen explodiert regelrecht aus ihm heraus und danach bricht er energetisch völlig in sich zusammen. Eine scheinbare Ähnlichkeit zu den Kundalini- Erfahrungen besteht darin, dass manche Psychotiker das Gefühl haben, spirituell zu sein. Aber dabei handelt es sich um Wahnvorstellungen. Sie glauben, sie wären Jesus oder König David. Sie leben in einem Chaos wahnhafter Ideen und darunter sind manchmal auch Vorstellungen spirituellen Inhalts.

Nova: Wie helfen Sie diesen Menschen?
Cousens: Ihnen die richtige Ernährung geben, sie wieder mit der Erde in Verbindung bringen, sie motivieren im Garten zu arbeiten etc. Es gibt da ein ganzes Protokoll, aber zunächst muss man herausfinden, was mit ihnen los ist.

Die Darstellung zeigt den Buddha, in sich ruhend und meditierend in der sich harmonisch entfaltenden Kundalini-Kraft.

Nova: Was gilt es bei der Ernährung zu beachten?
Cousens: Beginnen stärkere Energien zu erwachen, stillen viele Meditierende den entstehenden Heißhunger nach Süßem, indem sie vermehrt zuckerhaltige Speisen zu sich nehmen – mit all den fatalen Folgen eines schwankenden und zu niedrigen Blutzuckerspiegels. Sinnvolle Abhilfe für den „spirituellen Heißhunger“ nach Süßem bringt der langsame Genuss eines Teelöffels Honig (1-3mal pro Tag) als eine Art „erste Hilfe“. Noch besser ist jedoch eine Yin-betonte Ernährung mit komplexen Kohlenhydraten wie eingeweichten Nüssen, Samen, Obst, Gemüse und Getreidesprossen, da sie zu einem langsamen Freisetzen von Glukose im Blut führt. So wird genügend „Treibstoff“ für die heilende Wirkung spiritueller Energien im Nervensystem zur Verfügung gestellt.

Nova: Zwischen 1952 und 1994 wurden vom NIMH (National Institute for Mental Health) insgesamt 232 neue psychiatrische Krankheitsbilder definiert, wofür ihnen mehr als eine Milliarde Dollar zur Verfügung standen. Das ist doch für die pharmazeutische Industrie eine sehr lukrative Entwicklung.
Cousens: Mag sein, aber diese Leute denken, „wir tun das Beste, was wir können“. Das hat historische Gründe. In den USA hat sich das Bewusstsein nach dem Flaxman- Report verändert. Dieser Report wurde im 19. Jahrhundert von den Rockefellers finanziert, um alle homöopathischen Schulen als ineffektiv hinzustellen, so dass alle dem allopathischen Weg folgen mussten. Das hat alles verändert. Die homöopathische Schule ging unter, die allopathische Schule kam an die Macht und die Leute dachten, „das ist neu, das ist großartig“.

Heute, mehr als hundert Jahre später, ist klar, dass allopathische Methoden, wie Impfungen und Antibiotika, zumindest langfristig gesehen nicht wirklich gut funktionieren. Man mag das NIMH kritisieren, aber man muss auch wissen, dass sowohl das NIMH als auch das NIH (National Institute of Health) sehr gründliche Recherchen durchgeführt haben, die darauf hinweisen, dass der enorme Anstieg geistiger und seelischer Erkrankungen mit der Anwendung bestimmter Medikamente in Beziehung steht.

Nova: Das klingt ermutigend. Ich dachte, dass letztlich alle Regierungsstellen von Lobbyisten, in dem Fall von der Lobby der Pharmaindustrie, betrieben werden.
Cousens: Ganz und gar nicht. Es gibt solide Untersuchungen über Antidepressiva und über Medikamente gegen Angstzustände, die zeigen, dass diese Medikamente sehr schädlich sind. So zeigen Untersuchungen, dass Medikamente gegen psychotische Zustände umso häufiger Rückfälle erzeugen, je höher die Dosis ist und je länger man sie einnimmt. Untersuchungen in Yale zeigen, dass 80 Prozent der Menschen, die Antidepressiva bekommen, manisch-depressiv werden. Und die Tendenz zum Suizid steigt sogar um das Dreifache. Es gibt also innerhalb unseres Gesundheitssystems Untersuchungen auf höchster Ebene, die zeigen, dass Medikamente, die auf das Gehirn einwirken, die Selbstheilungskräfte schwächen.

Nova: Was sind derzeit Ihre Hauptaktivitäten?
Cousens: Ich bin in mehrere Friedensprojekte involviert. Eines ist „Peace Everyday“, wo Menschen für den Planeten Erde meditieren. Wir wissen, dass dies wirkt. Es gibt über 300 soziale Experimente, die zeigen, dass Meditation die sozialen Strukturen auf dem Planeten verändert. Und wir schaffen Friedensgruppen im Mittleren Osten. Ein weiteres Projekt ist der Dialog mit arabischen Israelis, einer kleinen Minderheit von Sufi s und Muslimen, die wirklich verstehen, dass wir Semiten alle Söhne und Töchter Abrahams sind.

Nova: Vielen Dank für das Gespräch!